Hyde-Park

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„Du hast also deine Aufgabe bekommen? Interessant."
Felix' Kopf ruckte zur Seite, als Cleitus neben ihm auftauchte. Er lief stur weiter und sah schnell wieder nach vorn.
„Du hast gelauscht?"
Cleitus zuckte mit den Schultern.
„Ich war im Nebenraum. Mir wurde ebenfalls eine Aufgabe übertragen. Als der Dunkle Lord dann aber mit der Sache angefangen hatte, die dir bei dem Herumposaunen eben dieser das Leben kosten würde, habe ich den Raum verlassen."
Ein Stein fiel von Felix' Brustkorb. Sie passierten das Tor.
„Ah."
Leise lachte der Blondhaarige.
„Nicht so verklemmt. Mir kommt es nur seltsam vor. Auf der einen Seite brennst du förmlich darauf, eine Aufgabe zu bekommen, auf der anderen Seite jedoch...du siehst nicht wirklich glücklich aus."

Jetzt blieb Felix doch stehen. Wenn er wüsste, was das für eine Aufgabe war. Und wenn er so ein Geschenk bekommen hätte, wäre ihm mit Sicherheit auch schlecht geworden.
Mit gerunzelter Stirn musterte er seinen ehemaligen Mitschüler. Dann lief er weiter.
„Glaubst du, dass du seine Anforderungen erfüllst?"
„Bis jetzt hat er ja noch nicht wirklich welche gestellt. Oder?"
Felix verdrehte seine Augen.
„Dann formuliere ich es eben anders: Hast du Angst, dass du seine kommenden Anforderungen nicht erfüllen könntest?"
Kurz zögerte Cleitus. Dann antwortete er:
„Ich ziehe das gar nicht erst in Erwägung. Aber, wenn ich das so sagen darf, musst du das doch auch nicht. Es kann sein, dass ich mich irre, aber du warst immer einer der guten Schüler aus unserem Jahrgang."

Felix schnaubte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb dieser Mann gerade mit ihm sprach.
„Und das aus deinem Mund."
„Jetzt halt aber mal die Luft an. Du...nein, warte!"
Felix hatte disapparieren wollen. Genau genommen war es ihm sogar gelungen. Leider hatte Cleitus sich geistesgegenwärtig an seinem Umhang festgeklammert und stand nun wieder neben ihm. Felix ächzte, als er an ihm vorbeistrauchelte.
„Das war etwas zu viel Ziel, Wille und Bedacht", murmelte Cleitus, „Was ich sagen wollte - wenn du Hilfe brauchst, sag einfach Bescheid."

Verwirrt sah er ihn an. „Du willst mir helfen?"
„Merlin, wir ziehen doch jetzt an einem Strang, Felix. Oder...soll ich Dalius sagen?"
„Nein, bitte nicht. Außerdem glaube ich kaum, dass du mir helfen kannst, wenn ich...wenn ich jemals einen unverzeihlichen Fluch gegen jemanden anwenden muss."
Jetzt wandte er sich ab. Es schüttelte ihm allein bei dem Gedanken, einem Unschuldigen etwas Derartiges anzutun.
„Da kann ich dir nicht helfen..."
Felix lachte freudlos auf.
„...aber warum machst du dir solche Sorgen?", fuhr Cleitus unbeirrt fort und fassungslos sah er wieder zu ihm.

„Was willst du überhaupt von mir? Ich glaube nicht, dass dich das alles etwas angeht."
„Tut es nicht."
Zögerlich sah Cleitus sich um, als befürchtete er, jemand könnte sie belauschen. Doch abgesehen von einigen Ratten, welche etwas abseits im Müll wühlten, waren sie alleine. Er trat einen Schritt auf Felix zu und streckte seine Hand aus.
„Ich würde gerne einen Neuanfang starten."
„Einen...was?"
„Einen Neuanfang. Ich glaube kaum, dass es besonders förderlich wäre, wenn wir uns weiterhin so anfeinden."
„Wie meinst du denn das jetzt?"
Stirnrunzelnd starrte Felix erst auf die ihm angebotene Hand, dann wieder in sein kantiges Gesicht.

„Jetzt stell dir mal vor, wir müssen zusammen etwas erledigen. Den Dunklen Lord interessiert es nicht, ob wir miteinander auskommen. Ihn interessiert einzig und allein die Erfüllung des Auftrages. Es wäre für alle Beteiligten leichter, wenn wir...alle bisherigen Auseinandersetzungen außen vor lassen."
„Das hier ist nicht wieder einer dieser blöden Scherze?", hakte Felix misstrauisch nach.
„Auf keinen Fall", beteuerte Cleitus. „Ich geb dir auch einen aus."
Belustigt schnaubte Felix. „Das soll mich rumkriegen?"
Cleitus zuckte mit den Schultern. „Bei mir würde es funktionieren."
„Hilfe, bist du einfach gestrickt."

