Kapitel 5

19 2 0
                                    

Da merkte Philip, dass sie sich neben ihn gestellt hatte.
Er sah sie ernst an. „Bekomme ich noch immer keinen Namen?" fragte er leise und strich ihr eine verschwitzte blonde Strähne hinters Ohr.
Sie schüttelte den Kopf, in ihren Augen stand etwas wie Trauer.

Sie wusste, dass sich alles, was sie sagte, idiotisch für ihn anhörte.
Ein junger Mann und eine junge Frau hatten überwältigenden Sex zusammen, und sie gab nichts von sich preis! Aber sie durfte es nicht!

ER hatte sie an die Spielregeln erinnert, bevor sie abgeflogen war. Einmal, ganz am Anfang hatte sie einem Mann ihren Namen genannt, er hatte sie ausfindig gemacht, sie hatte große Schwierigkeiten mit IHM gehabt. Das würde ihr nicht noch einmal passieren.

Lieber brach sie jetzt ab, ging in ihr Hotel zurück.

„Soll ich gehen?" fragte sie leise.

Er sah sie erschrocken an. „Nein! Nein! Um Gottes willen! Du sollst bleiben!" Er legte den Arm um sie, zog sie an sich. Aber nicht nur diese Nacht! dachte er.

Bleiben! dachte sie. Ja, das wäre schön, wenn sie einfach bleiben könnte! Wenn sie nicht mehr zurück müsste!
Morgen!
Aber eben erst morgen!

Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, er legte den Arm um sie, atmete ihren Duft ein.
Seine Hand glitt zu ihrem Nacken, streichelte sie zärtlich.
Sie drehte sich ihm zu, die Leidenschaft in ihren Augen nahm ihm den Atem.
Sie hob eine Hand, zeichnete die Linien seines Gesichtes nach, er schloss die Augen, nahm die Zärtlichkeiten an, die sie ihm schenkte.

Seine Lippen senkten sich hinab, waren schon zu lange ungeküsst gewesen.
Es war schön, mit ihr hier zu stehen, in seiner Wohnung, am Fenster!

Warum war das so schön?
Er sollte mit ihr im Bett liegen, akrobatische Stellungen absolvieren. Er sollte sie ficken, vögeln, bumsen, bis er fix und fertig neben ihr einschlief!

Er sollte nicht hier im Wohnzimmer stehen, sie zärtlich küssen und es auch noch genießen!

Sie bekam langsam Panik! Sie sollte diese Nacht nutzen! Sie sollte ihn ins Bett bringen! Sie sollte nicht diese zärtlichen Küsse so genießen!
Doch beide blieben stehen, hielten sich im Arm und fühlten sich wohl. Obwohl sie es beide eigentlich nicht wollten!

Doch langsam kroch in Philip die Erregung wieder hoch. Er wollte mehr, er wollte alles und er wollte es dieses Mal nicht auf dem harten Tisch.
Er wollte sie im Bett verwöhnen, sie nach allen Regeln der Kunst lieben.
Lieben?

Ja!
Ficken!
Nein!
Lieben!

Er führte sie durch eine der wenigen Türen, sie standen in seinem riesigen Schlafzimmer.
„Lass mich dich noch einmal in Ruhe genießen!" bat er leise. Sanft bettete er sie aufs Laken, liebevoll zog er sie aus, überwältigt von ihrer perfekten Schönheit hielt er inne, sah sie lange nur an.

„Du bist wunderschön!" stieß er hervor. Sie schloss die Augen, damit sie nicht überliefen. Er ließ seine Hände über ihre Haut gleiten, lang, unendlich lang.

Nur kurz dachte sie an andere Hände, die sie so berührt hatten! Früher!

Er konnte sich nicht erinnern, sich je so viel Zeit genommen zu haben, bevor er eine Frau nahm.
Er mochte es wild, heiß, schnell! Ohne allzu viel Rumgeschmuse. Natürlich sollten die Frauen auf ihre Kosten kommen, er hatte ja einen Ruf als Liebhaber zu verlieren!

Doch bei ihr fand er kein Ende. Schließlich zog sie ihn auf sich, sie konnte nicht mehr ertragen. Langsam erfüllte er ihren deutlichen Wunsch, zog sich ein Kondom über. Lächelnd drang er in sie ein, lächelnd nahm sie ihn auf. Sie fanden sehr schnell einen gemeinsamen Rhythmus, aber sie ließen sich Zeit. Wieder wollte er ihre Lust mit seiner Hand unterstützen, wieder schüttelte sie den Kopf.

Wahrheit oder TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt