Sie saßen wieder auf Bobs Bett. Nur, dass dieses Mal keine unausgesprochenen Geständnissen mehr ihre Mauern zwischen die beiden Detektive zogen. Mit angewinkelten Beinen saßen sie auf der Matratze, den Rücken an die Wand hinter ihnen gelehnt. Bob hatte seinen Kopf auf Peters Schulter abgelegt und dieser kraulte ihm die blonden Locken.
Noch romantischer wäre dieser Moment wohl auf einer der Klippen am Strand gewesen, so mussten sie mit dem Ausblick auf Bobs Kleiderschrank vorlieb nehmen. Doch sie waren sowieso viel zu sehr in ihr Gespräch vertieft, als dass ihnen die Umstände dieser romantischen Zusammenkunft etwas ausgemacht hätte.
„Ehrlich gesagt habe ich mich schon vor Monaten in dich verliebt", gab der zweite Detektiv nuschelnd zu.
„Wirklich?" Ungläubig hob Bob seinen Kopf etwas und schaute Peter an. Bis vor gut einer halben Stunde hätte er noch schwören können, dass der Zweite nicht das gleiche empfand wie er. Oder hatte die Liebe ihn blind werden lassen?
„Du hast das wirklich nicht mitbekommen? Ich habe dir doch deine Jacke gebracht, wir waren gemeinsam am Strand, wir waren heute zusammen auf dem CSD. Wie viele Liebesbeweise möchtest du noch?" Grinsend stupste er seine Nase gegen die von Bob. Wohlig lächelnd ließ sich der dritte Detektiv zurück an Peters Schulter sinken. An diese Art der Zuneigung zwischen ihnen konnte er sich gewöhnen.
Er wollte gerade erwidern: „Aber das hättest du als mein bester Freund doch auch-"
Weiter kam er nicht. Sein Handy fing lautstark zu klingeln und seufzend stand er auf, um den Anruf entgegenzunehmen. Auf dem Display stand, dass Justus der Anrufer war. Das war Bob eigentlich so gar nicht recht, aber er nahm schließlich doch ab und schaltete den Lautsprecher ein, sodass Peter mithören konnte.
Justus schien völlig außer Atem zu sein, denn er keuchte in den Hörer: „Kollegen, ist alles in Ordnung bei euch? Ich habe gerade in den Nachrichten von dem äußerst sonderbaren und vor allen Dingen gefährlichen Vorfall auf dem CSD erfahren. Habt ihr den Mann dennoch ausfindig machen können? Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse?" Der erste Detektiv redete wie ein Wasserfall.
„Just, Just. Es ist alles in Ordnung. Peter und ich sind bei mir zu Hause, wir haben uns direkt nach der Attacke hier hin geflüchtet. Uns ist nichts passiert. Leider konnten wir den Mann nicht verfolgen, wir sind in Panik nach Hause gefahren." Den letzten Satz murmelte der dritte Detektiv kleinlaut vor sich hin. Er wusste, dass ihr Verhalten in dieser Situation keine Heldentat gewesen war, aber so war es jetzt eben.
„Ihr habt was?", rief Justus entsetzt in den Hörer, „Ihr könnt doch nicht einfach fliehen. Das war ein Tatort, genauer gesagt der Tatort eines Gewaltverbrechens. Als Detektiv ist es die Pflicht, sich in Kriminalfälle und derartige Angelegenheiten einzumischen, zumindest wenn einem daran gelegen ist, die Fälle aufzuklären."
„Es kann gut sein, dass aus deiner nüchternen Perspektive alles ganz einfach ist, Erster. Aber ich hatte einfach nur Angst, okay?" Peter hatte sich eingemischt und regte sich nun ebenfalls auf. „Und was machst du überhaupt, Just? Du klingst so, als wärst du gerade einen Marathon gelaufen."
„Ich? Ich habe euch doch schon dargelegt, dass ich Onkel Titus bei einer Auktion begleite. Nun sind wir zurückgekehrt und ich muss beim Abladen helfen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Kommt zur Lagebesprechung in die Zentrale, wir haben noch einiges zu klären."
Ein Klicken in der Leitung. Justus hatte aufgelegt. Seufzend ließ Peter seinen Kopf in den Nacken fallen. „Für unseren ausschließlich rational denkenden Justus ist mal wieder alles ganz einfach. Spaß haben? Wieso? Ich glaube, er weiß gar nicht, was Freizeit ist", regte er sich nun auf.
Beschwichtigend fuhr Bob über die Schulter des zweiten Detektivs und erwiderte: „Er setzt eben andere Prioritäten und da wir mit ihm in einem Detektivteam sind, müssen wir uns an seine Regeln halten. Aber wenn der Fall abgeschlossen ist, haben wir sicher ein wenig mehr Freizeit."
Er zwinkerte seinem nun doch mehr als nur besten Freund zu und erhob sich vom Bett, um Peter an den Armen nach oben zu ziehen. „Komm, lass uns fahren. Auch, wenn ich die Standpauke von Justus eigentlich nur ungerne über mich ergehen lassen möchte, will ich schon wissen, wie er weiter vorgehen möchte."
Der Zweite nickte ergeben und folgte Bob aus dem Zimmer um kurz darauf in seinem MG zum Schrottplatz zu fahren.
„Da seid ihr ja endlich, Kollegen", lautete die Begrüßung des Ersten, als die beiden anderen in die Zentrale traten. „Direkt nach unserem Telefonat habe ich mit Inspektor Cotta telefoniert und ihm berichtet, dass wir an dem Fall dran sind. Er hat sich daraufhin ein Foto des Mannes im Internet angesehen und in den Akten geprüft, ob das Bild zu einem der Verbrecher im System passt." Er machte eine Pause.
„Und? Jetzt spann uns nicht wieder so lange auf die Folter, Just", maulte Bob gespannt.
„Nun, es handelt sich tatsächlich um einen Mann, der bereits vorbestraft ist. Sein Name lautet Collin Waver und ist schon mehrfach wegen politisch motivierter Gewalttaten aufgefallen."
„Und das heißt im Klartext?", fragte Peter dazwischen, der anscheinend mal wieder kein Wort verstanden hatte.
„Im Klartext heißt das: Der Mann hat sich homophob geäußert und ist gegenüber Angehörigen der LGBTQ+ Community handgreiflich geworden. Allerdings können wir ihm das Attentat auf dem CSD nicht nachweisen, weil ihr einfach geflohen seid."
Bob spürte, wie ein Kloß langsam seinen Hals verschloss. Ein Fall, in dem der Täter erst Peter und ihn verprügeln wollte, dann fast eine Vase stahl, vermutlich ein Attentat beging und alles in allem homophob motiviert war. Das konnte heiter werden.
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Die drei Fragezeichen und der ganz normale Wahnsinn
RomanceEs sind Sommerferien. Und während Justus verzweifelt nach einem neuen Fall sucht, kommen Bob und Peter ihrem ganz persönlichen Geheimnis auf die Schliche. boyxboy - PeterxBob begonnen: 24.10.2022 beendet: 25.02.2023