Es war der nächste Morgen. Peter war gestern rund eine Stunde später wieder gegangen und Bob hatte sich wieder in sein Buch vertieft. Er hatte versucht, früh zu schlafen, um gewappnet für die Ereignisse des heutigen Tages zu sein, doch der Gedanke daran, dass sie einen Einbruch tatenlos geschehen ließen, behagte ihm ganz und gar nicht.
Dementsprechend müde war er, als er an diesem Morgen seine Augen aufschlug und sich mit schwachen Gliedern aus dem Bett quälte. Eine kalte Dusche schaffte Abhilfe und ein klein wenig wacher tapste er in die Küche, um sich ein Frühstück einzuverleiben.
Um neun Uhr am Vormittag stieg er schließlich in seinen Käfer und fuhr zum Schrottplatz, denn er war sich sicher, dass zumindest ihr Erster bereits Stellung in der Zentrale bezogen hatte.
Tatsächlich wurden seine Erwartungen nicht enttäuscht, als er die Tür des Wohnwagens öffnete und Justus über den Computer gebeugt vorfand. „Guten Morgen, Erster. Was liest du da?"
„Och, nur den Artikel in der Rocky Beach Today über den Überfall bei Mr. Paramoure am gestrigen Abend", nuschelte der erste Detektiv, ohne Bob wirklich zu beachten.
„Wo ist Peter, Just?", fragte der dritte Detektiv weiter.
„Mh?" Erst jetzt schaute der erste Detektiv vom Bildschirm auf und fügte an: „Wo Peter ist? Ich denke, er repariert draußen ein Auto. Onkel Titus hat uns damit beauftragt, einen Wagen wieder auf Vordermann zu bringen, der morgen von einem Kunden abgeholt werden soll. Ich habe es bis eben vorgezogen, mich in die Zentrale zurückzuziehen und den Artikel zu studieren. Geh schon mal vor, ich werde gleich zu euch stoßen." Bob nickte nur, um diese Uhrzeit war sein Gehirn noch nicht wach genug, um den Wortschwall seines Kollegen zu verarbeiten.
Er verließ die Zentrale und sah sich auf dem Gelände des Gebrauchtwarencenters um. Auf der Zufahrt stand ein dunkelroter alter Buick, über dessen geöffnete Motorhaube ein konzentrierter Peter lehnte. Die Sommerhitze hatte ihn dazu gebracht, sein Shirt auszuziehen und es neben sich auf den Boden zu legen.
Der Dritte fühlte sich stark an den gestrigen Abend erinnert und auch sein Herzklopfen meldete sich wieder. Trotzdem machte er von hinten einige Schritte auf den zweiten Detektiv zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erschrocken zuckte der Zweite ein wenig zurück, entspannte sich aber augenblicklich wieder, als er Bob erkannte. „Ach, du bist's. Deine Hand ist so schön kühl, kannst du die mir mal ausleihen?", lachte Peter und nahm Bobs Hand in seine. Seine Haut war glühend heiß.
„Willst du nicht mal eine Pause machen? Sonst holst du dir sicher noch einen Sonnenbrand", fragte der dritte Detektiv.
„Es ist lieb, dass du dich so um mich sorgst. Aber keine Sorge, so schnell verbrenne ich schon nicht", erwiderte Peter ein wenig gerührt.
„So, Kollegen. Hier bin ich!", rief Justus einmal quer über den halben Schrottplatz und Bob und Peter ließen sich schnell los. Erst jetzt fiel Bob auf, dass sie sich die ganze Zeit an den Händen gehalten hatten. Der dritte Detektiv hoffte inständig, dass der erste Detektiv auch diese Berührung nicht mitbekommen hatte. Er merkte, dass er das nun schon häufiger gehofft hatte und plötzlich beschlich ihn so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Justus wusste nichts von ihnen, von ihren Gefühlen. Er wusste nicht einmal, dass sie beide schwul war. Hätten sie es ihm sagen müssen?
„Wollt ihr nicht wissen, was in dem Artikel stand?", fragte Justus, als seine beiden Kollegen keine Reaktion zeigten.
„Doch, doch. Stand etwas darin, das unsere Ermittlungen voranbringen könnte?", fragte Bob nach.
„Und ob. Anscheinend hat eine Überwachungskamera auf Mr. Paramoures Anwesen die Verbrecher gefilmt, als sie sich unerlaubterweise Zutritt zu seinem Haus verschafft haben. Diese Spur wäre es also wert zu verfolgen, Kollegen. Lasst uns direkt losfahren, mit ein wenig Glück ist Paramoure zu Hause."
„In Ordnung, Erster. Der Motor dieses Schätzchens sollte auch wieder laufen. Ich starte den Wagen zur Sicherheit eben ein Mal, dann können wir fahren", erwiderte Peter und deutete dabei auf den reparierten Buick.
Als der zweite Detektiv gerade in den Wagen steigen wollte, hörten die drei Detektive plötzlich eine bekannte Stimme vom Eingang des Gebrauchtwarencenters zu ihnen hinüber rufen: „Na, ihr drei Schlaumeier. Ich könnte eure Hilfe gebrauchen!"
Verwundert blickten sich die Freunde an und sahen dann zu dem jungen Mann, der zielstrebig auf sie zukam. Der Typ, der nun direkt vor ihnen stand und schief grinste, war niemand geringeres als Skinny Norris.
„Skinny?", rutschte es Peter ungläubig heraus.
„Wir drei hatten definitiv keinen guten Start in diesem Fall", begann Skinny und deutete dabei auf Bob und Peter, „Aber ich habe euch etwas Wichtiges zu berichten. Nur nicht hier draußen."
Justus nickte und deutete auf den Wohnwagen: „Dann lasst uns in die Zentrale gehen."
„Wie bitte?", Peters Stimme klang schrill: „Du willst Skinny- ich wiederhole: Skinny Norris in unsere Zentrale lassen? Das ist, als würdest du einen hungrigen Wolf auf eine Herde Schafe loslassen, Erster!"
„Ganz ruhig, Schisser Shaw. Ich habe nicht vor, eure Bude auseinanderzunehmen."
Als sie schließlich in der Zentrale saßen, fing der Erzfeind der drei Detektive an zu erzählen: „Zuerst einmal muss ich etwas beichten: Ich war Beteiligter. Waver hat mich angeheuert, um die Vase zu stehlen. Und ich bin hier, um ihn bei euch anzuschwärzen. Er hat mir und seinen anderen Komplizen eine Entlohnung versprochen, wenn wir ihm bei seinem Coup helfen. Nun hat er seine Vase und lässt uns hängen. Ich habe ihm mit der Polizei gedroht, doch er hat nur gelacht, dass er sowieso untertaucht, sobald seine Mutter die Vase hat."
„Seine Mutter?", lautete Justus erste Frage. „Ja, seine Mutter. Er hat die Vase für sie gestohlen. Fragt mich nicht, warum."
„Du wusstest, dass wir an dem Fall dran sind, oder?", fragte Bob weiter.
„Und ob. Schließlich war ich derjenige, der Waver überhaupt auf euch aufmerksam gemacht hat. Und der die Kamera hier installiert hat."
„Du bist sowas von gerissen, Skinny Norris. Zuerst verrätst du uns und jetzt kommst du angekrochen, weil du deine Entlohnung nicht bekommst. Das nenne ich eine Doppelmoral", regte sich der erste Detektiv auf.
Skinny erwiderte hämische grinsend: „Aber ihr werdet mir helfen. Denn für euch steht ein ungelöster Fall auf dem Spiel."
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Die drei Fragezeichen und der ganz normale Wahnsinn
RomanceEs sind Sommerferien. Und während Justus verzweifelt nach einem neuen Fall sucht, kommen Bob und Peter ihrem ganz persönlichen Geheimnis auf die Schliche. boyxboy - PeterxBob begonnen: 24.10.2022 beendet: 25.02.2023