33 | Ungewisse Zukunft

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David

Skeptisch musterte Lars mich von Kopf bis Fuß, bis sein Blick an meiner Reisetasche hängenblieb.

»Meine Mutter hat mich rausgeworfen«, erklärte ich und rümpfte die Nase. Es auszusprechen, versetzte mir einen erneuten Stich. Lars nickte langsam, ehe er beiseitetrat.

»Komm rein«, sagte er.

An seiner Stelle würde ich mich auch darüber wundern, dass ich ohne Ankündigung vor seiner Tür stand. Nach allem, was passiert war, konnte ich schließlich nicht darauf hoffen, dass Lars mich mögen würde. Ich stellte meine Reisetasche im Flur ab und folgte ihm in die Küche.

»Kaffee?«, fragte er.

»Nein, danke.«

Stattdessen holte er ein Glas aus dem Schrank, das er mit Wasser befüllte und auf den Esstisch stellte. Ich bedankte mich. Lars setzte sich und nippte an seiner Kaffeetasse. Nach einem tiefen Durchatmen setzte ich mich zu ihm und umklammerte das Wasserglas in meiner Hand.

»Warum hat dich deine Mutter rausgeworfen?«, fragte er.

Ich befeuchtete meine Lippen. »Ich habe ihr die Wahrheit erzählt.«

»Du hast ihr von Julian erzählt?«

Ich nickte.

»Und ich schätze, sie kommt nicht damit klar, dass du was mit einem Typen hast?«, fragte Lars.

»Ich weiß nicht, ob es nur das ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine Freundin seit einem Dreivierteljahr betrüge.«

»Ja okay, das ist scheiße, aber was geht das deine Mutter an?«

Ich runzelte die Stirn. »Meine Eltern sind sehr gut mit Annas Eltern befreundet. Wir waren das Traumpaar schlechthin. Sie haben nur darauf gewartet, dass wir heiraten, Kinder kriegen und das alles. Es war perfekt

»Mhm«, machte Lars und musterte nachdenklich seine Kaffeetasse. Ich erwartete, dass er etwas dazu sagen würde, aber er schwieg.

Es war komisch, mit dem Typen am Esstisch zu sitzen, auf den ich eifersüchtig gewesen war, weil er mit Julian geschlafen hatte. Aber bei all den Dingen, die aktuell in meinem Kopf herumspukten, war kein Platz mehr für Eifersucht.

»Was genau ist passiert... an dem Abend?«, fragte ich vorsichtig.

Lars sah zu mir auf und bewegte seinen Kiefer hin und her, als würde er darüber nachdenken, ob er mir darauf antworten sollte.

»Die Ärzte haben gesagt, er hatte einen Atemstillstand«, fügte ich an.

Ich sah ihm an, dass er mit dem Bein wippte. Nach einem tiefen Durchatmen begann er zu sprechen: »Wir haben gefeiert, mit Lore und Kati. Ich hatte schon das Gefühl, dass etwas nicht stimmt bei Julian, aber er hat es abgestritten und ich bin niemand, der groß fragt. Und es war okay. Er war okay. Dann habe ich ihn nur kurz allein gelassen und als ich zurückkam, haben Lore und Kati sofort nach mir gerufen.« Er streckte seinen Nacken, bis es leise knackte. »Ich dachte erst, Julian wäre nur schlecht vom Alkohol oder was auch immer, aber dann hab ich gesehen, dass er Schmerzen hat und als Lore mir die leere Flasche gezeigt hat... na ja, ich hab Julian ein Glas Wasser geholt, um irgendwie den Schaden zu begrenzen, aber er konnte kaum mehr schlucken... und atmen.« Nun setzte er sich aufrecht in seinem Stuhl hin und verzog das Gesicht. »Lore hat einen Notarzt gerufen, während ich versucht habe, ihn wachzuhalten. Aber es hat nichts gebracht, er ist bewusstlos geworden, also wollte ich seinen Kopf hochhalten, damit er sich nicht übergibt. Und dann hat er aufgehört zu atmen. Ich musste ihn wiederbeleben...«

Zwischen den Welten - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt