Ein freier Mann

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„Wir sind wieder da, Remus", begrüßte Tonks ihn lächelnd.
Er brummte etwas abweisend, die Unterlippe zwischen seine Zähne geklemmt, dann fiel sein Blick auf Felix, welcher eben seinen Koffer neben der Tür abstellte.
„Und? Wie waren deine UTZs? Hast dir ja genug Zeit gelassen."
Felix lächelte schwach. „Ich hab bestanden."
Remus wollte ihm wohl gerade gratulieren, doch dann stockte er.
„Ist es wegen Mel?", fragte er flüsternd.
Felix sah auf den Boden.
„Ja", antwortete er ebenso leise.
Seine Stimme krächzte etwas, aufgrund des Kloßes in seinem Hals.

Remus hielt in seiner Tätigkeit inne, zog ihn in eine Umarmung und strich ihm durch die Haare.
„Allein hat er dich aber nicht gelassen, Felix. Und wir sind alle bei dir, wann und wenn du es brauchst", versprach der Mann, als er seinen Kopf gegen seine Brust drückte.
Felix trat einen Schritt zurück und nickte.
„Ich weiß. Danke."
Remus lächelte ihn aufmunternd an, dann wandte er sich an Tonks, welche nervös auf ihrer Unterlippe kaute.

„Ist alles glattgegangen?"
Sie sah auf.
„Natürlich. Keine weiteren Zwischenfälle."
„Was tust du da eigentlich?", fragte Felix, dessen Blick jetzt auf die Sachen fiel, welche auf dem Esstisch lagen.
„Sirius kommt heute wieder nach Hause. Im Moment ist er noch im Ministerium, da er und Dumbledore immer noch mit Bones sprechen, sozusagen die letzten Fragen klären", erklärte Remus. „Da er jetzt aber ein freier Mann ist, will er dieses Haus und diesen Elfen so schnell wie möglich hinter sich lassen."
Er warf einen knappen Blick durch die Tür zur Treppe, wo Kreacher zwischen dem Geländer hervorlunste.
„Auf jeden Fall braucht er erst einmal das glatte Gegenteil von alledem, wie er sagte, und zieht lieber eine Muggelwohnung vor."

Felix sah sich etwas verwirrt um.
„Und was passiert mit dem Grimmauldplatz? Und Kreacher? Und wer kümmert sich um Seidenschnabel?"
Remus blähte seine Wangen auf.
„Seidenschnabel geht in die Obhut von Hagrid. Das Haus selbst ist natürlich immer noch unser Haupttreffpunkt, aber er wollte alles Harry überschreiben."
Felix' Kopf ruckte wieder zu ihm.
„Wirklich? Geht das?"
„Er sagte, solange er der Besitzer dieses, ich zitiere, Schandfleckes ist, kann er damit machen, was er will. Und es scheint auch tatsächlich rechtlich zu funktionieren."
„Oh", sagte Felix nur.
So, wie das klang, hatte Sirius wirklich die Schnauze voll.

„Hilfst du mir?", fragte Remus, sich wieder zu dem Tisch drehend.
„Gleich. Ich...bringe noch mein Gepäck nach oben."
Remus nickte. „Alles klar."
„Ich kann dir gerne helfen", bot Tonks an, noch während er seinen Koffer hochhob.
„Dankeschön", murmelte Remus.
Seine Ohren waren hochrot, seine Augen schloss er jedoch für einen Moment. Er schien tief einzuatmen.

Was auch immer da vorging, Felix verzog sich schnell und ließ sich oben extra noch ein wenig Zeit, damit sie es in Ruhe ausdiskutieren konnten. Die Buchseiten verstaute er tief in seiner Schublade, seine Kleidung legte er darauf und seine restlichen Schulsachen fanden ihren Platz auf einem Stuhl, über dessen Lehne er zuletzt noch seinen Umhang hängte.
Erst dann ging er wieder nach unten...und fand sie im tiefsten Schweigen miteinander arbeiten.

~

„Sirius!"
Erleichtert erhob sich Remus, als der Mann die Küche betrat. Sein Gesicht war blass und so ausgemergelt als wäre er wieder in Askaban gewesen, doch seine Augen leuchteten und fast ununterbrochen zuckten seine Mundwinkel nach oben. Hinter ihm tauchte Albus Dumbledore auf, den Umhang über seinem Arm. Mit einem tiefen Seufzer ließ Sirius sich auf einen der Stühle fallen.
„Das war's, Remus", hauchte er. „Ich bin frei. Unschuldig."
Fast bildete sich Felix ein, Tränen in seinen Augen schimmern zu sehen und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Wenn jemand seine Freiheit verdient hatte, dann war das Sirius.

Dann fiel dessen Blick auf Felix und sein Kehlkopf machte einen kleinen Hüpfer.
„Dir geht es gut?", fragte er vorsichtig.
Langsam nickte er.
„Ja. Alles in Ordnung", antwortete er beruhigend und lächelte, auch wenn das ein wenig gequält ausfiel.
„Herzlichen Glückwunsch, jetzt kannst du offen auf die Straße gehen."
Sofort leuchteten die Augen des Zauberers wieder auf.
„Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Als ich im St. Mungos aufgewacht bin, dachte ich für einen Moment, es ist vorbei, aber dann..."
Er fuhr sich durch die lockigen Haare.

Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt