Verstohlen sah sich Felix noch einmal auf den Straßen des Zaubererdorfes um. Dann strich er sich die dünnen, braunen Haare, die der Wind völlig durcheinandergebracht hatte, wieder zurecht und betrat das Wirtshaus.
Es quoll von Schülern nur so über und fast stolperte Felix wieder zurück. Waren das auch so viele gewesen, als er und seine Freunde Hogsmeade besucht hatten?
Niemals war ihm das aufgefallen. Aber jetzt erschien es ihm fast so als hätte sich halb Hogwarts in den Drei Besen versammelt. Das Summen und Brummen der Gespräche dröhnte ihm in den Ohren, der süßliche Duft des Butterbieres kitzelte in seiner Nase und die Wärme, die ihn hier empfing, ließ seine Wangen glühen.Und doch...regte sich etwas in seiner Brust, was ihn verdächtig an Sehnsucht erinnerte. An einen Hauch von Nostalgie, der ihn wünschen ließ, sich einfach mit seinen Freunden an den nächsten freien Tisch zu setzen und bei Madam Rosmerta eine Runde Butterbier und einen Teller der hauseigenen Kekse zu bestellen. Sie hatten immer einen leichten honigartigen Beigeschmack, den Felix selbst dann noch schmecken konnte, wenn er Abends in seinem Bett lag.
Aber er hatte einen Auftrag.
Deshalb hob er entschlossen seinen Kopf und zwängte sich an den unzähligen Schülern vorbei. Dabei hielt er mit zusammengekniffenen Augen nach Draco Ausschau. Einige Slytherinschüler hatte er schon gesehen, auch einige Blondschöpfe.
Aber den gesuchten konnte er noch nicht erkennen.
Brummend lief Felix weiter und erreichte fast schon die Theke des Wirtshauses. Irgendwo musste der Jugendliche doch sitzen.Aber auch als er den letzten Tisch der Drei Besen abgesucht hatte, musste er es sich eingestehen: Draco war nicht da.
„Das gibt es doch nicht!", murmelte er leise zu sich selbst und wie von selbst wanderte seine Hand in seine Haare. Er musste dem Dunklen Magier Bericht erstatten. Wie sollte er das bitte anstellen, wenn Draco Alleingäng unternahm?
Er wollte Draco auch nicht in Schwierigkeiten bringen, Voldemort wartete doch nur auf eine Gelegenheit, seinen Vater... ‐ eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn herumfahren. Draco!
Doch dann erkannte er Madam Rosmerta und er unterdrückte das leise Ächzen, welches sich seinen Weg nach draußen bahnen wollte.„Draco lässt ausrichten, dass es ihm nicht möglich war, zu kommen. Er muss nachsitzen. Aber für alles ist gesorgt."
Jetzt stutzte Felix. Dass die Hexe ihn trotz seiner Verwandlung erkannt hatte, war schon verdächtig genug. Aber die monotone Stimme, mit der sie sprach und dass sie Draco offenbar half...
Er lehnte sich ein Stück vor und sah ihr tief in die Augen. In diese starren Augen, die von den sonst so leuchtenden Lachfältchen umrahmt wurden. Jetzt wirkten sie ganz stumpf.
„Madam Rosmerta", begann Felix vorsichtig. „Ist alles in Ordnung?"
Als sie jetzt nickte, lächelte sie.
„Aber natürlich. Folge mir", meinte sie heiter, drehte sich um und verschwand hinter der Theke in einem kleinen Raum.
Inperius-Fluch durchschoss Felix der Gedanke wie ein Blitzschlag. Draco hatte sie verflucht.Schnell folgte er ihr in den kleinen Raum, augenscheinlich ein Lager, welches von mehreren Fässern und Regalen zugestellt war. Madam Rosmerta hatte sich zu ihm gedreht. Eben zog sie ein kleines Päckchen aus der Tasche ihrer Schürze.
„Draco hat mir angewiesen, das Päckchen einem Schüler mitzugeben, der es dann anschließend Argus Filch überreichen wird. Es ist ein Geschenk von mir. Für den lieben Albus Dumbledore."
Felix starrte auf das braune Backpapier.
„Was ist das?", fragte er leise.
Jetzt lächelte die Hexe wieder.
„Das ist doch völlig egal. Draco sagt, dass ich auch dir noch etwas ausrichten soll."Felix sah auf. „Ja?"
„Er braucht deine Hilfe nicht und das möchte er dir mit diesem kleinen Schmuckstück beweisen. Er ist alt genug, selbst die ihm aufgetragenen Aufgaben auszuführen."
Das sagte Madam Rosmerta so freundlich als würde sie ihm zum Geburtstag gratulieren.
„Ja, reif genug, seine Strafarbeit abzusitzen, ist er ganz bestimmt", brummte Felix und starrte wieder auf Rosmertas Hände.
Was hatte sie gesagt?
Ein kleines Schmuckstück?
Ohne Zweifel war es mit einem Fluch belegt. Albus Dumbledore war definitiv klug genug, das zu durchschauen, aber wenn es hieß, es käme von Madam Rosmerta und er öffnete es...das würde alles viel zu schnell ablaufen.
DU LIEST GERADE
Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]
FanfictionDumbledore fuhr sich über die Augen. „Felix, was willst du ihm denn sagen? Niemand ändert seine Meinung so schnell." „Wie wär's, wenn ich ihm einfach sage, dass ich es leid bin, mich zu verstecken, dass ich wohl oder übel auf ihn angewiesen bin oder...