Cleitus grinste nur, dann packte er ihn am Ärmel und zog ihn energisch aus der Seitenstraße.
„Wo sind wir überhaupt?"
„Hyde Park", antwortete Felix lakonisch. „Hatte gehofft, ich hänge dich hier ab."
Hoffte er immer noch, aber wenn er weiterhin festgehalten wurde, gestaltete sich das als schwierig.
„Na dann...erweisen wir einem Muggel die Ehre?"
Fast hätte Felix erwidert, dass er von den Nichtzauberern nicht so sprechen sollte, als wären sie etwas Schlechteres. Gerade noch fiel ihm ein, dass das bei diesem Mann ein wenig suboptimal wäre, weshalb er sich geschlagen gab und einfach nur nickte.
„Schauen wir uns mal um, hm?"
„Gleich um die Ecke", murmelte Felix nur und Cleitus wandte sich nach links.
Augenrollend zog Felix ihn in die andere Richtung.

~

Wenige Minuten später saßen sie in einem dämmerigen Pub Muggellondons und beobachteten von ihren Barhockern aus die Menschen im Raum. Felix hatte zwar erst vorgeschlagen, die Umhänge auszuziehen, doch sein Begleiter hatte sich entschieden dagegen gewehrt, weshalb sie jetzt nicht nur von dem Wirt skeptisch beäugt wurden.

„Und wie bist du jetzt auf diesen Laden gekommen?", fragte Cleitus und sah mit schiefgelegtem Kopf auf das Getränk, welches ihm eben hingestellt wurde.
„Lee hat mir letztens davon erzählt. Deswegen bin ich hierher, der Pub kam mir zuerst in den Sinn."
„Ach ja, Jordan. Wie läuft's denn so?"
„Danke, gut", brummte Felix, dem das Grinsen ganz und gar nicht gefiel.
„Bist du eher der Typ für oben oder hast du lieber eine...unterwürfigerere Stellung?"
Fassungslos starrte Felix ihn an.
„Das geht dich nun überhaupt nichts an."
„Ich wollte nur höflich sein..." Er stockte und seine Miene hellte sich noch mehr auf. „Oder steht ihr beide mehr so auf Kuschelsex?"

„Ich geb dir gleich einen auf die Schnauze", zischte Felix. „Dafür brauche ich keinen Zau..."
„Ich bin größer als du."
„Das lässt sich ganz schnell ändern", knurrte er nur zur Antwort und belustigt hob Cleitus seine Hände.
„Tut mir leid. Unterhalten wir uns über etwas Harmloses."
Felix schnaubte. „Wie geht's Pucey?"
„Adrian? Soweit ich weiß, ist er jetzt beim Zaubergamot-Verwaltungsdienst. Wir haben uns da getroffen."
„Oh", sagte Felix bloß.
Er zuckte mit den Schultern.
„Aber diese Hall ist jetzt im St. Mungos. Meine Mutter ist ihre Vorgesetzte und echt begeistert von ihr."
Felix sah zur Seite.
„Ist nicht wahr. Sie war aber auch ein Genie in Zaubertränke."

Zustimmend nickte sein Nachbar, welcher das Glas in die Hand nahm und prüfend an dem Inhalt roch.
„Jetzt stell dich nicht so an", zischte Felix, dann sagte er wieder in normaler Lautstärke:
„Was ist eigentlich mit dir? Bewirbst du dich irgendwo oder hält er dich auch lieber frei?"
Cleitus nahm einen kurzen Schluck, dann antwortete er:
„Nein, ich...bin jetzt beim Gamot. Er meinte, es wäre ziemlich praktisch, falls wieder einmal jemand von uns verhaftet wird. Mal schauen, wann er diese Trottel da raushaut."
Felix lächelte grimmig.
„Das dauert sicher nicht allzulange."
„Denk ich nämlich auch. Die Wachen hat er ja schon auf seiner Seite. Da ist das nur noch eine Frage der Zeit."
Felix bekam eine Gänsehaut. Wenn er daran dachte, dass die Dementoren über die Bewohner Englands herfallen könnten...er schüttelte seinen Kopf und griff ebenfalls nach seinem Glas.

Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt