Einen Moment lang überlegte Bob, ob er mit Peter sprechen sollte, dann entschied er sich dafür, sein albernes Schweigen zu brechen. „Den Zettel habe ich hinter dem Vorhang gefunden. Da stehen einige Zeichen und Zahlen drauf, aber ich werde nicht wirklich schlau daraus."
„Zeig mal her", forderte der zweite Detektiv und streckte seine Hand aus. „Mmh, das sagt mir jetzt auch nichts. Egal, wir nehmen ihn mit. In der Küche steht ein Anrufbeantworter, du musst dir mal die letzte eingegangene Nachricht anhören."
Sie gingen gemeinsam in die Küche, wo auf der Arbeitsplatte ein kleiner Anrufbeantworter platziert war. Peter drückte einige Knöpfe und prompt ertönte eine sonore Stimme, die die zuletzt eingegangene Nachricht ankündigte: „Letzte Nachricht. Heute, 11:00 Uhr." Danach war eine tiefe Männerstimme zu hören: „S, O, T, Z. Stimmt's oder hab ich Recht, Waver? So originell war dein Rätsel jetzt auch nicht. Man sieht sich."
„Das war alles?", fragte der Dritte verwirrt.
„Ja, das war alles", seufzte Peter, „Lass uns noch schnell Schlafzimmer und Bad durchsuchen und dann so schnell wie möglich von hier verschwinden."
Das Absuchen der anderen beiden Zimmer verlief erfolglos und so verließen die Detektive die Wohnung schnell wieder, schlossen die Tür ab und atmeten schließlich erleichtert auf, als sie sich auf die weichen Sitze des MGs fallen ließen.
„Und jetzt?", fragte der Zweite.
„Ich denke, Just erwartet uns in der Zentrale", erwiderte der dritte Detektiv und Peter startete nickend den Motor. Bevor er auf die Straße fuhr, legte er sanft eine Hand auf Bobs Oberschenkel. Es schien wie eine Art Friedensangebot. Der dritte Detektiv zögerte nicht lange und legte seine Hand auf die des zweiten Detektivs. Daraufhin streichelte dieser sein Bein ein wenig und Bob merkte, wie er ihn mit einem sanften Lächeln von der Seite ansah. Dann zog er seine Hand langsam weg und fuhr zum Schrottplatz.
Als die beiden die Tür zur Zentrale aufstießen, rechneten sie mit dem Anblick eines konzentrierten Justus. Doch niemand war da. Sie ließen sich auf das etwas schäbige Sofa plumpsen und Bob legte den Zettel aus der Wohnung vor sich auf den Tisch. Er beugte sich etwas vor und studierte die Zahlen und Buchstaben noch einmal genau. Doch so sehr er sich auch zu konzentrieren versuchte, die Abfolge erschloss sich ihm nicht.
„Was machst du da?", fragte Peter und lehnte sich ebenfalls ein wenig vor, um einen Blick auf den Zettel auf dem Tisch werfen zu können.
„Ich versuche, die Kombination auf dem Zettel zu verstehen", nuschelte Bob angestrengt nachdenkend. Der zweite Detektiv lehnte sich wieder zurück und ging dazu über, den Rücken des Dritten zu kraulen.
„Bob, lass gut sein. Just wird in zehn Minuten hier reinschneien und uns dann nach gut dreißig Sekunden erklären, was es mit diesem Code und der Nachricht auf dem Anrufbeantworter auf sich hat."
„Der Anrufbeantworter!", rief Bob aus, „Den hatte ich ja vollkommen vergessen. Warte, was ist, wenn die Nachricht und die Kombination etwas miteinander zu tun haben?"
„Warum sollten sie? Du könntest genauso gut fragen, was ein Fisch mit der Wüste zu tun hat", nörgelte Peter zum wiederholten Male an diesem Tag.
„Ja, natürlich! Weil sie zueinander passen!"
„Jetzt drehst du komplett durch, mein Bobbelchen. Hast du einen Hitzschlag?", amüsierte sich der zweite Detektiv. Mit einem fachmännischen Blick hielt er seine Hand an die Stirn des dritten Detektivs und orakelte: „Sie leiden an Workalcoholism, der nur durch gemeinsam verbrachte Zeit mit einer geliebten Person geheilt werden kann." Er grinste breit.
„Lass mich nur eben meine These zu Ende ausführen", stoppte Bob ihn. „Wir haben RB, CR27, D26, 21 und S, O, T, Z. Das ist genau die gleiche Anzahl an Stellen des Codes, nämlich vier. Und wenn man davon ausgeht, dass sie in der richtigen Reihenfolge stehen, kommt dabei heraus -" Er stockte kurz, stand auf, holte einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier und schrieb etwas auf. Dann las er vor: „Es könnte heißen: RB S, CR27 O, D26 T, 21 Z oder S RB, O CR27, T D26, Z 21. Aber was soll das alles heißen?"
„Wolltest du nicht geheilt werden?", fragte Peter und holte Bob aus seinen Gedanken zurück.
„Nein, du wolltest mich heilen. Das macht einen großen Unterschied", grinste der Dritte und lehnte sich auf dem Sofa zurück, um Peter direkt ansehen zu können.
„Das kommt aufs Gleiche raus", erwiderte der zweite Detektiv und nahm das Gesicht des Dritten in seine Hände.
„Sag mal, irgendwie bist du eifersüchtig auf den Fall und die Arbeit, oder?", stellte Bob fest und schüttelte lachend mit dem Kopf.
„Ich will die Zeit mit dir eben genießen und nicht mit Ermittlungen und gewalttätigen Schützen teilen. Ich habe lange genug darauf gewartet, endlich auf diese besondere Weise meine Zeit mit dir verbringen zu können. Jetzt will ich sie auch in vollen Zügen genießen."
Nur einen Sekundenbruchteil, nachdem das letzte Wort verklungen war, lagen ihre Lippen wieder aufeinander. Peter rutschte näher an den dritten Detektiv heran, sodass ihre Oberschenkel sich berührten. Eine seiner Hände platzierte er auf Bobs Bein und strich darauf sachte auf und ab.
„Und das war jetzt nicht in der Öffentlichkeit?", grinste Bob gegen die Lippen seines Detektivkollegen, als diese sich wieder voneinander gelöst hatten.
„Muss das jetzt sein?" Peter verzog den Mund.
„Nein, muss es nicht. Ich möchte dich nur verstehen", beschwichtigte der Dritte den Rotschopf.
„Ich versteh mich ja selber nicht", gab der Zweite zu.
„Das ist okay. Lass uns später oder morgen oder wann auch immer darüber reden. Und du musst nicht eifersüchtig auf die Arbeit sein. Wir werden noch genug Zeit für traute Zweisamkeit haben, wenn der Fall abgeschlossen ist. Unser Geständnis ist-", er sah auf die Uhr, „gerade einmal zwei Stunden her."
„Naaa guuut", Peter zog die Worte in die Länge, grinste dann aber und sagte schließlich: „Jetzt gib mal den Zettel her."
Er schien es sich doch nicht nehmen zu lassen, auch einen Blick auf das Rätsel zu werfen, obwohl er sonst immer wieder beteuerte, dass er bei nächster Gelegenheit das Detektivbüro verlassen würde. Immer wieder sagte er, dass ihm die Arbeit zu stressig und zu gefährlich war, doch wann immer sich ein neuer Fall auftat, war er wieder voll und ganz dabei. Bob grinste in sich hinein. Alles war so wie immer. Naja, fast alles.
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Die drei Fragezeichen und der ganz normale Wahnsinn
RomanceEs sind Sommerferien. Und während Justus verzweifelt nach einem neuen Fall sucht, kommen Bob und Peter ihrem ganz persönlichen Geheimnis auf die Schliche. boyxboy - PeterxBob begonnen: 24.10.2022 beendet: 25.02.2023