19. Dezember

108 13 1
                                    

⭐ C A S P A R ⭐

Mael lag nicht neben mir im Bett. Er war weg.

Erst gestern war ich der Meinung gewesen, dass unsere Beziehung in Begriff war etwas Ernsthaftes zu werden. Ich dachte, dass ich endlich ein wenig Gewissheit bekam.

Und was war dann passiert? Mein Vater und seine schrecklichen Aussagen.

Ich wusste schon, dass es zum Scheitern verurteilt war, als er und meine Mama vor der Tür gestanden waren. Es verhieß nie etwas Gutes, wenn sie ungefragt aufkreuzten.

So war es am Ende auch. Als ich die Tür zufallen hörte, wusste ich sofort, dass der junge Mann alles gehört hatte. Die schrecklichen Worte meines Erzeugers über ihn und auch das er meine „Eskapaden", wie er sie nannte, ansprach.

Mael hatte einige seiner Kleidungsstücke mitgenommen. Alles andere lag noch immer im Kasten und es wirkte fast so, als wäre er nur kurz einkaufen gegangen und würde sofort wieder auftauchen.

Tja, er kam nicht wieder. Weder gestern, noch lag er heute Morgen auf der Couch.

Im Wohnzimmer betrachtete ich die Engel aus Papier, die er gebastelt und aufgehängt hatte. In der Küche fehlten sie noch, wahrscheinlich hatten genau zu dieser Zeit meine Eltern angeläutet. Jetzt lagen einige noch einsam und verlassen auf dem Fensterbrett.

Mit einem Anflug von Traurigkeit hob ich sie auf und klebte sie schließlich noch auf die restlichen Fenster auf.

Jetzt war zwar das Haus dekoriert und voll, aber ich fühlte mich schrecklich leer. Mein Blick wanderte alle paar Minuten zur Tür, doch sie ging nicht auf. Egal wie spät es war.

Natürlich hatte ich auch versucht Mael anzurufen, aber sein Handy war abgeschaltet. Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Er wollte im Moment nicht mit mir sprechen.

Nachdem ich meine Eltern gestern weniger freundlich gebeten hatte, das Haus zu verlassen, war ich losgegangen, um nach dem 21-Jährigen zu suchen. Meine Suche war jedoch erfolgslos geblieben und alle Menschen, die ich angesprochen hatte, konnten mir auch keine Auskunft geben.

Meine Mutter hatte einen riesen Aufstand gemacht, warum ich mich denn jetzt so verhalten würde. Während mein Vater sofort geschnallt hatte, was los gewesen war. Doch er hat das Ganze noch auf die Spitze getrieben, indem er mich ausgelacht hatte und gemeint hatte, der „Kleine" würde sowieso wieder angekrochen kommen würde.

Es konnte gut sein, dass ich danach ein wenig ausgerastet war. Ich war auf jeden Fall davon überzeugt, dass meine Eltern in nächster Zeit nicht mehr vorbeischauen würden. Damit hatte ich jedoch kein Problem. Sollten sie doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs!

Ich hatte sogar Miranda kontaktiert, weil ich gemerkt hatte, dass sich die beiden ganz gut verstanden, ob sie vielleicht wusste, wo der Student war. Aber auch meine Angestellte war ahnungslos.

Gegen Abend war ich schließlich erschöpft, fast erfroren und den Tränen nahe wieder im Apartment angekommen. Keiner hatte den Studenten gesehen oder von ihm gehört. Ich hoffte, dass er noch lebte.

Ich war irgendwann auf der Couch, Maels früherem Schlafplatz, in einen unruhigen Schlaf gefallen, von dem ich immer wieder aufgewacht war, weil ich gedacht hätte, die Haustür gehört zu haben.

Doch die ganze Nacht kam niemand ins Apartment oder legte sich neben mich auf die Couch.

Als ich heute Morgen wach wurde, fühlte ich mich ein wenig wie von einem Laster überfahren. Ich trank eine große Tasse Kaffee, damit ich wacher wurde, bevor ich in die Arbeit fuhr.

Ich war ziemlich früh dran und ich schleppte mich in mein Büro, wo ich sofort anfing zu arbeiten. Vielleicht würde ich alles vergessen, wenn ich mich in das Arbeiten vertiefte...

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt