22 - heartless

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D

Eine Träne nach der anderen floss meine Wange herunter.
"Sie kommt wieder", sagte Alex leise.
"Aber..."
"Sie kommt ganz sicher wieder. Sie hat doch nicht mal Schluss gemacht."
"Ich bin so dumm", murmelte ich und riss den Verband von meinem Arm.
"Bro, kein Grund sich jetzt selbst zu verletzen. Denk' mal nach, denkst du, sie freut sich darüber?"
Auch wenn ich es nicht zugeben wollte...
Er hatte Recht.
Ich sollte nicht noch mal so eine Scheiße machen, damit enttäuschte ich meine gesamte Familie und meine Freundin.
Freunde waren egal, ich hatte eh keine mehr.
Dank der Klapse.
"Ich bin für dich da, wenn du reden musst, ja?"
Ich nickte und er stand auf.
"Willst du was rotzen?"
Ich nickte.
"Was denn."
Er machte eine Schublade auf und warf vier Tütchen eins nach dem anderen auf mich.
"Koks, Pep, PCP, und Age, falls du 'nen richtigen Scheißtag hast und alles mal vergessen willst."
"Du nimmst das aber nicht...?"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, aber hier sind immer 'n paar verschiedene Leute, die verschiedenes Zeug wollen. Denen verkauf ich's und die sind zufrieden mit der Qualität... Ach ja, und dir schenk ich ein, zwei Nasen. Dir geht's scheiße, und ich hab dir mal zwei Gramm abgezogen..."
Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Zwei Gramm was?"
"Zwei Gramm Koks, Bro. Tut mir echt leid."
"Du hast mir Koks im Wert von 150 Euro abgezogen? Dein Ernst?"
"Ich war auf Entzug... ich schwöre dir, ich hab's nicht verkauft."
Ich nahm das Baggy mit dem hellbraunen Pulver in meine Hand.
"Ich nehm' das mit, und wir sind quitt", sagte ich leise.
"Ich weiß nicht, ob ich dich damit alleine lassen kann", murmelte Alex.
"Dann gib' mir 150 Euro."
Er seufzte.
"Wenn du mir versprichst, dich nicht umzubringen, dann geb' ich's dir."
"Okay...?"
"Ich mein's ernst."
"Ja, ich auch", sagte ich leise, "wenn ich high sein kann, muss ich nicht sterben."
Er schluckte und ich schüttete ein wenig des Pulvers auf mein Handy.
"Gib mal Röhrchen."
Er nickte und holte ein silbernes Röhrchen aus einer Schublade, das er mir gab.
"Ich will nicht schuld sein, dass du wieder abstürzt", sagte er leise und ich zog die Line.
Ich atmete kurz durch.
"Ich bin seit meiner Entlassung schon nicht mehr clean. Das ist das einzig logische, was passieren wird."
Ich kratzte mit meiner Kreditkarte die letzten Reste zusammen und zog erneut.
Langsam wurde alles um mich langsamer und leiser.
"Das ist schön", murmelte ich und ließ mich zurück in das Sofa fallen.
Ich versank förmlich darin.
Mein Handy vibrierte.
"Wer is'n das?"
"Süß, du hast sie sogar mit Herz eingespeichert", grinste Alex und gab mir mein Handy.
"Ah fuck, was will sie denn jetzt?"
Ich ging ran und schwieg.
Sie auch, überraschenderweise.
Normalerweise hatte sie immer etwas zu sagen.
"Was denn?", brach ich das Eis.
"Sorry man, ich bin Schuld. Tut mir leid und-", lallte Nina.
"Bist du besoffen?"
"Vielleicht 'n bisschen, aber das ist jetzt nicht das Thema."
"Oh doch, warum hast du getrunken, wo bist du gerade und WAS hast du getrunken?"
"Is' doch nich' so wichtig..."
"Ich verzeihe dir, okay? Aber nur, wenn du mir jetzt meine Fragen beantwortest. Warum, wo und was."
"Ich hab' mich schlecht gefühlt, weil ich dich einfach so stehen gelassen hab' und so... ich bin bei 'ner Freundin, die macht 'ne Hausparty morgen und... was war die letzte Frage?"
"Was du getrunken hast."
"Ach so... nur ein Bier."
"Das glaubst du dir aber selber nicht."
"Okay, vielleicht 'n paar Shots Absolut Raspberri..."
"Vodka?"
"Is' doch halb so wild, hauptsache du verzeihst mir."
"Kann ich mal mit deiner Freundin reden?"
"Okay..."
Ich seufzte mein Handy an.
"Hey", meldete sich eine fremde Stimme.
"Pass' mal auf Nina auf. Morgen is' 'ne Hausparty?"
"Ich passe wirklich auf sie auf, sie hat nur voll viele Shots getrunken, als ich auf dem Klo war. Wir haben uns nicht mal zum Saufen getroffen, nur irgendwie geht's ihr nicht so gut. Und ja, du kannst gerne kommen. Morgen ist Halloween, übrigens, also verkleide dich gefälligst."
Ich lachte leise.
Sie war mir sympathisch und ich vertraute ihr jetzt, dass sie auf meine Freundin aufpasste.
"Okay, mal schauen, aber ich denke, ich komme."

codeine (bittersüße vodkaküsse 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt