15. Wer der kleine Übeltäter ist

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„Aber wie wollen wir das anstellen?", fragte der zweite Detektiv.

„Zuerst sollten wir zu Remington Paramoure fahren und ihn warnen. Schließlich soll er heute Nacht überfallen werden", antwortete Justus.

„Sollten wir nicht lieber zuerst Cotta informieren?", hakte Bob sich in die Diskussion ein. Der Erste nickte und griff zum Telefon. Doch als auch nach dem zweiten Versuch, den Inspektor an die Strippe zu bekommen, niemand ans Telefon ging, schlug der erste Detektiv vor: „Dann lasst uns doch zuerst in die Coast Road fahren, eventuell erbarmt sich unser Inspektor zwischenzeitlich, uns zurückzurufen."

„Justus! Justus! Junge, wo steckst du denn schon wieder?", schallte es da von draußen.

Entnervt verdrehte der erste Detektiv die Augen und trat aus der Zentrale, seine beiden Kollegen dicht hinter ihm.

„Ja, Tante Mathilda! Was gibt es?", rief Justus nach draußen.

„Da bist du ja endlich, Neffe. Es hat jemand einen Brief für euch in den Briefkasten geworfen. Hier." Sie reichte dem Ersten einen Briefumschlag und fügte hinzu: „Und übrigens: Titus wollte später mit seinen neuesten Errungenschaften vorfahren. Er hat angekündigt, dass er eure Hilfe gut gebrauchen kann."

Justus nickte und die drei Detektive verschwanden wieder in ihrer Zentrale.

„Noch mehr Arbeit können wir so gar nicht gebrauchen. Wir haben besseres vor, als deinem Onkel wieder beim Abladen zu helfen", seufzte Bob.

„Lasst uns doch erstmal den Brief genauer unter die Lupe nehmen", erwiderte Justus und öffnete den Umschlag. Heraus kamen ein krakelig beschriebener Zettel und ein Bild.

„Was steht auf dem Zettel, Just?", fragte Peter ungeduldig. „

Warte doch mal einen Moment", rügte ihn der erste Detektiv. „Da steht- Oh nein", entfuhr es dem Ersten.

„Was ist, Just? Nun sag schon!"

„Hier steht: ‚Kommt gar nicht erst auf die Idee, unsere Aktion heute Nacht zu stören. Sonst wird es dem werten Mr. Paramoure schlecht ergehen. Und keine Polizei!'"

Bob schluckte. Das hieß, sie konnten nichts ausrichten. Sie würden warten müssen, bis die Ganoven ihren Zug gemacht hatten. Erst jetzt registrierte er das Foto, das auf dem Tisch vor ihm gelandet war. Es zeigte den Kopf eines Mannes, durch dessen Hals jemand mit Edding einen Strich gemalt hatte. „Wer ist dieser Mann, Erster?", hakte der dritte Detektiv nach.

„Das ist Mr. Paramoure", antwortete Justus niedergeschlagen.

„Du weißt auch nicht, was wir tun sollen, oder?", fragte Peter ratlos.

„Nein, Kollegen. Ich halte es für viel zu gefährlich, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen. Wir können Waver nicht einschätzen und wir wissen nicht, ob er uns überwacht. Dieses Risiko können wir nicht eingehen."

„Und das heißt?"

„Das heißt, dass wir eine Art freien Nachmittag vor uns haben. Wir müssen diesen Zug unseres Gegners abwarten", schloss Justus.

„Aber wie soll Waver wissen, dass wir wissen, was er vorhat? Dann muss er uns doch irgendwie ausspionieren. Aber er kennt uns doch gar nicht", warf der zweite Detektiv in den Raum.

„Das ist in der Tat äußerst mysteriös. Wir können nur spekulieren. Vielleicht ist eine Kamera hier in unserer Zentrale angebracht worden. Lasst uns nach ihr suchen", schlug der Erste vor und sie machten sich ans Werk.

Justus suchte die eine Seite der Zentrale ab, seine Kollegen nahmen sich die andere Seite vor. In der Mitte der Wand trafen Bob und Peters Arme sich und Bob spürte das starke Kribbeln, das seinen Körper plötzlich flutete. Ein Blick in Richtung seines Detektivkollegen genügte um festzustellen, dass es ihm genauso ging. Die tiefe Verbundenheit in Peters Augen nahm Bob fast den Atem, als sie nebeneinander standen und sich in die Augen blickten.

Erst nach einer gewissen Zeit erinnerten sie sich wieder daran, dass sie gerade eine Kamera suchten. Der dritte Detektiv suchte mit den Augen die obere Hälfte der Wand ab und sein Blick stolperte schließlich über das kleine Brett an der Wand. Er meinte, zwischen zwei Büchern etwas aufblitzen zu sehen. Wieder wanderten seine Augen über die Stelle und tatsächlich, zwischen den beiden Buchrücken glänzte etwas Silbernes auf. Er streckte seinen Arm aus und griff nach dem mysteriösen Gegenstand. Siegessicher zog er eine kleine Kamera hervor. „Ich habe sie, Freunde!", rief er, obwohl Peter nach wie vor ziemlich genau neben ihm stand.

„Zeig mal her", forderte dieser. „Ja, du hast Recht. Eine kleine Kamera", sagte er.

„Ach, ne. Wie ich bereits eben sagte", maulte Bob und rollte mit den Augen. Justus stieß zu ihnen und schaute sich den kleinen Spion genau an.

„Leider hat sie keine Speicherkarte oder ähnliches. Das Videomaterial scheint live auf ein Gerät übertragen zu werden. Nur ist nicht ersichtlich, um welches Gerät oder wenigstens welches Netz es sich dabei handelt. Die einzige Handlungsmöglichkeit, die uns bleibt, ist die Zerstörung unseres unliebsamen Mithörers", erklärte er.

„Mit Vergnügen", grinste Peter, ließ die Kamera fallen und trat beherzt drauf. Mit einem zufriedenstellenden Knacken gab das Plastik unter seinem Fuß nach und die Kamera hatte ihren Dienst quittiert.

Justus, Peter und Bob hatten an diesem Nachmittag entschieden, unterschiedlicher Wege zu gehen. Der erste Detektiv hatte sich unter Protest bereiterklärt, Onkel Titus beim Abladen zu helfen, Bob hatte sich mit einem Buch in seinem Zimmer verzogen und Peter wollte surfen gehen. Sie hätten sich nicht zwingend aufteilen müssen, doch falls sie immer noch beschattet wurden, wollten sie auf Nummer sicher gehen und von den Verbrechern nicht als gefährlich eingestuft werden. Wenn sie Zeit zusammen verbrachten, konnte es von außen schnell so aussehen, als würden sie einen Plan aushecken.

Bob saß ein wenig gelangweilt über sein Buch gebeugt, doch so wirklich konnte er sich nicht auf die Zeilen konzentrieren, die langsam vor seinen Augen verschwammen. Heute war für seinen Geschmack deutlich zu viel passiert. Erst der missglückte Besuch beim CSD, dann das Geständnis, das Einsteigen in Wavers Wohnung, die Drohnachricht, das Finden der Kamera.

Als der dritte Detektiv seufzend aufstand, um sich etwas zu trinken aus der Küche zu holen, klingelte es gerade an der Tür und als er öffnete, stand ein keuchender und vom Surfen noch nasser Peter vor ihm. Seine Begrüßung lautete: „Kann ich reinkommen? Wir hatten doch noch etwas zu besprechen."

Die drei Fragezeichen und der ganz normale WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt