Verloren

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Lord Voldemort wartete bereits in der Bibliothek. Wie schon beim letzten Mal konnte Felix nur schwer atmen und es erforderte ihn jedwede Selbstbeherrschung, Ruhe zu bewahren und seine Okklumentikschilde aufrechtzuerhalten. Vor allem, als der Tagesprophet vor seinen Füßen auf dem Boden landete.
„Das magst du mir doch sicher erklären."
Wie ein rasendes Tier lief Voldemort vor ihm auf und ab. Der dunkle Umhang schlug ihm dabei immer wieder gegen die Beine, ein genauso lautes Geräusch erzeugend wie der Zauberstab, der immer wieder in der bleichen Handfläche landete. Rote Funken verließen die Spitze, setzten sich in den Dielen des Bodens fest und hinterließen dunkle Brandspuren.

Felix schluckte und rief sich noch einmal ins Gedächtnis, ja ruhig zu bleiben. Der Todesser, der sich links von ihm an die Wand gepresst hatte und deutlich nervöser war, half ihm dabei ein wenig.
Und...Felix räusperte sich. Keine Heuchler. Und er durfte sich auf keinen Fall selbst die Schuld zusprechen, sonst würde der Mann vor ihm erst recht jeden Grund haben, ihn zu bestrafen.

„Ich...ich habe das auch gerade erfahren, Herr", begann er dann schließlich.
Und das mit fester Stimme. Diesen Umstand sollte er ausnutzen, bevor er verschwand.
„Ihr könnt mir glauben, dass ich wie befohlen das gesamte Büro des Ministers durchsucht habe, und nur diesen einen Umschlag gefunden habe, den ich Euch auch gebracht habe. Ich fürchte, wir...ich fürchte, Rufus Scrimgeour wurde unterschätzt. Von allen."
Glühend rote Augen trafen ihn.
„Er wurde unterschätzt?", zischte es zur Antwort.
Jetzt sah Felix auch die Schlange. Dieses widerwärtige Vieh glitt hinter einem der Sessel hervor und beäugte ihn mit leisem Zischeln.

Noch einmal räusperte sich Felix, um das Kratzen in seinem Hals zu lösen.
„Na ja, er...er hat so Einiges mehr drauf als Fudge, was er bis jetzt nicht wirklich gezeigt hat. Er erweckte eher einen Mann der Tat und nicht des...durchdachten Handelns. Nicht einmal seine Assistentin wusste von seiner Maßnahme, in diesem Interview äußerte sie sich ziemlich überrumpelt", versuchte Felix, sich zu erklären.
Ein weiteres Zischen antwortete und Lord Voldemort nahm seinen Gang quer durch den Raum wieder auf.
Unterschätzt!", wiederholte er erneut, diesmal schon etwas lauter. Und zorniger.

Jetzt hing seine Zauberstabhand an seiner Seite herab. Würde er in dieser Sekunde Rufus Scrimgeour begegnen, würde er solange nicht von ihm ablassen, bis er ein körperliches und seelisches Wrack und zu absolut nichts mehr zu gebrauchen war.
Da Felix nicht als Ersatz dienen wollte, hielt er den Mund und nahm eine möglichst ehrfurchtsvolle Haltung an. Den Blick zu Boden gerichtet und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Und auch der dritte Mann im Raum gab keinen Mucks von sich.
Wie Felix beobachtete er seinen Herrn, der vor Wut kochte und sich wohl auch nicht allzu schnell beruhigen würde.

Verkniffen starrte Felix auf das Bild des Ministers auf dem Tagespropheten. Er war überzeugt, dass dieser Mann alles tun würde, um Voldemort Einhalt zu gebieten. Wer ihn unterschätzte, machte einen gewaltigen Fehler, wie dieser gerade am eigenen Leib erfuhr. Trotzdem musste Felix aufpassen, er wollte ungern darunter leiden.
Ihm wollte aber partout nicht einfallen, wie er den dunklen Zauberer besänftigen sollte. Jeder Versuch würde komplett nach hinten losgehen.
Also wartete er weiterhin und lauschte den festen, knallenden Schritten. Dieses Warten fand Felix noch schlimmer als alles andere. Er wollte bitte wissen, was auf ihm zukam und das so schnell wie möglich hinter sich bringen.

„Nicht einmal Cornelius hat das geschafft", stieß Voldemort da hervor und Felix sah auf. Nur um dem funkelnden Blick zu begegnen.
„Und jetzt kommt dieser Scrimgeour und hat mich schon nach einem Monat so weit, dass ich ihn am liebsten..."
Der Magier ließ den Satz ausklingen, aber allein an den Fingern, die sich noch fester um den Zauberstab schlossen, konnte Felix sehen, was er wohl gerne mit ihm tun würde. Stattdessen wandte er sich aber an den maskierten Todesser.
„Geh! Ich werde heute später kommen."

Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt