20. Wer der Sprachlose ist

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Am nächsten Nachmittag saßen die drei Detektive bei einer Cola in der Zentrale und besprachen die restlichen Einzelheiten ihres Falles. „Also noch mal von vorne. Es hat alles eigentlich nur mit einer Vase angefangen?", fragte Peter gerade zum zweiten Mal, da er einfach nicht zu glauben schien, dass ein so einfacher Gegenstand einen Menschen so sehr in Rage versetzen konnte.

„Ja, so scheint es. Waver hat gestern alles gestanden und am Anfang scheint es tatsächlich nur um eine Vase gegangen zu sein", antwortete Justus.

„Wavers Mutter war schwer krank und pflegebedürftig und wollte schon lange solch eine Vase haben. Das war sozusagen ihr letzter Wille. Und als er im Internet von einer Auktion erfuhr, auf der genau so eine Vase versteigert werden sollte, war sein Ehrgeiz gepackt", fügte Bob hinzu.

„Genau. Und zufällig handelte es sich genau um die Auktion, auf die ich zusammen mit Onkel Titus gefahren bin. Er hatte vorher den Sicherheitsdienst bestochen, sodass dieser während der Auktion fernbleiben würde und Waver sich in Ruhe die Vase unter den Nagel reißen konnte. Zuerst versuchte er es noch mit Bieten, doch als ihn jemand überbot, wollte er sich die Vase klauen. Als auch das scheiterte, sann er Rache an Will Rodriguez. Da er wusste, dass dieser schwul war, wollte er ihm auf dem CSD auflauern", erzählte der erste Detektiv weiter.

„Und als er dort die ganzen feiernden Menschen gesehen hat, ist er so sauer geworden, dass er um sich geschossen hat. Zum Glück ist nur eine Frau verletzt worden", führte Peter die Zusammenfassung fort.

„Das war wahrscheinlich die Frau, die wir haben schreien hören, Peter", fügte Bob hinzu.

Der zweite Detektiv nickte und erzählte weiter: „Auf der Auktion hat er Skinny getroffen, den er noch von früher kannte und sie haben entschieden, in der Aktion ‚Vase' gemeinsame Sache zu machen. Skinny hat dann Justus von der Auktion gehen sehen und hat Waver vorgewarnt. Er, Skinny und seine Komplizen vom Sicherheitsdienst wollten sich am Strand besprechen und dort kamen wir beide ihnen dann in die Quere."

Bob griff den Faden auf: „Nach dem CSD haben sich die Ganoven besprochen und ihren Raub geplant. Skinny ist in unsere Zentrale eingedrungen, als wir alle ausgeflogen waren, und hat eine Kamera installiert. So konnten sie mithören und zuschauen, dass wir ihren Plan durchkreuzen wollten. Daraufhin kam die Drohnachricht."

„Nachdem der Coup vorerst geglückt war, kam Skinny zu uns mit der Anweisung, uns in Wavers Wohnung zu locken. Er überzeugte uns davon Waver hinter Gitter bringen zu wollen und wir ließen uns darauf ein. Dort sollte er uns eine Weile „beschäftigen", bis Collin eintreffen würde. Wir durchsuchten die ganze Wohnung und hörten den Anrufbeantworter ab und als wir gehen wollten, wurden wir von ihm leider bitterböse überrascht. Doch zum Glück war Inspektor Cotta mal wieder zur rechten Zeit am rechten Ort", schloss Justus.

„Nur eins erschließt sich mir nicht: Woher wusste Inspektor Cotta, dass wir Hilfe brauchen?", fragte Bob nach.

„Tja, ganz einfach. Durch die Büsche", grinste Peter.

„Durch die Büsche?", fragte der Dritte ungläubig.

„Ja-ha. Als ich gesagt habe, dass ich noch mal für kleine Jungs muss, habe ich Inspektor Cotta angerufen und ihn gebeten, sofort zur genannten Adresse zu kommen, wenn wir uns nicht innerhalb von zwanzig Minuten bei ihm melden. Und zum Glück hat er sich an unsere Absprache gehalten."

„Oh Gott, Peter. Du hast uns das Leben gerettet", lachte der dritte Detektiv erleichtert und konnte sich nun nicht mehr beherrschen. Da die beiden nebeneinander auf dem Sofa saßen, lehnte er sich zu ihm hinüber und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Peter errötete leicht und grinste seinen Freund von der Seite an.

„Ah, danke, dass ihr mich auf diese Weise daran erinnert. Eine Frage habe ich nämlich auch noch", gab Justus zu. „Der Meisterdetektiv hat eine Frage. Das ist ein revolutionärer Moment in der Geschichte der drei Fragezeichen", lachte Bob, „Schieß los, Erster!"

„Und zwar: War die Geschichte, die du, Peter, Waver aufgetischt hast eine minutiös geplante Schauspieleinlage oder- Ist es möglich, dass ihr tatsächlich, also-"

„Nur raus damit, Just", munterte der zweite Detektiv seinen Kollegen auf. Es schien ihm eine gewisse Genugtuung zu bereiten, dass Justus einmal sprachlos war.

„Ist es möglich, dass ihr ein Paar seid?"

Eine kurze Stille entstand. Bob und Peter sahen sich an. Nickten sich zu. Und Bob sagte, mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Zum Glück muss ich für diese Frage nicht sonderlich weit ausholen, sondern kann sie mit einem einfachen ‚Ja' beantworten."

Die drei Fragezeichen und der ganz normale WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt