22. Dezember

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🎄 M A E L 🎄

Ich schlief aus. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und ich hatte mich wahnsinnig in die unterschiedlichsten Dramen hineingesteigert.

Heute war ein Tag, an dem ich einfach schlief, bis ich irgendwann durch das laute Zufallen von Autotüren aufwachte.

Ich konnte mir einen entspannten Vormittag machen, denn Vorlesungen hatte ich keine mehr und auch das Büro machte Weihnachtsurlaub. Somit konnte ich ganz ohne Hektik in den Tag starten.

Caspar war schon weg, aber er hatte Kaffee gekocht und mir außerdem einen kleinen Zettel auf die Kaffeekanne geklebt. Darauf stand, dass er um kurz nach 14 Uhr wieder zu Hause sein würde und dass ich unbedingt meine Eltern anrufen sollte und mich nicht davor drücken sollte.

Er kannte mich einfach schon viel zu gut. Der Mann wusste ganz genau, dass ich diesen Gedanken schon wieder verdrängt hatte und lieber an andere Dinge dachte. Wie zum Beispiel, Geschenke einzupacken, oder Kekse zu essen.

Gestern hatten wir uns einen kleinen Tannenbaum ins Apartment gezerrt und diesen weihnachtlich geschmückt.

Der Makler hatte außerdem himmelblaue Kugeln gekauft. Zuerst hatte ich nicht verstanden, warum er ausgerechnet so eine knallige Farbe gewählt hatte, weil alles andere in der Wohnung eher schlicht gehalten war.

„Ich habe die gleiche Farbe genommen, die auch deine Augen haben...", hatte er sehr direkt erwidert und mein Herz hatte begonnen, schnell zu klopfen. Jetzt war also der Weihnachtsbaumschmuck in meiner Augenfarbe gewählt und hing an den grünen Ästen.

Wir hatten die Tanne gemeinsam geschmückt. Die Kugeln, wie auch Sterne waren blau und hatten kleine goldene Details.

Außerdem hatte der 24-Jährige noch eine Lichterkette gekauft, die man unterschiedlich einstellen konnte. Diese konnten wir mit Müh und Not auch um den Baum legen.

Eine Stunde später waren wir fertig und der Christbaum schimmerte in hellem Licht. Ich fand, dass es der schönste Baum war, den ich je geschmückt hatte.

Danach hatten wir uns auf die Couch gesetzt und geredet. Während der Vermieter sich eher auf seinen Vater bezogen hatte, war ich abgeschweift. Ich hatte an meine eigene Familie gedacht.

Die Tatsache, dass meine Schwester mich einfach in ihrem Heim aufgenommen hatte und noch dazu unterstützt und ermutigt hatte, wieder zu Caspar zurückzukehren, machte etwas mit mir.

Ich hatte ihr natürlich geschrieben, dass alles wieder in Ordnung war und sie hatte mit einem „Das ist schön! Fröhliche Weihnachten, Mael!", geantwortet.

Alleine der Gedanke, den sie hatte, dass sie mich vermutlich zu dem Fest nicht mehr sehen werden würde und wir getrennt feierten, ließ mich mit einem komischen Gefühl zurück.

Der 24-Jährige merkte natürlich schnell, dass etwas nicht stimmte. Er erkundigte sich bei mir, was los sei und ich erzählte ihm von meinen Empfindungen.

Daraufhin war sein Rat, meine Eltern doch einfach anzurufen. Was sollte denn groß passieren? Schlimmer als mit seinen eigenen Erziehungsberechtigten konnte es doch sowieso nicht werden, erklärte er und verdrehte ein wenig spöttisch die Augen. Da hatte er wohl recht!

Ich versprach ihm, dass ich es morgen erledigen würde. Auch wenn ich das Verspechen jetzt ein wenig bereute.

Ich hatte keine Ahnung, was ich meinen Eltern sagen konnte. Dass ich irgendwie doch mit ihnen feiern wollte, aber gleichzeitig wollte ich mich auch nicht aufdrängen und die Kinder im Spital nicht vergessen. Ebenso wollte ich den Makler nicht alleine lassen.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt