Die drei Fragezeichen und der ganz normale Wahnsinn

Special - Der Spülschwamm

Nervös an seiner Unterlippe zupfend saß Justus im Besucherraum des Polizeipräsidiums von Rocky Beach. Die unbequeme Lehne des Stuhles, auf dem er saß, bohrte sich nun schon seit einer halben Ewigkeit in seinen Rücken.

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und lehnte sich zurück. Zum bestimmt hundertsten Mal fragte er sich, warum er überhaupt hergekommen war. Innerlich verfluchte er sich für diese bescheuerte Idee. Normalerweise basierten die Entscheidungen des ersten Detektivs vollständig auf der Abwägung vollkommen rationaler Argumente.

Nur heute war es anders. Er war seinem Herzen gefolgt, hätten seine Kollegen jetzt wohl gesagt. Meine Güte, sogar, wenn er diesen Satz nur dachte, wurde ihm schlecht. Energisch schüttelte er den Kopf, wie, um den Gedanken aus seinem Gehirn zu vertreiben.

„Na, wen haben wir denn da? Also ich hätte ja einigen Menschen hier erwartet, die sehnsüchtig auf meine Ankunft warten, aber du standst auf dieser Liste definitiv nicht sehr weit oben, Justus Jonas."

Die ihm so bekannte Stimme riss den Ersten aus seinen Gedanken. Auf einmal schlug sein Herz doppelt so schnell wie noch einige Sekunden zuvor und er verfluchte sich selbst dafür, sich am Morgen zwei Tassen Kaffee in den müden Schädel gekippt zu haben. Sein Puls glich einem Maschinengewehr.

„Und da ist Sherlock Holmes im Breitformat auch noch sprachlos. Ich werd nicht mehr", lachte der junge Mann nun. „Muss wohl an meinem unwiderstehlichen Charme liegen", grinste er selbstgefällig und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare.

Noch immer brachte Justus kein Wort heraus. Wie hatte er sich das hier eigentlich vorgestellt? Jedenfalls wesentlich einfacher als es sich gerade herausstellte. Wären Bob und Peter doch gerade hier. Sie hätten ihm sicherlich sagen können, wie man in so einer Situation reagierte. Obwohl sie ihm wahrscheinlich eher den Vogel gezeigt hätten, weil er sich mit niemand geringerem als Skinny Norris traf. Freiwillig, wohlgemerkt.

„Du wirkst nicht so, als wärst du wegen etwas anderem hier, als nehme ich dich einfach mal mit", schlussfolgerte Skinny und streckte seine dünnen Finger nach dem ersten Detektiv aus. Aus Mangel an Alternativen griff er nach der Hand und ließ sich von seinem Erzfeind nach oben ziehen. Ein Kribbeln machte sich in der Magengrube des Ersten breit. Was war das? Warum bekam er kein Wort heraus? Wieso dachte er so viel über jede einzelne seiner Gesten und Bewegungen nach im Angesicht einer Person, die ihm rein gar nichts bedeutete? Oder zumindest bedeuten sollte.

„Wo bleibst du denn? Bist du taub, stumm und hast Wurzeln auf dem Boden geschlagen?", amüsierte Skinny sich weiter. Justus kniff einmal die Augen zusammen, schüttelte seine Gedanken ab und ging hinter dem jungen Mann her.

„Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte er schließlich, seine Stimme war dünn.

„Ach, du hast deine Stimme also doch noch wiedergefunden, ich bin stolz auf dich", lachte Skinner und klopfte dem ersten Detektiv kumpelhaft auf die Schulter. „Ich dachte ich stelle dir die Staubmäuse in meinem Apartment namentlich vor", redete er weiter.

Justus grinste und schüttelte leicht mit dem Kopf. „Immer einen Spruch auf den Lippen, deine Redegewandtheit ist nicht zu überbieten", konterte er.

„So, so, der Meisterdetektiv kommt in Redelaune", warf der Blondschopf einige Worte zurück.

Erst jetzt fiel dem Ersten auf, dass sie womöglich ein sehr komisches Bild abgaben. Ein schlaksiger und großer junger Mann mit blonden Haaren und ein eher rundlicher und etwas kleinerer junger Mann mit braunen Haaren, die nebeneinander die Straße entlanggingen und deren Gespräch in keine Richtung führte. Sie tauschten nur sinnlos Floskeln aus. Und trotzdem fand der erste Detektiv einen gewissen Gefallen daran. Und vielleicht war es gerade das, was ihn so sehr überforderte.