20. Dezember

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🎄 M A E L 🎄

Ich war ganz alleine. Alle hatten mich verlassen.

Als ich das Gefühl hatte, keinen mehr in meinem Leben zu haben, waren mir wieder die Worte meiner Schwester Nora eingefallen.

Sie hat mir einmal gesagt, dass man nie alleine war, denn es gab immer Menschen, die einen auffangen würden. Weil ich nicht bei meinen Eltern anrufen wollte, wählte ich Noras Nummer .

Und, was hatte ich für ein Glück, sie hatte nach dem ersten Läuten abgenommen. Als sie hörte, wie ernst es war, hatte sie sich sofort auf den Weg gemacht, um mich zu holen.

Gerade eben wachte ich in ihrem Gästezimmer auf. Es roch ganz anders und ich erwischte mich immer wieder, dass ich an Caspar dachte. Dabei wollte ich ihn doch eigentlich vergessen. Tja, es klappte nicht ganz so berauschend.

Noras Freund, oder besser gesagt Verlobter, war bereits zur Arbeit gegangen. Sie selbst schlief heute aus und hatte erst am Abend eine Nachtschicht.

Ich schlich mich leise ins Bad. Natürlich wollte ich meine ältere Schwester nicht wecken, wenn sie den ganzen Tag gearbeitet hatte und mich am Ende auch noch abholen musste.

Sie hatte keine Sekunde gezögert, sondern war gleich ins Auto gestiegen, um mich zu ihr zu holen. Nachdem die Frau mit dem Auto vor mir geparkt hatte, war sie ausgestiegen und hatte mich in den Arm genommen.

Diese Nähe erinnerte mich wieder an früher. An die Weihnachtsfeste, die wir zusammen gefeiert hatten, die Spiele, die wir gespielt hatten und einfach die Zeit, die wir zusammen verbracht hatten. Ich hatte noch mehr geheult.

Sie hatte mich nicht aufgefordert darüber zu sprechen, sondern hatte mich auf die Rückbank verfrachtet und mich in Decken gewickelt. Die ganze Fahrt zu ihrem Haus war so abgelaufen, dass sie geredet hatte und ich mich nach und nach beruhigt hatte.

Kurz bevor ich eingeschlafen war, aus Erschöpfung wahrscheinlich, war Nora in die Garage gefahren und hatte mir ins Haus geholfen. Dann hatte sie mich ins Gästezimmer gebracht, mir gesagt, dass alles gut werden würde und mich zugedeckt.

Zweiteres bezweifelte ich zwar stark, aber irgendwann war ich in einen unruhigen Schlaf gefallen. Das erste Mal wach wurde ich, als ich ihren Verlobten leise mit ihr sprechen hörte.

Ich lauschte den beiden, wie sie sich über mich unterhielten. Nora erklärte, dass sie nicht wusste, was passiert war, aber dass bestimmt etwas Schlimmes geschehen war, wenn ich so zusammenbrach.

Ihr zukünftiger Mann erklärte, dass es nichts machte, wenn ich noch länger hier blieb, das Gästezimmer war sowieso fast nie in Gebrauch und außerdem auch fertig renoviert. Ich war schon ein wenig froh, dass die beiden so nett waren und mich einfach aufnahmen.

Nachdem ich mir heißes Wasser über den Körper prasseln gelassen hatte und wieder in frische Kleidung geschlüpft war, ging ich in die Küche.

Ich wusste nicht, ob ich mich einfach bedienen konnte, als nahm ich mir, nachdem ich in verschiedenen Schränken gesucht hatte, ein Glas, das ich mit Leitungswasser füllte. Mein ganzer Körper war schlapp und außerdem war ich durstig, nachdem ich so viel geweint hatte.

Darum hatte ich nie richtige Beziehungen. Weil es am Ende immer in die Brüche ging. Meist wegen meiner eigenen Naivität. Als hätten Caspar und ich auf Dauer eine Zukunft gehabt, das glaubte ich doch selber nicht...

„Oh, du bist schon wach!", ich schrak zusammen, als meine Schwester plötzlich neben mir stand.

„Ja, darf ich vielleicht irgendetwas Kleines zu essen haben?", fragte ich vorsichtig.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt