Kapitel 3

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Philip und Sie

Sie stießen an, er mit einem frischen Pils, sie mit einer kalten Coke.
„Verrätst du mir deinen Namen?" fragte er.
„Nein! Ich kann dir irgendeinen nennen, aber es wird nicht meiner sein!" antwortete sie.

Er sah sie verblüfft an, doch er erkannte, dass sie es ernst meinte.
„Dann nenne ich dich Bella, die Schöne! Eigentlich ja Bellissima, die Schönste, aber das ist zu lang, wenn ich später deinen Namen in deine wundervollen Haare stöhne!" erklärte er.
Sie musste lachen. Der Junge hatte es auch mit Worten drauf, und das gefiel ihr, sehr sogar!

„Ich werde dich aber nicht Bello, den Schönen, nennen!" antwortete sie.
Er verzog das Gesicht. „Das würde ich dir hoch anrechnen! Philip wäre mir um einiges lieber!"

Maxi und Micha kamen zur Bar. Sie waren etwas angefressen. Wer war denn die Tussi, die sie um einen flotten Dreier brachte? Sie strichen Philip übers Haar, schmiegten sich an ihn.
„Was ist jetzt, unser Hübscher? Die Nacht ist zu kurz, um sie zu vergeuden!" meinte Micha mehr als anzüglich und presste ihren Oberschenkel zwischen seine Beine.

Philip schob sie unsanft von sich. „Ein anderes Mal!" erklärte er sehr bestimmt.
Die Zwillinge verließen vor Wut schnaubend den Club.
„Gespielinnen mancher Nacht?" fragte sie.

Warum fühlte er sich plötzlich so unwohl unter dem Blick aus ihren Bernsteinaugen?
„Ja, schon möglich!" antwortete er unwillig.
Sie lächelte, und sein Herz tobte wieder los.
Mein Gott! Wenn er wüsste, wie wenig sie seine Vergangenheit und auch seine Zukunft interessierte! Interessieren durfte! Interessieren sollte!

Ein langsamer Love-Song kam aus dem Lautsprecher. Er zog sie zurück zur Tanzfläche, zog sie eng an sich. Sie fühlte seine Erregung, ihm war es egal.
Seine Hände glitten sehnsüchtig über ihren Körper, ihre glitten unter sein Shirt, genossen das Gefühl, über weiche Haut zu streichen, die sich über harten Muskeln spannte.

Sie verloren sich in diesem Tanz ihrer Körper, ihrer Gefühle.

Er zog sie hinter sich her in den Vorraum, führte sie hinter eine Säule, die sie ein wenig vor neugierigen Blicken abschirmte.

Seine hungrigen Hände schlüpften unter ihr Top, er konnte es ihnen nicht verbieten und auch nicht verdenken!

Seine geschickten Finger fanden ihre Brüste, die eine Winzigkeit von BH kaum umschloss. Er spielte mit ihr, neckte sie, streichelte sie.
Sie bog sich ihm entgegen, wollte sich an ihm reiben, aber er zog sich zurück, bot ihr stattdessen seinen muskulösen Oberschenkel.

„Zu gefährlich!" flüsterte er an ihren Lippen, die ihr Lächeln aufnahmen.
Dann griff er sanft nach ihren Brustwarzen, rieb sie zart, kratzte ein wenig und sie kam leise seufzend. Ihr Körper bog sich durch, als sie an seinem Bein reibend explodierte, ein Zittern lief durch ihren Körper.

Stöhnend erwiderte sie seinen heißen Kuss, der alles andeutete, was er von ihr wollte.
Philip verlor fast die Beherrschung. Schon oft hatte er hier mit Mädchen rumgemacht, manchmal auch mit mehreren gleichzeitig, aber immer hatte er die Oberhand behalten.
Noch nie hatte er das Gefühl wie heute gehabt, es nicht zu schaffen!

Er. Musste. Sich. Beherrschen.
Er. Brauchte. Abstand.

Schweratmend löste er sich von ihr. Fuck! Frauen hatten es da wirklich besser!

Sie lächelte ihn an, wusste Bescheid. „Ihr armen Männer!" sagte sie trocken und brachte noch etwas mehr Abstand zwischen sie.
Leise lachte er. Gut! Sie wusste Bescheid! Sie kannte sich aus!
„Das kannst du laut sagen!" erwiderte er und grinste sie schief an.
Ihre offene Art gefiel ihm. Gefiel ihm außerordentlich!

Sie schluckte, ihr Hals war vom Keuchen ausgetrocknet.
„Trinken wir einen Schluck!" schlug er heiser vor. Vielleicht bekam er ja dann seine Stimme wieder zurück. Aber so recht glaubte er nicht daran.

Er nahm sie bei der Hand. Als er merkte, dass ihre Knie etwas zittrig waren, legte er den Arm um ihre Taille, um sie zu stützen.
Er bestellte noch ein Pils und noch eine Cola. Beide nahmen einen kräftigen Schluck, der Rest würde wohl wieder warm werden oder verdunsten.

Eine Tanzrunde schaffte er noch, dann ging nichts mehr.
Er war betrunken von ihrer Schönheit, ihrem Lächeln, den Blicken aus ihren wunderschönen Augen, die so viel versprachen, der Nähe ihres Körpers, der sich so vollkommen an seinen schmiegte, von ihrem Duft, ihren weichen Lippen, die schon etwas geschwollen waren wie auch die seinen.
So viel küsste er sonst eigentlich nie. Es hatte ihm auch nie besonders viel gegeben. Aber bei ihr konnte er nicht aufhören damit.

Es war noch früh am Abend, eigentlich zu früh nach den Spielregeln, aber er konnte nicht mehr warten.
„Kommst du mit zu mir?" fragte er sehr direkt.
„Ja!" antwortete sie schnell. „Für eine Nacht!" Sie pfiff auch auf die Regeln, wollte die nächsten Stunden genießen, mit ihm, dem schönsten Mann, der sie seit langem in seinen Armen gehalten hatte.

Er registrierte diese Worte, die eigentlich immer seine gewesen waren, mit der letzten verbliebenen Gehirnzelle.
Warum zwickte aber etwas in seiner Herzgegend dabei?
Warum war er nicht froh darüber, dass sie in diesen Dingen dachte wie er?

„Wir werden sehen!" antwortete er und verstand nicht, warum er das gesagt hatte.

Ihr Herz zuckte bei seiner Antwort zusammen.
Das sollte es nicht tun!

Es sollte wissen, dass es immer nur eine Nacht gab!
Es sollte sich daran gewöhnt haben!
Es sollte sich eigentlich überhaupt nicht einmischen, sollte diese Angelegenheiten allein ihrem Körper überlassen!
Es hatte doch in den letzten Jahren immer geklappt!


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