1 - don't look at me

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triggerwarnung: drogen, selbstverletzendes verhalten, suizidgedanken

N

"Holy shit", murmelte ich und zog den Rest vom Angel Dust ganz nach oben in mein Hirn.
"Keine Drogen heute Abend", hatte mir mein Dad gesagt.
Aber ich schiss auf meinen Dad, er hatte selbst Drogen genommen, als er jung war.
Genau wie meine Mum.
Ich hatte ihm zwar versprochen, heute nichts zu nehmen und allgemein nichts zu nehmen, aber es war mir ziemlich egal.
Mein Körper, meine Entscheidung.
Mein bester Freund drückte mir einen Styropor-Doublecup in die Hand.
"Bitteschön, Madame."
"Danke, bro", grinste ich und sippte.
"Übertreib's aber nicht."
Ich schüttelte den Kopf.
Dann sah ich auf mein Handy und schüttelte fassungslos den Kopf.
"Alter, mein Dad will, dass ich ihm ein Bild schicke. Der hat so 'ne Psychose, man..."
"Schick ihm halt eins. Deine Pupillen sehen normal aus, streng dich aber ein bisschen an wegen deiner Augenform... ach ja, und nimm das", er gab mir eine halbvolle Flasche Bier, "damit er keinen Verdacht schöpft."
"Danke Alex", seufzte ich und schickte meinem Dad ein Bild, damit er zufrieden war.
Er schickte mir einen Daumen-Hoch-Emoji und ich atmete erleichtert aus.
"Nina..."
Ich drehte mich um.
Da stand er, wie er leibte und lebte.
Mein Ticker.
Mark.
"Was'n", fragte ich, offensichtlich schon ziemlich drauf.
"Ich habe lange überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich dir den ganz harten Scheiß nicht mehr verkaufe", lallte er mich an und ich konnte seine Fahne bis hier her riechen.
"Was is'n das ganz harte Zeug?"
"Opiate, digga."
Ich lachte leise.
"Dein Ernst? Schlaf erst mal deinen Rausch aus."
"Ich mein's ernst", beteuerte er, aber ich drehte mich zurück zu Alex und nahm noch einen Schluck von meiner mit Codein versetzten Fanta.
"Wer trinkt überhaupt Lean mit Fanta, mit Sprite ist es viiiiel schöner", beschwerte sich Alex.
"Ich mag aber keine Sprite", murmelte ich und nahm einen weiteren Schluck.
"Wie willst du eigentlich nach Hause, ohne dass deine kontrollsüchtigen Eltern was merken?"
Ich seufzte.
"Ich konzentrier' mich."
Kaum hatte ich diesen Satz zuende gesagt, knallte alles rein.
Ich schwebte über dem Boden oder es fühlte sich zumindest so an...
Ich spürte, wie mir riesige Engelsflügel wuchsen und fasziniert suchte ich die Flügel an meinem Körper, aber fand keine vor.
"Das Zeug knallt, oder?"
Ich sah Alex an und nickte.
Er sah fast normal aus, nur meine ganze Sicht verschwamm etwas, sobald ich meine Augen bewegte.
Und alles war ziemlich lila.
"Wow", murmelte ich und ging ein bisschen herum.
Es war, als würde ich auf Wolken laufen.
Wunderschön.
Bis ich auf einmal stolperte, da ich ja sowieso fast nichts sehen konnte.
Es war schrecklich, als würde ich 500 Meter in die Tiefe fallen.
Endlich prallte ich auf und alles wurde schwarz.

"Nini? Komm schon..."
Ich öffnete meine Augen und sah Alex, der über mich gebeugt war.
Ich musste kichern.
"Gut, du bist wieder da."
Ich nahm ihm den Joint aus dem Mund und zog selbst daran.
"Nina, wir haben halb zwölf. Du musst vor Mitternacht zu Hause sein, also..."
Er nahm mir den Joint aus dem Mund und zog selbst daran.
"Also was, heh?", grinste ich.
"Ich mein's ernst, fahr mal runter."
"Krieg ich noch was von deinem PCP?", fragte ich und sah ihn mit bettelndem Hundeblick an.
Er seufzte.
"Na gut. Aber lass dich nicht erwischen, und wenn doch", er holte ein kleines Baggy aus seiner Jackentasche, "dann hast du's nicht von mir."
Ich strahlte ihn an und nahm das Baggy, um es in meinen BH zu stecken.
Der einzige Ort, den meine Mum nicht durchsuchte.
Ich kramte meinen letzten Zehner aus meiner Handyhülle und gab diesen Alex.
"Der Leib Christi", kicherte ich.
"Amen", bedankte sich Alex und steckte den Schein in seine Jackentasche.
Ich seufzte, setzte mich auf, nahm noch einen kleinen Sip von meinem Lean und stand auf.
Dann umarmte ich Alex verabschiedend und rief Mark noch ein "Trink dich nicht knock" zu.
Ich verließ das Haus und atmete die angenehm kühle Luft ein, um mich auf den Weg nach Hause zu machen.
Hoffentlich merkten meine Eltern nichts.

codeine (bittersüße vodkaküsse 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt