16. Dezember

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🎄 M A E L 🎄

Ich wachte früh auf und fühlte mich schrecklich. Auch, wenn wir uns geküsst hatten, auch, wenn ich wusste, dass er wieder kommen würde. Dennoch war das Gefühl in meinem Bauch, das vor wenigen Tagen noch ein schönes, warmes gewesen war, einem kalten, stumpfen gewichen.

Schon nachdem ich aufgestanden war und durch das leere Apartment ging, hätte ich ihn am liebsten angerufen, nur um seine Stimme zu hören.

Ich verhielt mich wie ein liebeskranker Teenager und ich wusste trotzdem nicht, wie ich all diese Gefühle abschalten konnte. Ich kannte ihn nicht einmal lange und dennoch empfand ich nun einmal so, daran war nichts zu ändern.

Ich fuhr ins Büro, wo ich mindestens vier Mal die Blätter falsch einheftete und danach gerügt wurde. Das war mir noch nie passiert! Ich war immer aufmerksam und genau.

Caspar hatte mir, kurz nachdem ich auf meinem Schreibtischsessel Platz genommen hatte, eine WhatsApp Nachricht geschickt, in der er mir mitgeteilt hatte, dass er an mich dachte und mir einen schönen Freitag wünschte. Dass er an mich dachte, ließ mich strahlen.

Und ich wollte nicht behaupten, danach hätte ich geweint. Aber was sollte ich sagen, ich musste sehr stark gegen die Tränen ankämpfen.

Vielleicht war es, weil Weihnachten in einer knappen Woche vor der Tür stand, oder dass sich meine Eltern noch immer nicht gemeldet hatten, oder dass ich in einer leeren Wohnung aufgewacht war.

Aber es könnte natürlich auch sein, dass ich einfach den 24-Jährigen so sehr vermisste, dass ich es gar nicht mehr ohne ihn aushielt und daran verzweifelte. Und ich ging sehr stark davon aus, dass das der wirkliche Grund war.

Ich hatte mich sogar in der Nacht in sein Bett gelegt, erstens, weil es nach ihm gerochen hatte und zweitens, weil er das sowieso niemals mitbekommen würde.

Nach dem Vormittag, der nicht so gelaufen war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, machte ich mich auf den Weg, um ins Krankenhaus zu fahren.

Ich hatte eine Zeit lang überlegt, ob ich mich überhaupt dahin begeben sollte, weil ich Angst hatte, dass die Kinder meine Traurigkeit bemerken würden und genauso traurig werden würden, wie ich es war.

Aber dann fiel mir wieder ein, wie sehr sie sich auch über meinen Besuch freuten, somit stieg ich doch in die Straßenbahn und begab mich zum Krankenhaus.

Die Kinder aßen gerade ihr Mittagessen, das heute aus Knödeln mit Ei und Kräutern bestand. Ich bekam ebenso einen Teller vor mich gestellt, den ich mit ihnen zusammen verspeiste.

Schwester Silke erzählte mir, dass die Kinder gerne eine Weihnachtsfeier veranstalten würden. Dabei hatte sie an ein kleines Theaterstück gedacht.

Ich fand die Idee gut. Erstens, sollten auch die Kinder Weihnachten genießen und zweitens, konnte ich mich durch die Vorbereitung bestimmt ablenken.

Ich erklärte der Krankenschwester, dass ich das Planen übernahm und sie freute sich darüber. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit und verschwand aus dem Zimmer.

Ich trommelte die Kinder nach dem Essen zusammen, um sie zu fragen, was sie sich genau für die Weihnachtsfeier wünschten.

Ihre Ideen und Wünsche schrieb ich auf ein großes Blatt Papier, das ich auf einem Kasten aufhängte. Dann stimmten die Kleinen mit Handzeichen ab.

Am Ende hatten das Theaterstück über Engeln die meisten Stimmen und die Kinder wollten gerne Kekse backen und ein kleines Buffet veranstalten.

Außerdem hatten sie vor, Einladungskarten für ihre Eltern zu gestalten. Das würden wir sofort erledigen. Ich fand festeres weißes Papier im Gemeinschaftsraum. Dieses knickte ich in der Hälfte.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt