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Mein Handy vibrierte und verwirrt tastete ich im Halbschlaf auf meinem Nachttisch herum, bis ich mein Handy gefunden hatte.
Ich musste drei Mal den Namen der Person lesen, die mich gerade anrief.
Ich wusste nicht genau, ob ich träumte.
Aber selbst wenn ich träumen würde - mit Den wollte ich trotzdem sprechen.
Also ging ich ran.
"Hey."
"Kannst du nicht schlafen?"
Ich gähnte.
"Nein, ich bin nur schon wach."
"Was? Wie viel Uhr ist es?", murmelte ich verschlafen.
"Naja, es ist eigentlich schon halb zwölf."
"Oh."
Ich setzte mich auf.
"Warum rufst du mich an?", fragte ich verwirrt.
"Ich bin echt einsam hier."
"Mhm..."
"Willst du mich besuchen, bevor ich wieder auf die Geschlossene komme?"
Ich schluckte.
"Ja."
Ich setzte mich immer noch müde auf und zog mir irgendeine Hose, die auf meinem Stuhl lag und ein Top mit Spaghettiträgern an.
Ich stand auf, nahm mein Handy und ging aus meinem Zimmer.
"Nina..."
"Ich kann gerade nicht. Ich geh für zwei Stunden aus dem Haus."
Mein Vater seufzte und ich verschwand aus der Tür.
Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schloss kurz die Augen.
Wollte ich ihn wirklich so sehen?
Ich hatte gar nicht gefragt, warum er nicht auf der Geschlossenen war - aber ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen.
Wahrscheinlich war wieder sein kompletter Arm aufgeschnitten.
Ich stieg in den Bus und ehe ich mich versah, war ich auch schon da.wo muss ich hin
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Ich seufzte, betrat das Krankenhaus und ging zu seinem Zimmer.
Ich atmete noch mal durch und öffnete die Tür.
Er lag mit seinem Handy Richtung Fenster gedreht da und ich sah schon einen dicken Verband, der um seinen linken Arm gewickelt war.
"Hey", murmelte ich und er drehte sich zu mir.
"Hey."
Er sah echt verheult und fertig aus.
"Ich hab' echt keinen Bock auf die scheiß Klapse."
"Versteh' ich."
Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm seine Hand.
"Es tut mir leid, Deniz."
Er schluckte.
"Ist schon okay... kannst du meine Hand loslassen, die ist irgendwie taub."
Ich nickte und ließ seine Hand los.
"Es tut mir ehrlich leid..."
"Du trägst keine Schuld daran."
Eine einzelne Träne kullerte über meine Wange.
"Ich kann einfach nicht mehr."
"Aber warum denn? Dein Leben ist nicht mal so schlimm..."
"Es geht nicht um mein Leben, Nina. Es geht darum, was jeden Tag in meinem Kopf abgeht. Die Selbstmordgedanken sind nicht weg, und sie werden niemals weg gehen."
"Sag sowas nicht..."
"Aber es ist die Wahrheit. Nina. Du wirst nie verstehen, wie das ist."
"Ich weiß."
"Weißt du..."
Er nahm meine Hand.
"Was denn?"
Was schlimmeres als das gerade eben konnte er nicht mehr sagen.
"Eigentlich wollte ich mit dir Schluss machen, weil ich dir nicht gut tue. Aber als ich dich gesehen hab, hat es mir die Sprache verschlagen. Ich liebe dich, Nina..."
Jetzt konnte ich mich entgültig nicht mehr zurückhalten.
Ich weinte einfach los.
Ich wünschte, ich würde nicht weinen.
Deniz machte sich wahrscheinlich gerade die schlimmsten Schuldgefühle.
"Ich bin so müde", sagte Den leise, "Müde von diesem Drecksleben. Nur wenn ich dich sehe, ist es ein bisschen besser..."
"Scheiße, du machst mich fertig", murmelte ich.
Er legte seine Hand auf mein Knie.
"Ich muss wahrscheinlich wieder ziemlich lange rein", sagte er heiser und mein Gesicht wurde immer nasser und nasser.
"Selbst wenn nicht... ich weiß nicht, was schlimmer ist - wenn du weg von mir und eingesperrt bist oder wenn du richtig blöde Sachen machst..."
"Es tut mir leid, ich..."
"Dir muss nichts Leid tun, Den. Wirklich nicht. Aber bitte, bitte...", ich rümpfte meine Nase, "bitte tu dir nichts an."
Er biss auf seine Lippe.
"Ist das zu viel verlangt?"
Er sah mir so sehr in die Augen, dass ich eine Gänsehaut bekam.
"Ich wünschte, ich könnte dir antworten. Aber wenn ich die Wahrheit sage, tue ich dir weh und du haust ab."
"Ich hau' nicht ab", murmelte ich.
"Ich wünschte, mein Kopf würde anders funktionieren... aber es geht nicht, ich hab' alle Medikamente durch und nichts auf dieser kack Welt hilft."
"Den, bitte versuch wenigstens, nicht zu sterben. Ich ertrag' das nicht", krächzte ich.
Er zog mich zu sich ins Bett und schloss seine Arme um mich.
"Es wird irgendwann alles gut, Nina, ich hoff' es doch auch."
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codeine (bittersüße vodkaküsse 3)
Teen Fiction»ich bin einfach viel zu jung für die scheiße und viel zu kaputt für die scheiße.«