D
Nina schlief friedlich in meinem Bett, während ich schlaflos mit Joint in der Hand in meinem Zimmer umherging.
Die letzten sechs Monate waren, besonders zum Ende hin, echt hart gewesen.
Die letzten sechs Monate hatte ich mich nicht geschnitten, aufgekratzt, verbrannt oder sonst irgendwas.
Ich hatte das nicht für mich getan.
Sondern, damit ich keinen Anschiss bekam.
Aber ich konnte jetzt nicht rückfälkig werden.
Ich war nicht mal vierundzwanzig Stunden draußen.
Andererseits war die Versuchung wirklich fucking groß.
Aber ich konnte das auch Nina nicht antun.
Ich seufzte und ging zu meinem Schreibtisch.
Dort lag immer noch der Blister mit Oxys.
Ich würde jetzt alles hinschmeißen.
Wirklich alles, was ich mir die letzten sieben Monate hart erarbeitet hatte...
Ohne noch länger nachzudenken, lagen vier rote Tabletten auf meiner Hand.
Einfach einschlafen und mein Leben chillen, das war mein Ziel.
Ich nahm die Wasserflasche vom Boden und schluckte alle auf einmal.
Fuck, nicht schon wieder.
Ich machte wirklich nur dumme Sachen in letzter Zeit.
Aber hey, sechs Monate clean...
Sieben von Drugs...
Ich hatte ganz schön viel genommen, dafür, dass meine Toleranz mittlerweile gleich null war.
Die Versuchung war leider groß, einfach eine Flasche Schnaps hinterher zu trinken und zu verrecken.
Aber das könnte ich nicht.
Niemals in ihrer Gegenwart.
Sie war wie ein Engel, sie verdiente es nicht, das zu sehen, was ich sehen musste.
Ich legte mich zu ihr und beobachtete sie.
Ihr Brustkorb hebte und senkte sich gleichmäßig, sie atmete leise und sah wirklich wunderschön aus.
Wie ein Engel.
Ich nahm mein Handy und schaute mir über einen Zeitraum von zwei Stunden irgendwelche belanglosen Videos auf YouTube an.
Bis ich mein Handy aus Gewohnheit ganz ausschaltete, egal, ich hatte eh keinen Akku mehr, und mich nochmal zu ihr drehte.
Mir war echt schlecht, und das war einerseits scheiße, weil es mir wirklich nicht gut ging, aber es war auch gut.
Ich kam hoch.
Mein ganzer Körper wurde nach und nach taub und mir wurde etwas schummrig.
Es war schön...
Nicht so schön wie das erste Mal.
Das war es nie wieder seit dem zweiten Mal.
Aber es war wie früher, als meine Eltern noch keine Ahnung hatten und dachten, mir ginge es gut.
Fuck...
Meine Eltern.
Ich hatte Retardtabletten genommen, also würde ich morgen definitiv noch was merken.
Ich brauchte eine fucking gute Ausrede.
Eine, die sie mir abkaufen würden.
Früher hatte ich gesagt, ich hätte neue Medikamente bekommen, und das hatten sie mir auch abgekauft...
Aber es war auch so, dass ich wirklich neue Medikamente bekommen hatte und sie logischerweise davon wussten.
Ich war immerhin leider Minderjährig.
Ich könnte auch sagen, dass ich mit Nina ein Bier getrunken hatte und meine Medikamente das ganze sehr gepusht hatten.
Ja...
Das war eine gute Ausrede..."Hey... wach auf."
Vollkommen übermüdet öffnete ich meine Augen.
Es war komplett dunkel.
"Den?"
"Was'n?"
Ich hatte gerade mein High erreicht, war vollkommen lesh und hatte nicht allzu lang geschlafen.
"Den, was ist los?"
"Es ist mitten in der Nacht", stöhnte ich leise.
"Bist du auf Drugs?"
"Ich hab' Oxys genommen. Nach der Pause hab' ich mir das verdient..."
"Du schwitzt total... Ich dachte, du verreckst, hast 'nen Alptraum oder sonst was..."
"Alles ist gut, kann ich jetzt weiterschlafen?"
"Na gut", murmelte sie traurig und ließ sich zurück in mein weiches Bett fallen.
Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
"Bist du jetzt pissed auf mich?", fragte ich leise.
"Nein, ich hab' mir nur Sorgen gemacht. Bin gerade aufgewacht und kann nicht mehr weiterschlafen... kann ich auch 'n paar Oxys haben?"
"Nein man, ist voll gefährlich das zu mischen. Wenn du verreckst, ist es meine Schuld und ich bring' mich um", murmelte ich im Halbschlaf.
"O- okay?"
Müde schloss ich meine Augen und öffnete sie sofort wieder, als ich sie schluchzen hörte.
"Was ist los, warum weinst du", nuschelte ich, leider einen Ticken zu emotionslos.
"Den, wenn du dich umbringst, bringt das keinem was. Nicht dir, nicht deiner Familie und nicht mir..."
DU LIEST GERADE
codeine (bittersüße vodkaküsse 3)
Teen Fiction»ich bin einfach viel zu jung für die scheiße und viel zu kaputt für die scheiße.«