1. Dezember

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🎄 M A E L 🎄

Ich liebte Weihnachten. Ich liebte Weihnachten, seit ich denken konnte. Eigentlich hatte ich nie damit aufgehört.

Es war für mich immer das Gefühl, das mir das Fest so schmackhaft gemacht hatte. Diese Besinnlichkeit, das Zusammenrücken, die Liebe. Damit war nicht die Liebe zwischen Paaren, sondern auch die, zwischen den Familienmitgliedern gemeint.

Natürlich mochte ich nicht nur die immateriellen Dinge. Schon als Kind fand ich es toll, Wochen vor Weihnachten meinen Wunschzettel zu schreiben und anschließend kleine Bilder auf das Papier zu malen. Den fertigen Brief schickte ich dann an das Christkind. Ich hatte mir über die Jahre viele unterschiedliche Wünsche geäußert.

Als drei-jähriger wollte ich unbedingt ein Spielzeugauto. Das hellblaue mit den Lichtern, die blinkten, wenn man den Schalter neben dem Reifen drückte. Außerdem zeichnete ich auf den Brief einen Sack voll mit bunten Bausteinen.

Als sechs-jähriger wünschte ich mir eine Puppe. Sie sollte blondes Haar haben und ich wollte ihr viele verschiedene Kleidungsstücke anziehen und sie füttern. Dazu noch einen Kinderwagen, der violett sein sollte.

Mit neun Jahren wollte ich eine Staffelei aus Holz. Ebenso eine Menge an Pinseln, Acrylfarben, Kreiden, Leinwänden und anderen Kunstprodukten. Außerdem schrieb ich Bücher und CDs auf meine Wunschliste.

Als 12-jähriger war ich der Meinung unbedingt ein Handy zu brauchen. Ebenso wollte ich neue Klamotten. Ersteres bekam ich, nur so am Rande, nicht. Meine Eltern waren davon überzeugt, dass das noch zu früh war.

Mit 16 Jahren wollte ich ganz bestimmte Kopfhörer und dazu ein Armband aus Glasperlen. Außerdem wünschte ich mir einen coolen Trinkbecher und Hockeyschuhe.

Und mit knapp 20 Jahren äußerte ich den Wunsch für ein paar Töpfe und eine Mikrowelle. All das war fast lebensnotwendig, wenn man so wie ich, alleine wohnte. Dazu natürlich Schokolade mit Nüssen. Meine ganz persönliche Nervennahrung.

Als Kind freute man sich immer über die Geschenke, die unter dem Christbaum lagen. Seit ich mich erinnern konnte, machte sich meine Mutter die Mühe, alles in weihnachtliches Papier zu wickeln. Darauf waren kleine Motive zu sehen, wie Tannenbäume oder Lebkuchenmänner.

Ich bekam nie wahnsinnig viele Dinge geschenkt und Wünsche wurden auch ab und zu nicht erfüllt, weil ich ein wenig größenwahnsinnig war und nicht darüber nachgedachte, ob mir die Materialien überhaupt etwas brachten, oder sie schon nach zwei Tagen wieder in einer Ecke lagen.

Aber kleine Geschenke gab es immer und oft waren auch Überraschungen dabei, über die man sich noch mehr freute, als über die geäußerten Wünsche.

Der Baum wurde in unserem Haus immer gemeinsam ausgesucht und dekoriert. Es wurden goldene und rote Kugeln aufgehängt, wie auch süße Teddybären. Natürlich durften auch Süßigkeiten nicht fehlen.

Über die Jahre wurde der Baum immer größer, bis mein Vater irgendwann meinte, dass er jetzt ein Loch in die Decke schneiden musste. Danach versuchten meine Schwester, mein Bruder und ich, ein wenig kleinere Tannen zu suchen. Man wollte schließlich keine Decken kaputt machen.

All diese Dinge lagen schon Jahre zurück. Ich war vor zwei Jahren für mein Studium weggezogen und mietete mir in der Nähe der Universität eine Wohnung. Das hatte verschiedene Gründe. Erstens wollte ich mir den langen Weg, den ich jeden Tag zurücklegen musste, ersparen. Und zweitens hatten sich meine Familie und ich ein wenig auseinandergelebt.

Am Anfang war das nicht so. Unsere Familie wurde jedes Jahr ein wenig größer, und dennoch war es an Weihnachten immer gemütlich und besinnlich. Es gab leckeres Essen, Kekse und es wurde bis spät in die Nacht getratscht und gelacht.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt