8. Dezember

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Lindsay stand auf dem Steg und atmete die würzige Meeresluft tief ein.

Sie realisierte erst jetzt, dass sie tatsächlich mit Riley auf einer kleinen Südseeinsel war und ein paar Tage ausspannen konnte. Es war alles so schnell gegangen. Sie hatte die Jungs zum Schlafen gelegt und war wohl eingenickt. Kaum wurde sie wach, wurde sie von ihren Freundinnen Chloe und Leo mit einer Tasche in ein Auto gedrängt. Sie konnte sich gerade noch von ihren Söhnen verabschieden und war dann schon auf dem Weg zum Flughafen.

Ethans Privatjet brachte sie zum Flughafen nach Bora Bora und kaum waren sie gelandet, wurden sie schon in den nächsten Flieger gesetzt, der sie nun an dieser herrlichen Insel absetzte.

Riley hatte auf dem Flug hierher versucht, ihr zu erklären, was das alles sollte, doch irgendwie war sie immer wieder eingenickt, so dass sie nur die Worte zweite Flitterwochen und Reden mitbekam.

Das sie immer wieder einschlief, passierte ihr in der letzten Zeit oft. Sie war einfach kraftlos und müde. Sie wusste genau, dass sie Riley vernachlässigte, aber die Zwillinge forderten sie im Moment ungemein und sie wollte sich einfach nicht die Blöße geben, nach Hilfe zu bitten.

Es war ihr am Anfang so einfach erschienen. Sie gab alles auf, um nur noch Vollzeitmama zu sein, aber das war dann doch nicht so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hat. Besonders nachdem Riley mehr Arbeit auf der Ranch übernahm.

Nein, sie machte ihm kein Vorwurf, auch wenn es manchmal so aussah. Sie liebte Riley und bewunderte ihn dafür, dass er, trotz harter Arbeit, immer noch versuchte, ihr unter die Arme zu greifen. Und was machte sie zum Dank dafür? Sie keifte ihn andauernd an.

Sie seufzte und schaute über das klare blaue Wasser und den Sandstrand mit den Palmen. Es war so unwirklich, dass sie die staubige Ranch mit diesem Paradies eingetauscht hatte, auch wenn es nur für kurze Zeit war.

Zwei Arme schlangen sich um ihre Hüfte und sie schloss einen Moment die Augen.

„Riley."

Sie hörte ihn leise Brummen.

„Santa hat die Geschenke schon geliefert, also der bin ich nicht. Und jemanden anderes erwartest du hoffentlich nicht."

Sie lachte leise und hatte dann das Gefühl, als ob ihr Mann einen Moment ins Stocken geraten würde.

„Du lachst wieder. Das ist schön."

Gerade, als sie erwidern wollte, dass sie doch oft lachen würde, kam es ihr in den Sinn, dass es eben doch nicht so war.

Wann habe ich das letzte Mal mit Riley gelacht?

Das war schon sehr lange her.

„Ich habe etwas zu Essen gemacht. Nicht Großes, aber du solltest etwas Essen und Trinken."

Er drehte sich zu ihr um.

„Können wir nach dem Essen reden?"

Sie nickte bestimmt.

„Auf jeden Fall werden wir reden. Ich will wissen, warum wir hier sind."

Er senkte den Kopf.

„Das kann ich dir gleich erklären. Cooper und die anderen meinten, wir sollten einige Tage für uns haben. Sie befürchten, dass wir uns bald scheiden lassen, wenn es so weiter geht."

Sie runzelte die Stirn.

„Scheidung? Wie kommen sie darauf?"

Er zog sie leicht mit sich.

„Erst Essen, Lindsay. Dann reden wir."

Riley machte das Essen zu etwas sehr Romantischen. Lindsay konnte sich nicht daran erinnern, wann ein Weihnachtsessen so romantisch war. Na ja, wenn man von der Zeit vor den Kindern absah. Es gab eigentlich nur Früchte und Kokosnüsse, doch Riley hatte es am Rande eines Pools angerichtet und fütterte sie ab und zu, während sie sich im Wasser treiben ließ. Es war herrlich. So herrlich, dass sich schon wieder das schlechte Gewissen in ihr regte.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt