4 | Schlechtes Gewissen

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David

Das Hackfleisch brutzelte in der Pfanne, als ich Zwiebeln und Knoblauch hinzugab. Ich griff ich nach meinem Handy und las das Rezept, das ich mir online rausgesucht hatte. Tomatenmark, Dosentomaten, Salz, Pfeffer. So schwer konnte das doch nicht sein. Ich setzte die Schritte um, wie sie in meinem Rezept standen und rührte eifrig, damit mir nichts anbrannte. Mein Blick fiel auf den Rotwein neben mir, ehe ich einen großen Schluck aus der Flasche trank und das Gesicht verzog. Billigrotwein aus dem Supermarkt. Aber ich wollte ihn ja auch zum Kochen nutzen und nicht trinken.

Stirnrunzelnd schüttete ich einen Schluck hinein und rührte herum. Nach einer Geschmacksprobe rümpfte ich die Nase und starrte nachdenklich auf die vielen Zutaten, die neben mir auf der Küchentheke standen. Gewürze, es fehlten Gewürze. Aber was genau? Ich griff nach dem Pfeffer und gab noch etwas mehr hinein; beim Salz traute ich mich nicht. Ich probierte erneut vom Kochlöffel und verengte meine Augen. Zufrieden stellte mich die Soße nicht. Aber vielleicht musste ich sie auch erst mal kochen lassen.

Erneut griff ich nach meinem Handy und schaute nach, wie man die Béchamelsoße machte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Küchenzeile und legte mein Handy beiseite. Einige Momente starrte ich ins Leere, bevor ich mich aufraffte und die Butter aus dem Kühlschrank holte. Ein großes Stück schnitt ich ab und ließ es in den Topf fallen, den ich danach auf die zweite Herdplatte stellte. Gelangweilt schaute ich der Butter dabei zu, wie sie langsam schmolz und sich im Topf verteilte. Nachdem von dem Stück Butter nur noch goldbraune Flüssigkeit übrig war, griff ich nach Mehl und Schneebesen. Mehl unterrühren.

Nachdem ich auch diesen Schritt hinter mich gebracht hatte, nahm ich die Milch, die ich bereits in den Messbecher abgefüllt hatte. Langsam schüttete ich sie in den Topf und rührte nebenbei, bis der Becher leer und die Soße glatt war. Und die nächste halbe Stunde verbrachte ich eigentlich nur noch damit, alle paar Minuten umzurühren und Löcher in die Luft zu starren. Kochen war ein Albtraum. Wahrscheinlich würde es nicht einmal schmecken.

Ich zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte, und fuhr mir müde über das Gesicht. War das schon Anna? Die Lasagne sollte doch fertig oder zumindest im Ofen sein, wenn sie da sein würde. Ich fluchte und ging zur Tür, um sie in Empfang zu nehmen.

»Hey!«, rief ich, nachdem ich die Tür aufgerissen hatte. »Du bist zu früh.«

Anna lachte und verdrehte die Augen. »Bin ich nicht.«

Ich trat einen Schritt zur Seite und schloss die Tür hinter ihr. Während sie Schuhe und Jacke auszog, ging ich rasch zurück in die Küche und rührte meine Soßen um.

»Oh, soll das eine Lasagne werden?«, fragte Anna, nachdem sie mir in die Küche gefolgt war. Sie stellte sich neben mich und schaute in die beiden Töpfe mit der Bolognese- und der Béchamelsoße.

»Sag schon, wie schlimm ist es?«, fragte ich. Anna lächelte, nahm mir den Kochlöffel aus der Hand und machte eine Kostprobe. Konzentriert verengte sie ihre Augen, dann schob sie mich beiseite und ging die Gewürze durch, die ich neben dem Herd auf die Theke gestellt hatte.

»Für deine Verhältnisse ist es nicht schlecht, lass es mich nur ein bisschen verfeinern, dann passt das.«

Ich seufzte. »Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war.«

Sie lachte. Während sie weiter an meiner Lasagne arbeitete, stand ich nutzlos neben ihr. Die ersten Minuten versuchte ich wenigstens noch, ihr zu helfen, doch ich realisierte schnell, dass ich ihr eigentlich nur im Weg stand. Ich atmete tief aus und setzte mich stattdessen an den Küchentisch. Gelangweilt zog ich mein Handy aus der Hosentasche und scrollte mich durch Instagram.

Zwischen den Welten - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt