9 | Entflammte Sehnsucht

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David

Das Zimmer, in das wir uns eingebucht hatten, war klein und schlicht. Ein Altbau mit dunklen, hölzernen Möbeln, warm und gemütlich dekoriert. Im Mittelpunkt des Zimmers stand ein großes Doppelbett. Erinnerungen an unsere letzte Reise traten vor mein Auge; daran, wie sehr ich mich zu Beginn gegen Doppelbetten gesträubt hatte. Doch nun schlug mein Herz höher bei dem Gedanken, mit Julian in einem Bett zu schlafen. Freundschaft, mahnte ich mich innerlich, ehe ich mich unter einem Seufzen auf die weiche Matratze fallen ließ. Das frühe Aufstehen und viele Laufen hatten mich mehr geschafft, als ich zugeben wollte. Für bestimmt einige Minuten hielt ich meine Augen geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, fiel mein Blick direkt auf Julians nackten Oberkörper. Ich blinzelte.

Mit dem Rücken zu mir gewandt, stand er vor dem offenen Schrank und hängte seinen Pullover auf einen Kleiderbügel. Den Bügel wiederum hängte er nicht in den Schrank, sondern außen über die Schranktür. Ich setzte mich auf. »Was wird das?«

Julian drehte sich zu mir um, fast erschrocken, als hätte er vergessen, dass ich noch mit im Raum war. »Wir haben keine Wechselkleidung mit. Deshalb versuche ich, meine Kleidung auszulüften, aber ob es was bringt, weiß ich nicht.« Er lächelte unschuldig. »Sorry, ich hab nicht dran gedacht, dass es komisch sein könnte.«

Nachdenklich musterte ich ihn, meine Augen blieben an seiner Brust hängen, an seinen Schlüsselbeinen, die mehr hervorstachen als im Sommer.

Julian entgingen meine Blicke nicht. Er hob die Augenbrauen und schien darauf zu warten, dass ich etwas sagte, doch ich presste nur die Lippen aufeinander. Räuspernd wandte er sich ab und seine Hände wanderten zu seiner Hose, wahrscheinlich knöpfte er sie sich auf. Ich blinzelte, konnte mich jedoch nicht von ihm abwenden. Auch nicht, als er sich die Jeans von den Beinen streifte, sodass er mir unbeabsichtigt seinen Hintern hinstreckte, über dem immerhin noch der schwarze Stoff seiner Shorts lag. Seine Hose hängte er über den gleichen Kleiderbügel, ehe er sich wieder zu mir drehte. Falten zierten seine Stirn. »David, ich weiß nicht so recht, ob dir das hier unangenehm ist oder... das Gegenteil davon.«

Ich fühlte mich ertappt und senkte den Blick. Mit den Händen fummelte ich an der Bettdecke, während ich fieberhaft nach einer passenden Antwort suchte. Doch es gab keine. Ich hatte es mehr genossen ihn anzusehen, als mir lieb war. Verdammt.

Letzten Endes raffte ich mich seufzend auf und tapste barfuß zu ihm. Langsam streifte ich mir meinen eigenen Pullover über den Kopf.

»Das mit dem Auslüften ist eine gute Idee«, murmelte ich.

Schmunzelnd nahm Julian einen Kleiderbügel aus dem Schrank und hielt ihn mir hin. Mein Herz klopfte laut in meiner Brust, als ich meinen Pullover über den Bügel stülpte. Mir wurde warm, als würde Julians nackter Körper neben mir eine glühende Hitze ausstrahlen.

Ich hängte den Bügel an die andere Schranktür, kam Julian dabei so nahe, dass mein Arm seinen Oberkörper streifte. Aber Julian bewegte sich auch keinen Zentimeter; mir war, als würde er es darauf anlegen. Ich drehte mich zu ihm um und stand ihm direkt gegenüber, so nah, dass mir endgültig die Hitze in die Wangen stieg.

Mein Blick glitt über seinen gesamten Körper, von oben bis unten, und mein Herz raste. Ich wollte ihn berühren, so sehr. Ich wollte ihn in die Arme nehmen. Meine Augen blieben an seinen Lippen hängen und in mir drängte sich das Bedürfnis auf, ihn zu küssen.

Julian schmunzelte. »Woran auch immer du denkst, ich werde dich nicht aufhalten«, sagte er.

Betreten starrte ich gen Boden. Er konnte in mir lesen wie in einem offenen Buch, aber das war kein Wunder, in seiner Nähe verlor ich die Kontrolle. Oder lag es am Wein?

Zwischen den Welten - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt