21. Dezember

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⭐ C A S P A R ⭐

Ich war nicht mehr alleine. Das war mein erster Gedanke, als ich morgens aufwachte.

Tja, es war eine Lüge... Das einzige, das passiert war, war mein Brief, den ich verschickt hatte.

Ich lag auf der Couch und egal, wo ich mich auch hindrehte, überall roch ich Mael. Es war ein wenig so, als würde er neben mir liegen. Was er nicht tat...

Mir war schleierhaft, was er zu dem Brief sagen würde, also natürlich hoffte ich, dass ihn wenigstens einer erreicht hatte. Und noch mehr wünschte ich mir, dass er jetzt an der Tür klingelte, oder sie einfach aufsperrte, schließlich besaß er noch meinen Ersatzschlüssel.

Miranda rief mich alle paar Minuten an, um zu fragen, ob ich schon etwas von dem 21-Jährigen gehört hatte. Sie machte sich scheinbar jetzt auch Sorgen.

Ich nahm mir den Tag frei, weil ich Angst hatte, dass er plötzlich doch auftauchte und ich nicht hier war.

Also saß ich schon seit kurz nach acht Uhr auf der Couch und beobachtete mit starrem Blick die Tür. Doch auch Stunden später rührte sich noch nichts.

Ich checkte wieder einmal mein Handy, doch der Student hatte mir auch nicht geschrieben.

Mit einem Seufzen stand ich schließlich auf und ging ins Bad. Ich sprang unter die Dusche, um nicht mehr auszusehen, wie ein Zombie.

Als ich mich gerade abtrocknete, hörte ich, wie die Apartmenttür aufgesperrt wurde. Und was sollte ich sagen, mein Herz rutschte in die Hose.

Er war hier.

Es konnte auch niemand anderes sein, schließlich hatte niemand den Schlüssel und ein Einbrecher würde wohl nicht am helllichten Tage mit einem Schlüssel die Wohnung ausräumen. Zumindest bezweifelte ich das stark.

„Hallo?", rief ich bei der Badezimmertür hinaus und meine Stimme zitterte dabei ein wenig.

In Windeseile schlüpfe ich in neue Unterwäsche und ein T-Shirt. Dann raste ich aus dem Bad, geradewegs ins Wohnzimmer.

Und da stand er. Blass, ein wenig verweint, aber doch gesund und vor allem nicht erfroren.

„Oh, Mael...", hauchte ich und ich war den Tränen nahe.

Dieser Mann brachte mich mit seinem bloßen Erscheinen immer wieder an den Rand meiner Emotionen.

„Hey...", seufzte er und stellte seinen Rucksack ab.

„Ich hoffe, es war kein Problem, dass ich einfach so hereingekommen bin, statt dass ich angeläutet habe...", sagte Mael und ich schüttelte sofort den Kopf. Das war überhaupt kein Problem, solange er jetzt hier war!

„Willst du dich setzen? Hast du Hunger, oder Durst?", erkundigte ich mich, als eine Pause entstand, in der keiner etwas sagte.

„Nein, also ich würde gerne mit dir sprechen...", gab er von sich.

„Natürlich. Setzen wir uns auf die Couch?", fragte ich und der Student nickte.

Jetzt saßen wir da. Nebeneinander, aber doch nicht so nah, dass wir uns berührten. Mael knetete seine Hände und ich muss mich sehr zusammenreißen, ihn nicht anzufassen oder ihn näher zu mir zu ziehen. Aber ich war der Meinung, dass das jetzt nicht angebracht war.

„Ich denke, du weiß schon von mir, oder?", erkundigte ich mich. Natürlich wusste er davon. Das ganze Internet war voll mit Informationen über meine Familie, aber vor allem über mich.

Der Unfall, der vor vielen Jahren passiert war, hatte die Meinungen gespalten und ich konnte mir lange Zeit wütende, aggressive oder traurige Aussagen anhören.

Love is Christmas [manxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt