Verkniffen starrte Felix in die gletscherblauen Augen. Unerbittlich erwiderten sie seinen Blick, sodass er schließlich in seinen Umhang griff und ihm die Seiten überreichte. Die Fälachungen der Seiten, wohlgemerkt.
Er konnte nicht einmal von sich behaupten, es nicht auch erwartet zu haben, aber dass der Professor jetzt noch einmal so entschieden danach verlangte, kränkte ihn. Ach was, es kotzte ihn an.
Albus Dumbledore schien das auch zu bemerken, denn er lächelte tröstlich.
„Ich weiß, es fällt dir schwer, Felix, aber bitte vertraue mir. Du weißt, ich werde dich niemals im Stich lassen. In Ordnung?"
Knapp nickte Felix und fast väterlich legte ihm der Alte die Hand auf den Arm.
„Na, dann komm. Kümmern wir uns erst einmal um deine Verletzungen."Felix wurde in die Küche geführt, wo sie auf Sirius, Tonks und...auf Alastor Moody trafen. Der Auror fixierte ihn und Felix war plötzlich ungeheuerlich froh, dass sich die richtigen Seiten noch in seinem Umhang befanden, welcher durch diverse Zauber geschützt war. Die, die Felix Dumbledore gegeben hatte, verschwanden eben in dessem Umhang.
„Setz dich."
Felix ließ sich näher und starrte dann auf das Verbandszeug, welches schon bereit lag. Er hatte das Gefühl, dass das Verarzten nicht ganz so angenehm werden würde.„Und?"
Er sah auf, in Sirius' ungeduldiges Gesicht.
„Was hat er gesagt?"
„Er war zufrieden", antwortete er, während er seine Schulter ein erneutes Mal freilegte. „Und er hat den Befehl gegeben, Pocklington freizulassen. Ich hoffe, die Auroren finden ihn allzu bald."
„Das werden sie, keine Sorge", versicherte Dumbledore sanft und besah sich Felix' Schulter.
Moody war bei dem Anblick ein Schatten über das Gesicht gehuscht und er beugte sich über die Tischplatte.
„Wie war ich?"
Felix spitzte seine Lippen.
„Glücklicherweise sehr überzeugend. Wollten Sie mich umbringen?"
„Ich bitte dich, Junge. Warum habe ich dich denn zum Stolpern gebracht? Ich verfehle doch mein Ziel nicht."„Was heißt denn hier glücklicherweise?", hakte Sirius jedoch nach und auch Dumbledore fixierte Felix prüfend, bevor er seinen Zauberstab zur Hand nahm.
Felix seufzte. „Er ist misstrauisch geworden, weil sich Moody dort befunden hat und..."
Weiße Blitze tauchten in seinem Blickfeld auf, als Dumbledore den Zauberstab auf seine Schulter richtete und diese mit einem absolut widerlichen Geräusch eingerenkt wurde. Nach Luft japsend krallte er sich in der Tischplatte fest.
„Das geht gleich vorüber", murmelte Dumbledore. „Aber du sagtest, Tom sei misstrauisch geworden? Wie hast du ihn davon überzeugt, dass..."Felix sah auf. „Glauben Sie mir, der Griff an meiner Schulter war so ekelhaft, dass ich mir sogar fast selbst geglaubt habe, als ich sagte, dass Sie nicht Ihre Finger im Spiel gehabt haben."
„Du meinst, er hat dich...", begann Sirius und ließ den Satz ausklingen.
Felix schnaubte. „Du ahnst gar nicht, wie fest er zupacken kann."
Dumbledore brummte und griff nach einer Dose, die neben den Verbänden stand. Er schraubte sie auf und nahm etwas von dem froschlaichgrünen Inhalt heraus.
„Tom ist ein grausamer Mann", meinte er und schmierte die Paste auf Felix' Schulter, der bei dem Geruch seine Nase rümpfte. „Trotzdem hatte ich natürlich gehofft, dass er dich nicht noch zusätzlich bestraft. Gerade, weil du den Auftrag erfüllt hast."Felix schwieg. Die Maßnahme, zu der Voldemort gegriffen hatte, war komplett überzogen gewesen, das Misstrauen konnte Felix jedoch trotzdem nachvollziehen. Wohl auch, weil es durchaus berechtigt war.
An sich hatte der Zauberer ihn aber letzten Endes nicht bestraft, sondern belohnt. Felix war zwar bewusst, dass er ihn immer nur mit kleinen Häppchen fütterte und ihn so nahezu unter Kontrolle hielt, aber immerhin verwehrte er ihm die Seiten nicht gänzlich und ermöglichte es ihm, gegen das Sterben vorzugehen. Irgendwie.Dumbledore war nur wenige Augenblicke später fertig und Felix betastete, ein Seufzen unterdrückend, den Verband, der sich um seine Schulter wickelte. Immerhin war er nicht aufgeflogen. Das wäre schlimmer gewesen als jede Verletzung, die Moody ihm hätte zufügen können.
Felix zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und erhob sich.
„Dankeschön. Ich glaube...ich gehe erst einmal in mein Zimmer."
„Ach, warte..."
Er hielt inne, als Sirius aufsprang, in seinen Hosentaschen wühlte und schließlich im Inneren seiner Weste fündig wurde. Lächelnd hielt er ihm einen gefalteten Zettel hin.
„Ich sprach doch von einer Wohung. Vielleicht ist ja das hier eine Option."„Danke, Sirius."
Felix nahm ihn entgegen und faltete ihn auseinander, um einen Blick daraufzuwerfen. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Er kannte die Adresse. Und den Absender erst recht.
Sein Kopf ruckte hoch.
„Woher hast du bitte diesen Brief?"
Mit leuchtenden Augen verschränkte Sirius seine Arme.
„Ich habe Lee getroffen und der fragte, ob ich dir den gleich geben kann, das wäre wohl schneller gewesen als seine Eule."
Das stimmte. Der Vogel, den sich Lee gekauft hatte, war ein hoffnungsloser Fall. Der musste kaputt sein, so oft wie der sich verflog. Es war wohl einzig und allein Lees Liebe zu dem Tier zu verdanken, dass er dieses noch bei sich behielt.
Felix selbst konnte darüber gerade aber nicht wirklich lachen. Bei Lee wohnen. Wie genial war das denn?Nein! Felix atmete er tief ein, dann ließ er den Zettel in seiner Hosentasche verschwinden.
„Danke, aber...na, ich schreibe ihn gleich. Ich finde schon etwas anderes."
„Äh...was meinst du denn damit?"
Felix fuhr sich durch die Haare.
„Versteh mich bitte nicht falsch, das wäre echt klasse und ich bin dir auch dankbar für die Vermittlung des Briefes, aber...na ja, ich will ihn nicht in Gefahr bringen."
„Na, jetzt hör aber auf, sei nicht albern!", brauste Sirius auf. „Du musst ihm ja nicht die Adresse auf die Nase binden. Du weißt, wie ich das meine. Außerdem...glaubst du echt, er wüsste nicht sowieso, wie er an den Jungen herankommt?"Ächzend ließ sich Felix zurück auf den Stuhl fallen. Ihm wurde so schlecht, dass er hier und jetzt auf den Boden kotzen könnte.
„Danke für deine Ermutigung."
Sofort war Sirius bei ihm, legte seine Hände auf seinen Schultern ab, was ihm ein weiteres Ächzend entlockte, und sah ihm tief in die Augen.
„Der Orden passt auf, dass ihm nichts geschieht. Solange du Voldemort zufrieden stellst, ist er nicht in Gefahr. Glaube mir das ruhig."
„Aber Sirius. Direkt bei ihm wohnen? Was ist, wenn die Wohnung viel zu klein ist oder...oder..."Er suchte nach den richtigen Worten, aber irgendetwas in seinem Kopf blockierte diese. Wie ein Lähmzauber, der seine Wirkung durch zu viel Gegenwehr nur noch schlimmer zeigte.
Kurz schwieg Sirius, dann zog er ihn aber auf die Beine und kurz darauf fand sich Felix mit ihm im Flur wieder.
„Wovor hast du denn Angst?", flüsterte der Black. „Hey, du kannst es mir sagen, okay?"
„Ach, Sirius, ich habe keine...wir können doch gar nicht wissen, ob er auch wirklich sicher ist. Allein dass er mein Freund ist, reicht Voldemort schon. Das hat es schon bei seiner Wiederkehr."
„Was...was meinst du denn damit? Hat er dir etwa gedroht?"Felix biss sich auf die Zunge. Davon hatte er nie etwas erzählt.
„Damals am Bahnhof. Als...als sich mir Hasapis in den Weg gestellt hat. Es war nur eine Andeutung gewesen, aber trotzdem..."
Tief atmete Felix durch und schluckte einmal kräftig.
„Machen wir uns doch nichts vor. Diese Drohung gilt auch jetzt noch."
„Scheiße, Felix."
Ehe er es sich versah, zog Sirius ihn an seine Brust.
„Warum hast du das denn nicht gesagt?"
Felix schnaubte. „Als ob das einen Unterschied gemacht hätte."
„Hätte es", erwiderte Sirius. „Einen riesigen. Versprich mir bitte, in Zukunft nicht mehr alles alleine stemmen zu wollen. Wir sind alle für dich da. Remus, ich, Albus..."
Sirius beugte sich hinab. „Und Lee erst recht."Stumm nickte Felix. Der würzige Geruch der Kleidung des Mannes lag ihm noch immer in der Nase. Er starrte ihm in die grauen Augen. Fast war es, als würde er in einen Spiegel schauen.
„Darf...darf ich dich etwas fragen?", würgte Felix hervor.
Warum kamen die Wände immer näher?
Sirius nickte aber nur mit einem aufmunternden Lächeln und hob abwartend seine Augenbrauen.
„Na klar."
„Hast du...bist du..."
Er stockte. Und besah sich noch einmal die Züge seines Gegenübers. Und dachte nach. So sehr, dass es aus seinen Ohren qualmen musste.
Sirius legte seinen Kopf schief.
„Bin ich was?"Nein, das war Blödsinn! Felix schüttelte den Gedanken ab.
„Bist du eigentlich immer so? Irgendetwas muss dich doch aus der Fassung bringen oder...oder entmutigen."
Hilflos wedelte Felix mit den Händen.
„Du weißt schon."
Sirius Black seufzte. „Wie soll ich denn für meine Freunde da sein, wenn ich selbst völlig am Boden zerstört bin und nicht irgendwie einen Weg finde, weiterzumachen?"
„Wir sind Freunde?", brummte Felix und sein Gesicht hellte sich auf.
„Aber klar doch. Und als ein Freund befehle ich dir, Lee zuzusagen. Er würde sich echt freuen und ich glaube, du auch. Vertrau uns einfach, wir passen alle zusammen auf ihn auf."
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Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]
FanficDumbledore fuhr sich über die Augen. „Felix, was willst du ihm denn sagen? Niemand ändert seine Meinung so schnell." „Wie wär's, wenn ich ihm einfach sage, dass ich es leid bin, mich zu verstecken, dass ich wohl oder übel auf ihn angewiesen bin oder...