3. Dezember

139 16 1
                                    

🎄 M A E L 🎄

Ich fühlte mich gut. In meinem Traum lag Schnee und ich baute mit den Kindern aus dem Krankenhaus einen großen Schneemann. Ich wollte ihm gerade die Karotte als Nase verpassen, da riss mich ein lautes Klingeln aus dem Schlaf. Ich tastete mit einem lauten Gähnen nach meinem Wecker, der sich bis jetzt noch nicht gemeldet hatte.

Es war erst kurz nach acht Uhr, das konnte ich trotz meiner Müdigkeit und leichten Genervtheit auf meinem Handy erkennen. Wer um Himmels Willen, war so früh schon vor meiner Tür? Normalerweise war ich immer zwischen sieben und acht Uhr wach, damit ich nicht den halben Tag verschlief, aber samstags gönnte ich mir immer etwas mehr Schlaf.

Noch einmal schrillte das Klingeln durch meine Wohnung. Die Wände waren bestimmt nicht sonderlich dick. Es würde mich nicht wundern, wenn gleich irgendein Nachbar mit dem Besen gegen die Wand schlug und herumschrie.

Ich schwang die Beine aus dem Bett und hastete noch halb im Schlafmodus zur Tür. Meine Wohnung war unaufgeräumt. Eigentlich hasste ich Unordnung, aber ich hatte es gestern nicht mehr geschafft, die schmutzige Wäsche zu waschen oder die Schuhe richtig auf die Abtropftasse zu stellen.

Es juckte mich in den Fingern, das gleich in Ordnung zu bringen, aber ich riss mich zusammen. Erst musste ich der klingelnden Person die Tür öffnen.

Fast stolpere ich über den Rucksack, der neben meiner Tür lag. Wunderbar, den hatte ich auch nicht ausgeräumt... Das ist überhaupt schlafen konnte!

Ich drehte den Schlüssel und riss dann die Tür auf. Ein kühler Luftzug kam mir entgegen und ich fröstelte leicht. Ich sollte mir unbedingt Handschuhe zulegen, das Wetter würde schließlich in den nächsten Tagen nicht besser werden.

Vor mir stand, und ich war wirklich kein Fan von Übertreibungen, der schönste Mann, den ich je gesehen hatte. Er trug Hemd und teuer aussehende Hosen. Seine Haare waren mit etwas Gel in Form gebracht und er hatte einen Mund, den ich, wenn ich keine Selbstbeherrschung hätte, sofort küssen würde. Vielleicht sollte ich meine Selbstbeherrschung für einen Moment in ein Kämmerchen sperren...

Halleluja! Was wollte dieser Gott vor der Tür? Vor meiner Tür? Vielleicht hatte ich mich geirrt und es war doch schon Weihnachten...

Erst vor ein paar Tagen hatte ich mir gewünscht, auch jemanden zu finden, damit ich an Weihnachten nicht allein war. Ich würde das Fest dieses Jahr im Krankenhaus feiern. Meine Eltern hatten sich noch nicht gemeldet und auch wenn sie es noch tun würden, müsste ich absagen.

Wir hatten das letzte Mal vor vier Monaten telefoniert und das Gespräch war eher kurz und nicht sonderlich informativ gewesen. Auch wenn ich damit die Tradition brach und meine Familie im Stich ließ, wusste ich, dass sich die Kinder mehr darüber freuen würden. Ich hatte mir schon Aktivitäten ausgedacht, um das Fest unvergesslich zu machen.

Ich hatte Weihnachten schließlich 20 Jahre mit meinen Eltern und meinen Geschwistern samt Partnern gefeiert, jetzt war auch einmal Zeit für etwas Abwechslung.

Ich wollte den Kindern kleine Geschenke machen, damit sie auch so eine Freude an Weihnachten hatten, wie ich. Außerdem hatten mich zwei Kommilitonen gefragt, wann wir gemeinsam Geschenke kaufen würden. Dann würde ich auch gleich etwas für die Kinder des Krankenhauses besorgen.

Ich hatte Geld zusammengespart, damit ich auch beschenken konnte. Dafür ließ ich sogar für ein paar Wochen mein Abendessen ausfallen.

„Herr Rickler?", fragte der Unbekannte vor meiner Tür und ich hätte am liebsten aufgelacht. Sogar seine Stimme war weich und samtig und einfach wunderbar.

Wer dachte er denn sonst, das hier wohnt? Ich hatte links neben meiner Wohnungstür mein Namensschild aufgeklebt und falls er lesen konnte, müsste er spätestens zu diesem Zeitpunkt geschnallt haben, dass das mein Name war.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt