8. Dezember

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⭐ C A S P A R ⭐

Ich hörte nichts. Es war still, fast zu still. So fühlte ich mich gestern, als ich gegen halb sechs zu Hause ankam. Die Wohnung war leer und aufgeräumt. Mein erster Gedanke war, dass er einfach gegangen war. Mael hatte seine sieben Sachen gepackt und war ausgezogen.

Gut, er war nie so richtig eingezogen, aber zumindest schlief er auf meiner Couch und duschte in meinem Badezimmer und kannte sich wohl in meiner Küche fast besser aus, als ich es tat.

Ich suchte zuerst mein Apartment ab, aber als seine Sachen noch immer neben der Couch lagen und die Nikolausstiefel, die ich ihm auf den Couchtisch gelegt hatte, ausgepackt waren, fühlte ich mich ein wenig besser. Sogar mein Herz hörte auf, vor Aufregung wie verrückt zu schlagen.

Er würde wohl nicht ohne sein Gewand und seiner Tasche aus dem Apartment ausziehen. Zumindest schätzte ich ihn so nicht ein. Es wäre auch ziemlich dumm, würde er das wirklich machen und all sein Hab und Gut bei mir lassen.

In der Küche standen Palatschinken, die ich aß, während ich mich ärgerte, dass ich nicht seine Handynummer hatte. Ich musste ihn unbedingt danach fragen, nahm ich mir vor. Ich hoffte, dass er einfach in der Universität war und Vorlesungen hatte. So war es am Ende auch.

Als er angeläutet hatte und dann durch die Tür kam, fiel ich ihm fast um den Hals, ich konnte mich gerade noch zurückhalten. Es wäre vermutlich auch ein wenig eigenartig gewesen. Also blieb ich auf der Couch sitzen, die sein Schlafplatz war und begrüßte ihn.

Es war dumm und ich verstand nicht, warum ich mich so bescheuert verhielt und ihn andauernd in meiner Nähe haben wollte. Schließlich war er mir zu gar nichts verpflichtet. Wir waren nicht einmal Freunde, noch hatten wir unserer Wohngemeinschaft, die eher unfreiwillig zustande gekommen war, einen Namen gegeben.

Mael und ich waren einfach zwei Männer, die in dem gleichen Apartment wohnten und so unterschiedlich wie Tag und Nacht waren.

Wir verbrachten den Abend damit, uns ein wenig näher kennenzulernen. Und damit meinte ich, dass wir redeten. Redeten und nichts weiter taten. Zuerst sah er ein wenig verdutzt drein, als ich ihn bat, mir etwas über sich zu berichten, doch dann begann er zu reden.

Mael erzählte mir, was er alles im Spital erlebt hatte. Es wunderte mich nicht, dass er dort aushalf, er war der Weihnachtsengel in Person und ich war vermutlich Krampus höchstpersönlich. Aber ich arbeitete an meinem Image.

Und noch weniger war ich überrascht darüber, dass er seine Süßigkeiten und Nüsse an die Kinder verteilt hatte. Der 21-Jährige schien sich sehr über mein Geschenk zu freuen und das machte mich im Umkehrschluss ebenfalls glücklich.

Heute, stand ich schon vor ihm auf. Ich schlich auf leisen Sohlen in die Küche und machte Kaffee. Der lief natürlich lauter herunter, als ich das wollte, aber Mael wachte nicht auf. Anschließend hielt ich ihm eine duftende Tasse vor die Nase.

„Was riecht da so gut?", murmelte der Mann auf meiner Couch und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich muss automatisch grinsen.

„Das ist mein Deo...", flüsterte ich zurück. Ich sah wie seine Mundwinkel leicht zuckten, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Echt?", er riss die Augen auf und kurz sah mich irritiert an, bevor der 21-Jährige sie verdrehte.

„Du bist gemein...", seufzte er dann, nahm mir aber trotzdem die Kaffeetasse ab, um einen Schluck von dem heißen Gebräu zu nehmen.

„Wieso, hättest du mich sonst vernascht?", machte ich und war gespannt auf seine Antwort.

Ich wusste nicht einmal, ob er auf Männer stand, aber ich hatte Hoffnung. Und jetzt musste ich eben meine Flirtkünste auspacken, die ich so gut wie nie brauchte und die deswegen auch ein wenig eingerostet waren.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt