19 | Innere Leere

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Kurzes Vorwort: Entschuldigt bitte die Verspätung. Weil mein Arbeitszimmer gerade eine kleine Baustelle ist, habe ich mal ein Päuschen eingelegt. Da aber jetzt schon mal der Bautrockner (und damit der Lärm) weg ist, kann's wieder normal weitergehen. Für die nächsten Kapitel möchte ich auch noch mal explizit auf die CNs in der Beschreibung der Geschichte hinweisen. Wer mehr Infos dazu braucht, hit me up, ich gebe gerne kapitelweise CNs und/oder Zusammenfassungen!

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Julian

Ich lag in Lars' Bett und mein ganzer Körper schmerzte. Abwesend starrte ich zu seinem Kleiderschrank. In der Mitte des Schranks war ein Spiegel, in dem ich unsere dunklen Umrisse erkennen konnte, aber es war, als würde ich zwei fremde Menschen ansehen. Lars lag hinter mir, mit seiner Hand streichelte er meine Seite, bis er einschlief. Doch ich konnte nicht schlafen. Mein Kopf wollte nicht zur Ruhe kommen. Bis zum Morgen raste mein Herz, obwohl ich mich kaum einen Zentimeter in Lars' Bett rührte. Vielleicht war es auch besser, dass ich nicht einschlief, zu groß war meine Angst, dass mich Albträume heimsuchen würden. Das taten sie vor allem dann, wenn ich mich ohnehin schon miserabel fühlte. Als wäre das Leben im wachen Zustand nicht schon beschissen genug.

Draußen dämmerte es bereits und ich hatte noch kein Auge zugetan. So müde ich auch war, ich wusste nicht, wie lange ich noch hier liegen und dem Elend ins Gesicht sehen konnte. In dieser Nacht musste irgendetwas in mir gestorben sein.

Ich atmete tief ein, löste mich vorsichtig von Lars und kroch schwerfällig aus dem Bett. Im ersten Moment dachte ich, meine Beine würden augenblicklich nachgeben, also stützte ich mich an der Wand ab. Ich brauchte einige Atemzüge, bis ich auf sicheren Füßen stand. Auf leisen Sohlen schlich ich um das Bett herum, um meine Kleidung vom Boden aufzusammeln. Ich rief mir die Bilder von unserer Nacht in Erinnerung, doch sie fühlten sich an wie aus einem anderen Leben. Ich warf einen Blick zu Lars und atmete tief ein. Vielleicht war der Sex doch keine gute Idee gewesen. Ich hatte Lars nicht als Lückenfüller benutzen wollen.

Nachdem ich mich angezogen hatte, verließ ich Lars' Zimmer und trat in das Badezimmer. Bewusst mied ich den Blick in den Badezimmerspiegel, denn ich wollte mein Gesicht nicht von Nahem sehen. Ich musste nicht sehen, dass ich so beschissen aussah, wie ich mich fühlte.

Stattdessen spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, ehe ich mich am Waschbecken abstützte und tief Luft holte. Das Atmen schmerzte. Ich hatte das Gefühl, mich bewusst darauf konzentrieren zu müssen; als würde mein Körper es nicht mehr von allein tun, wenn ich ihn nicht dazu aufforderte. Je länger ich so dastand, desto mehr spürte ich die Übelkeit in mir aufsteigen. Also wartete ich, doch es kam nichts. Mir wurde nur übler und übler, bis sich das Badezimmer zunehmend zu drehen schien.

Ich horchte auf, als ich Geräusche vernahm. Es klang nach Lars' Tür, die sich öffnete, ehe jemand durch den Flur ging, bis die Schritte verstummten. Ein letztes Mal atmete ich tief ein, bevor ich mich sachte vom Waschbecken abstieß und zur Tür schlich. Nun ertönten die Geräusche aus der Küche. Ich fand Lars, der gerade die Kaffeemaschine befüllte, und als er mich bemerkte, wandte er sich lächelnd zu mir, während ich mich am Türrahmen abstützten musste, um nicht umzukippen.

»Sorry, ich wollt' dich nich' wecken«, nuschelte ich.

Er winkte ab. »Willst du auch 'nen Kaffee?«

Mit einem Mal musste ich würgen und hielt mir die Hand vor den Mund.

Lars lachte. »Ich glaube, das war ein Nein.«

Ich schlich zum Küchentisch, mit jedem Schritt darauf wartend, dass ich entweder Gesellschaft mit dem Boden machte oder mich doch über unser Laminat übergab. Letzten Endes schaffte ich es allerdings sicher zum Tisch und ließ mich erschöpft auf einen der Stühle fallen. Mein Kopf dröhnte. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal einen solchen Kater gehabt hatte, wenn es überhaupt einer war. Manchmal wusste ich nicht, welches Problem mein Körper hatte.

Zwischen den Welten - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt