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"Naja, vielleicht kommt nach dem Tod ja was besseres", nuschelte er halb in sein Kissen.
"Vielleicht ist dann aber auch alles vorbei und dich gibt's nicht mehr! Denk mal an was anderes als immer nur an dich!"
"Denkst du das wirklich von mir?", fragte er leise.
"Nein, aber Den... sich umbringen ist nicht die Lösung."
"Ja, du hast recht..."
Ich schwieg ihn an und zwei Sekunden später war er anscheinend eingeschlafen.
Ich hatte mir echt nicht den tollsten Typen ausgesucht.
Ja, er war fürsorglich.
Süß.
Hübsch.
Nur hatte er keinen Bock mehr, zu Leben.
Und das war mir ein Dorn im Auge.
Also nicht er, sondern die Tatsache, dass er psychisch so labil war, dass er...
Nun ja.
Ich konnte es nicht mal denken.
Ich stand, so leise ich konnte auf - ich hätte wahrscheinlich auch laut aufstehen können, er schlief wie ein Stein - und nahm noch eine weitere Xanax.
Dann legte ich mich wieder hin und versuchte, zu schlafen.Er küsste sanft meine Stirn und ich öffnete meine Augen.
Fuck, ich wurde noch nie so süß geweckt.
Er grinste mich an.
"Ich mach das seit zehn Minuten."
"Hab' ich so gut geschlafen?", lächelte ich müde.
Er zuckte mit den Schultern.
"Anscheinend, ja."
Ich rieb über meine Augen.
Ich spürte seltsamerweise tatsächlich einen Überhang, obwohl ich mitten in der Nacht echt wach war.
"Weißt du noch, was gestern Nacht war?"
"Ne, gar kein Plan."
Ich seufzte.
Irgendwie hatte ich ein kleines bisschen schlechte Laune deswegen, nur wusste ich nicht mehr, wieso genau.
Also schien es nicht so wichtig gewesen zu sein.
Ich streckte mich erst mal.
Den steckte sein Handy an und sah mich an.
"Wollen wir runter gehen? Meine Eltern haben safe Frühstück gemacht."
Ich nickte und zog mir frische Sachen aus meinem Rucksack an, bevor ich ihn erwartungsvoll ansah.
Er seufzte und zog sich einen Hoodie über.
"Es sind deine Eltern, Den."
"Ja, und obwohl sie meine Eltern sind, haben sie keine Ahnung, wie schlimm meine Arme aussehen."
"Echt?"
"Ja. Warum sollte ich mir sonst 'nen Hoodie anziehen, ist doch übertrieben warm. Ich würde auch gerne ein T-Shirt anziehen, nur kann ich mir das nicht erlauben. Meine Eltern würden nur auf meine Arme schauen und mir ganz komische, ekelhafte Fragen stellen."
"Wenn du meinst", murmelte ich und nahm seine Hand.
"Meine Eltern werden wahrscheinlich auch dir komische Fragen stellen, also überleg' bitte, bevor du was sagst..."
Ich seufzte.
"Mach dir mal weniger Gedanken, Den..."
Er lächelte mich an.
"Ich versuch's."
Ich zog ihn zu mir und wir gingen gemeinsam zwei Stockwerke nach unten.
Er führte mich in einen Raum, der so groß war wie meine ganze Wohnung.
Also ungelogen, hier war so unfassbar viel Platz.
Am Esszimmertisch saß ein Mann, wahrscheinlich sein Vater, und gerade kam eine Frau mit einer nach Rührei duftenden Pfanne aus der Küche, das war dann wohl seine Mum.
"Morgen", lächelte ich leicht überfordert.
Den sagte überhaupt nichts und setzte sich an den Tisch.
"Kannst gerne neben mich."
Er schob einen Stuhl zurück und ich setzte mich auf diesen.
"Du hast hier die Nacht verbracht? Und möchtest du etwas Rührei?"
"Ja, und ja gerne, ich hab' echt Hunger", lächelte ich.
Sie gab mir etwas Rührei auf meinen Teller und lächelte zurück.
"Wie heißt du?"
Ich schielte kurz zu Den.
Also ich hatte meinen Eltern erzählt, wie er hieß...
"Nina."
"Sehr schöner Name", lächelte mich Dens Mutter an.
Sie schien echt lieb zu sein.
Gar nicht so, als würde sie ihn enterben, wenn sie seine Arme sehen würde - denn so hatte er getan.
Ich aß mein Rührei.
"Deniz, ist alles gut? Du hast noch gar nichts gesagt heute...", sagte sein Vater leise.
Den schwieg kurz.
"Wie soll's mir gehen..."
"Denkst du nicht, es ist zu warm für den Pulli?"
Er vergrub seinen Kopf in seinen Händen.
"Nein", murmelte er.
"Ganz sicher? Wir werden auch keine Fragen stellen..."
Er sah verzweifelt hoch.
"Sobald Nina weg ist, stellt ihr eure Fragen, das weiß ich."
"Werden wir nicht. Bitte tu uns den Gefallen und versteck' dich nicht vor uns."ich hoffe, ihr habt 2022 besser überstanden als ich :')
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codeine (bittersüße vodkaküsse 3)
Teen Fiction»ich bin einfach viel zu jung für die scheiße und viel zu kaputt für die scheiße.«