15. Dezember

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⭐ C A S P A R ⭐

Ich war wahnsinnig unmotiviert. Wieder einmal meinte mein Vater mir den Tag versauen zu müssen. Er rief mich in aller Frühe an, um mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Das so wahnsinnig Wichtige, hätte auch warten können, bis ich aufgestanden war.

Ich trottete in die Küche um Kaffee zu machen, während ich bereits das Wasser in der Dusche rauschen hörte. Mael war also schon wach. Gut, denn ich musste ihm sowieso etwas erklären.

„Guten Morgen!", gähnte der Student zehn Minuten später, als er schon fertig angezogen in die Küche trat. Seine braunroten Haare waren noch ein wenig nass von der Dusche und er kam schlurfend auf mich zu.

„Hey, gut geschlafen?", machte ich und beobachtete ihn dabei, wie er sich auf einen Sessel mir gegenüber setzte.

„Ja, ich habe mir schon überlegt, was wir in den nächsten Tagen machen können!", lächelte der 21-Jährige und sein anfangs noch müdes Gesicht, wurde lebendig.

Wundervoll! Da wusste er aber noch nicht von meinen Plänen, die seine komplett durchkreuzen würden.

Während er schon begann weihnachtliche Dinge aufzuzählen und sein Strahlen dabei immer breiter wurde, versuchte ich ihn irgendwie zu unterbrechen, aber ihm gleichzeitig auch nicht das Gefühl zu geben, ihm nicht zuhören zu wollen.

„Mael...", begann ich und der junge Mann plauderte munter weiter.

„Also, dann brauchen wir unbedingt einen Baum. Ich meine, was ist Weihnachten ohne Christbaum?", seine rhetorische Frage, die er in den Raum warf, ließ mich ihn schließlich unterbrechen.

„Du musst mir ganz kurz zuhören...", sagte ich nochmal. Er sah mich erstaunt an und als er meinen weniger freudigen Blick sah, begann der Glanz in seinen Augen langsam zu erlöschen.

„Was ist passiert?", fragte der 21-Jährige und sah mich ängstlich an.

„Ich habe einen neuen Auftrag angenommen und das Haus liegt an der Grenze, ich brauche fast drei Stunden dorthin. Deswegen werde ich mir ein Zimmer mieten, um das von dort aus zu bearbeiten...", erzählte ich und erwähnte dabei nicht, dass mir mein Vater dieses verdammte Haus eingeredet hatte.

Er hatte es mir nicht nur eingeredet, sondern es mir aufgedrängt und mir gedroht, dass etwas passieren würde, wenn ich den Auftrag ablehnen würde.

Ich hatte eindeutig nicht vor, vor Weihnachten noch so weit hinauszufahren. Noch dazu, wenn jetzt Mael bei mir wohnte. Von meinem neuen Mitbewohner hatte ich meinem Vater natürlich auch nichts erzählt. Wer weiß, was er sonst tun würde.

„Was?!", der Mann sah mich erschrocken an.

„Nein, Caspar! Ich habe mich doch schon so gefreut...", jetzt klang er weinerlich. Ich konnte es ihm nicht verdenken.

Wir waren Händchen haltend eisgelaufen, wir hatten gelacht, er hatte mich gefüttert und ich hatte mich ihm nah gefühlt. Näher, als ich mich sonst jemanden fühlte, dabei hatten wir uns weder geküsst, noch hatten wir miteinander geschlafen.

„Es tut mir leid... Es sind nur drei Tage!", versuchte ich ihn aufzumuntern. Drei verdammte Tage.

Auch wenn das kein großer Trost war. Drei Tage waren natürlich nicht das Ende der Welt. Aber es tat mir weh, ihn so lange alleine zu lassen. Alleine in meinem Apartment. Alleine vor Weihnachten.

„Ach, verdammt!", fluchte Mael und am liebsten wäre ich in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Er hatte recht. Das war wirklich nicht gerade das, was wir uns erhofft hatten. Zumindest glaubte ich, dass er der gleichen Meinung war, wie ich.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt