4. Dezember

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Charles „Chuck" Sullivan, Samantha und Stefan Mack, Elisabeth und Richard Sullivan (Lizzy und Dick) aus „Die Soldatenhure" und „Helenas Erbe" 

„Hey, Pop. Bist du bereit für Weihnachten?"

Sammy umarmte ihren Großvater und küsste ihn auf die faltige Wange. Chuck Sullivan war nicht mehr der starke Mann, seit seine große Liebe vor einigen Monaten verstorben war. Es war so plötzlich gegangen und obwohl Helen sechsundachtzig Jahre alt war und man damit rechnen musste, waren alle entsetzt, dass sie einfach im Schlaf starb, obwohl sie am Tag vorher noch auf der Ranch ihre kleinen Aufgaben erledigte.

Stefan, Sammys Mann kam auch ins Wohnzimmer.

„Hey, Chuck. Soll ich dir beim Rasieren helfen? Oder etwas anderes?"

Chuck schnaubte leise.

Er konnte sich selbst rasieren, aber er hatte keine Lust mehr dazu. Und von dem deutschen Bengel würde er sich bestimmt nicht helfen lassen.

Helen war nicht mehr hier. Was hatte das Leben noch für einen Sinn?

Er erinnerte sich noch an diesen schrecklichen Morgen, als er sie wachküssen wollte, wie er es jeden Morgen tat. Ihre Wange war so schrecklich kalt gewesen. Sein ganzer Körper versteifte sich und er gab einen klagenden Laut von sich, als er realisierte, dass Helen ihre Augen nicht mehr öffnen und ihn nie wieder anlächeln würde.

Seitdem war er nur noch körperlich auf dieser Welt. Sein Herz und seine Seele waren schon bei seiner geliebten Frau.

Er drehte seinen Kopf zum Fenster und starrte nach draußen. Er tat nichts anderes mehr, als immer nur auf die Stelle zu schauen, an der Helen begraben lag.

Er spürte die Hand seiner Enkelin und knurrte leise, um sie doch vielleicht zu vertreiben, doch Sammy gab nie einfach so auf.

Stur wie jeder Sullivan!

„Ich weiß, dass du am liebsten hierbleiben würdest, Pop. Ich kann dich sogar verstehen, denn mir ging es nicht anders, wenn Stefan auf einmal nicht mehr hier sein sollte."

Sie lehnte ihre Stirn an seine Schläfe.

„Granny würde das nicht wollen. Sie würde dir gehörig die Ohren lang ziehen und dir erklären, dass du ihr so nicht gefällst."

Gegen seinen Willen musste er kichern. Ja, Helen würde ihn ausschimpfen, wenn sie ihn so sehen würde.

Dennoch ...

„Ich vermisse sie so sehr. Ich warte nur darauf, bis ich ihr folgen darf."

Sammy nickte.

„Ich weiß, Pop. Aber es warten deine Kinder, deine Enkel und deine Urenkel auf dich. Jeder vermisst Granny und es ist wirklich ein trauriges Weihnachten, aber wir wollen dich bei uns haben. Wir wollen die Geschichten hören, wie du Granny getroffen hast. Und wir wollen dich wieder lachen sehen. Ich liebe dein Lachen, Pop."

Er hob schwach die Hand.

„Ihr habt alles schon so oft gehört. Ich bin müde, Schmetterling. So müde."

Sie grinste ihn an und schüttelte den Kopf.

„Das lasse ich nicht gelten. Stefan wird dir nun helfen, ob du willst oder nicht. Und dann fahren wir dich zu Mum und Dad. Ich will nicht sagen, dass es dir gut tut, wenn du wieder bei der Familie ist, aber...es tut dir gut."

Sie küsste ihn noch einmal, dann ließ sie ihn mit Stefan alleine.

„Du hast eine sehr sture Frau geheiratet, Mack.", murrte Chuck.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt