Am Tag vor der Abreise der Adjanis beschloss Felix, eine Party zu geben. Die Kimanis und alle Gäste die bei der Erneuerung des Eheversprechens dabei waren, wurden kurzfristig eingeladen.
Ein Caterer schleppte Massen von Essen an, obwohl Alaya maulte, sie hätte das schon geschafft.
„Du sollst auch mal frei haben!" entgegnete Felix.
„Ich habe jeden Tag frei, Monsieur!" erwiderte sie ernsthaft.
„Das freut mich!" Lächelnd sah er sie an.Alaya hatte die Wahrheit gesagt. Wenn sie im Haus der Vanderbergs war, empfand sie das nie als Arbeit.
Sie flog durch die Tage. Manchmal übernachtete sie bei ihrer Familie im Hotel, aber nur, wenn sie sicher wusste, dass sie in der Villa nicht gebraucht wurde.
Ihre Eltern waren von Tag zu Tag aufgeblüht. Ihre Geschwister hatten ihr Lachen zurückbekommen.Sie besuchten die Schule, waren lernbegierig, fanden durch ihre fröhliche Art bald Freunde.
Sie sprachen ja fließend Französisch, hatten keinerlei Integrationsprobleme.Außerdem hatte es sich herumgesprochen, dass die Familie unter dem persönlichen Schutz der Vanderbergs stand.
Der Vater hatte sich schnell eingearbeitet, das Hotel war etwas kleiner, als das, das er in Aleppo besessen hatte.
Seine Frau war aufgeblüht, hatte ihre Schönheit zurückbekommen. Sie war wieder die vornehme Dame aus gutem Haus, in die er sich damals verliebt hatte.Damals, als ihre Welt noch nicht in Flammen stand.
Sie hatte zu ihm gehalten, all die Jahre! Sie hatte mit ihm und den vier Kindern die Heimat verlassen, die nur noch aus Trümmern bestanden hatte.
Alaya hatte den letzten Platz auf einem Boot bekommen, das sie nach Südfrankreich brachte.Der Abschied war herzzerreißend gewesen! Sie wollte sich ins Wasser stürzen, als sie merkte, dass die anderen nicht mitkommen würden.
Dann hatten die Eltern und die drei Kleineren fünf Jahre auf Lesbos ausgeharrt. Er hatte sich nützlich gemacht, hatte bei der Essensverteilung geholfen. Sie hatte eine Art von Schule gegründet, selbst unterrichtet und viele andere Flüchtlinge dafür gewinnen können.
Und dann hatte Alaya diese Stelle bekommen, bei diesem wunderbaren Ehepaar!
Bei zwei Menschen, die nicht lange zögerten, sondern geholfen hatten.Annika und Felix waren etwas überrascht, aber sehr angenehm, als sie die Familie wiedersahen. Alle waren gut gekleidet, die Augen hatten Leben zurückbekommen, die Lippen konnten strahlend lächeln.
Es wurde ein ausgelassenes Fest, in das ein Anruf von Felix' Mutter platzte.
Julio brachte ihm das Telefon.„Hallo, mein lieber Sohn!" flötete sie.
Felix zog eine Augenbraue hoch. Mein lieber Sohn? Das bedeutet nichts Gutes!
„Maman! Was kann ich für dich tun?" zwang er sich zu fragen.
„Was ist denn bei euch los? Bist du auf einer Party?" fragte sie.„Ja!"
„Ach, mein lieber Felix! Ich halte es hier nicht mir aus! Hier ist eine Gisele angekommen, angeblich die Freundin Bens! Sie ist zickig, frech, unverschämt!"
Na, da passt ihr ja wunderbar zusammen! dachte er.
„Und sie ist alt! Ich glaube, sie ist älter als ich! Und Ben ist sauer, aber sie scheint ihn in der Hand zu haben mit irgendetwas! Sie verprasst unser Geld, ist den ganzen Tag shoppen! Ich komme zu dir! Ich verbringe meinen Lebensabend bei dir! Ich möchte wieder ausgehen, mit kultivierten Menschen zusammen sein, bei meinem Großen leben!"
Ihm brach der Schweiß aus bei ihren Tiraden. Das wäre dann der Worstcase!
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Wahrheit oder Traum
RomancePhilip, angehender Neurochirurg, will es nach dem Studium ordentlich krachen lassen. Die Auswahl an Frauen ist groß für den gutaussehenden Kerl mit den blauen Augen. Sie ist auf der Jagd in Philips Stadt. Sie muss einen Mann für eine Nacht finden...