10. Dezember

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⭐ C A S P A R ⭐

Ich war angespannt. Das war ich häufig. Vor allem, wenn es darum ging, meine Eltern nach langer Zeit wieder zu besuchen. Als Teenager war mir das Gefühl so geläufig gewesen, wie der Geruch von Alkohol. Und ich mochte es nicht.

Nachdem Mael und ich gestern von unserem kleinen Ausflug nach Hause gekommen waren, schauten wir noch einen Film. Der Student durfte sich einen aussuchen und er entschied sich, wie konnte es anders sein, für einen Weihnachtsfilm...

Nach eineinhalb Stunden „Eine Weihnachtsliebe zum Festhalten" war ich kurz davor, durchzudrehen. Ich wusste nicht, ob es mehr an der schauspielerischen Leistung der Hauptfiguren oder an dem einschläfernden Inhalt lag.

Als ich zu Mael hinübersah, schlief er auf der Couch und ich deckte ihn zu, bevor ich ebenso ins Bett ging.

Mir fiel immer wieder auf, dass ich solche Dinge ganz nebenbei erledigte, so als würde er schon ewig in meinem Apartment hausen. So als wäre es etwas ganz Alltägliches, seinen Mitbewohner liebevoll zuzudecken und diesen davor am liebsten noch beim Schlafen betrachtete.

Natürlich wusste ich, dass das alles andere als etwas Normales war, aber ich wollte mir darauf nichts einbilden.

Wenn ich ein wenig darüber nachdachte, würde ich ihn als einen Freund bezeichnen. Jemanden, mit dem ich gerne gemeinsam aß, der viel redete, was ich im Normalfall störend fand, bei ihm war das aber in Ordnung.

Heute war ich mit einem angenehmen Gefühl in der Brust wach geworden. Doch das änderte sich schlagartig, als ich drei verpasste Anrufe meiner Mutter auf dem Handy erblickte. Sie machte immer Telefonterror, wenn ich mich wieder viele Wochen nicht gemeldet hatte. Wahrscheinlich spielten sich in ihrem Kopf die ärgsten Szenarien ab, von unterschiedlichen Unfällen, in denen ich verwickelt war.

Mein Vater hatte sich seit dem Telefonat, nach diesem ich Mael dann aus seiner Wohnung schmeißen musste, nicht mehr gemeldet. Gut für ihn. Ich wusste sowieso nicht, was ich mit ihm anstellen würde, wenn er plötzlich vor meiner Tür auftauchte.

Ich schlug, nachdem ich eine Zeitlang ins Leere gestarrt hatte, die Bettdecke zurück und stand auf. Das Handy ließ ich aus Prinzip im Schlafzimmer liegen.

Als ich ins Wohnzimmer trat, lag Mael noch auf der Couch und schlief. Sein Gesicht zierte ein entspanntes Lächeln und er seufzte leise im Schlaf. Ich riss mich zusammen, bevor ich mich neben ihn fallen ließ und Dinge mit ihm anstellte, die ich im Endeffekt bereuen würde.

Ich sollte auch wieder auf Männersuche gehen, schließlich wusste ich nicht, wie lange ich mich hier beherrschen konnte. Wieso lagen auch sein kompletter Oberschenkel und seine Leiste frei?

„Was machst du?", gähnte er in dem Moment, in dem ich das Zimmer verlassen wollte, weil mir die nackte Haut fast schon zu viel wurde.

„Ich wollte Frühstück machen. Hast du Hunger?", fragte ich und er nickte und kuschelte sich wieder unter die Decke.

„Ich wecke dich, sobald ich fertig bin!", lächelte ich und machte mich in der Küche daran, alles Essbare zusammenzusuchen.

Ich schob kleine aufbackbare Brötchen in den Ofen und kochte Kaffee. Anschließend stellte ich Marmelade und Butter heraus, sowie etwas Käse und Wurst. Bevor ich nach Mael rief, schnitt ich noch eine Gurke.

Der junge Mann trottete gähnend ins Esszimmer und setze sich auf einen Stuhl.

„Wow!", er machte große Augen, als er den reichlich bedeckten Tisch musterte.

„Da siehst du mal, was ich für ein perfekter Frühstücksmacher bin!", ich grinste ihn an und Mael schnappte sich gleich ein Brötchen, das knusperte, als er es mit dem Messer auseinanderschnitt.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt