7. Dezember

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🎄 M A E L 🎄

Ich hörte Geräusche. Es war ein Knistern und darauf folgte ein Knacken. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise war ich allein und erst der Wecker, der mich mit seinem lauten Klingeln weckte, war mein treuer Begleiter am frühen Morgen. 

Ab und zu wurde ich auch durch das Hupen von Autofahrern wach, die sich schon in aller Frühe über irgendetwas aufregten, aber das kam doch seltener vor.

Mein Bett, das nicht mein Bett war, schließlich war es viel weicher und bequemer, roch nach jemandem. Caspar!, schoss es mir durch den Kopf und ich kniff die Augen zusammen.

Nachdem er mich von der Straße aufgesammelt hatte, lebte ich bei ihm. Gestern hatten wir auf seiner Couch den Eintopf verspeist, den ich zubereitet hatte. Ich hatte all das Gemüse zusammengesucht, das er in seinem Haus gelagert hatte und es verarbeitet. Er meinte, dass es das beste Essen gewesen wäre, das je in seiner Küche zubereitet worden war.

Das konnte ich mir allerdings auch vorstellen. Keine Ahnung, wovon der Mann lebte, aber anscheinend nur von Luft und Liebe. Sein Kühlschrank war fast leer. Und der Makler hatte einen sehr großen Kühlschrank.

Außerdem hatte ich seine Küche aufgeräumt und die Wäsche gemacht. Mir ging es eindeutig schon viel besser. Seine Couch war warm und gemütlich und ich mochte die Arbeit. Teils, weil er immer um mich herum war und teils, weil seine Wohnung groß und geräumig war, noch dazu auch sehr schön eingerichtet.

Ebenso war ein Grund, warum ich es hier mochte, dass er mich lobte und glücklich war, wenn ich ihm sein Essen servierte. Außerdem hatte ich sonst nicht viel zu tun und etwas anderes, als mir seinen Fernseher anzumachen konnte ich sowieso nicht machen.

Wir aßen gemeinsam. Ich mochte die Art, wie der Mann konzentriert mit seiner Gabel Erbsen aufspießte und wie er mit gerunzelter Stirn Emails las. Er sprach nicht sonderlich viel, aber ich hatte kein Problem mit der Stille. Ich kannte es fast nicht anders. Wenn ich in meiner Wohnung war, sprach auch niemand. Ab und zu drehte ich mir Musik auf, oder lauschte Hörspielen.

Heute war der erste Tag, an dem Caspar mich allein in seinem Apartment ließ. Das musste doch heißen, dass er mir zumindest vertraute. Ich vertraute ihm auch. Vielleicht war ich dumm und naiv, aber ich hatte nur wenige Menschen in meinem Leben, die mich aufnahmen oder gar allein in ihrer Wohnung ließen.

Ich überging den Teil, in dem er mich aus meiner eigenen Wohnung geschmissen hatte und ich ein kleines Häuflein Elend gewesen war und konzentrierte mich stattdessen wieder auf die Geräusche.

Doch das Knistern war verklungen, ich fragte mich, wie spät es wohl war. Ich blinzelte langsam und sah gegenüber an der Wand die Uhr, die kurz nach sieben Uhr zeigte.

Anscheinend war Caspar schon weg. Die Frage war, wer hatte dann eben noch geknackt und gewühlt? Wahrscheinlich räumte schon ein Einbrecher sein Apartment aus und ich verschlief einfach. Ich blickte mich um und sah vor mir auf dem Tisch etwas Rotes liegen. Was zur Hölle war das?

Es dauerte, bis meine Augen bereit waren, die Sachen am Tisch zu erkennen. Erst als ich mir mit den Handflächen über die Lider gerieben hatte, erkannte ich die Teile. Es handelte sich um zwei Nikolausstiefeln, die irgendwie ausgestopft aussahen.

Ich tastete sie ab und steckte dann meine Hand hinein. Es knisterte. Dann kam ein Nikolaus aus Schokolade zum Vorschein. Ich begann weiter auszuräumen. Immer mehr Süßigkeiten holte ich auf den Tisch und auch alles Mögliche an Obst und Nüssen.

Nachdem beide Stiefeln geleert waren, schüttelte ich sie noch einmal aus, nicht, dass ich was vergessen hatte. Mein Lächeln, das mit dem Ausräumen immer breiter wurde, ging zu einem Kribbeln im Bauch über, als ich das kleine Zettelchen las, das ganz unten im Stiefel versteckt war.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt