17. Dezember

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Noch einmal Kjartan, Tarja und der Rest aus „Berserkermond".

Und dieses Mal kein Weihnachten. Auch keine Diskussion  mit einem Mönch darüber.





„Kjartan! Ein Boot nähert sich."

Kjartan hob seinen Kopf und wischte sich den Schweiß von der Brust. Es war zu warm für diese Jahreszeit. Eigentlich sollte der Schnee schon mannshoch stehen und er sollte mit Tarja im Lager liegen, bis seine Kinder zu ihnen kamen, um ihm auf den Bauch zu hüpfen, bis er gespielt um Gnade winselte.

Zu seinen erwachsenen Söhnen, die alle ihren eigenen Weg gingen, hatten sich noch drei weitere Kinder gesellt. Varg war sein ältester Sohn und Erbe dieses Gutes, aber Varg hatte eben noch fünf ältere Brüder, die Kjartan genau so liebte, wie seine eigenen Kinder.

Dazu kamen noch zwei Mädchen, die beinahe gleichzeitig den Leib ihrer Mutter verlassen hatten.

Jördis und Tófa.

Obwohl sie zwei Jahre jünger als Varg waren, machten sie ihm manchmal schon das Leben schwer. Sie waren sich nicht ähnlich und Kjartan haderte manchmal mit der Namengebung, denn die Namen passten zu seinen Mädchen, als ob die Götter sie danach geformt hätten.

Jördis war groß und kräftig, aber man konnte sie nicht mit einem Jungen vergleichen. Dennoch war sie vom Schwert fasziniert, kaum dass sie laufen konnte. Kjartan unterrichtete sie selbst und ihm war bewusst, dass er eine Schildmaid gezeugt hatte, die ihrem Vater an Sturheit und Gerissenheit in nichts nachstand. Obwohl sie gerade erst sechs Jahre alt war, bewegte sie sich beim Kampf mit dem Holzschwert schon mit einer gewissen Anmut, die ihresgleichen suchte.

Jördis bedeutete Schwerträgerin, also passte der Name wirklich sehr gut.

Seine zweite Tochter Tófa machte ihren Namen auch alle Ehre, denn er bedeutete schön und liebenswert und das war sie. Sie eiferte ihrer Mutter nach und versuchte zu helfen, wo sie nur konnte. Wenn sie einen Fehler machte, sah sie so geknickt aus, dass selbst der hartgesottenste Krieger sich vor ihr niederkniete, um sie zu trösten, damit sie nicht in Tränen ausbrach.

Hoga, die Völva des Berserkerstamms, dem Kjartan einmal angehörte, meinte einmal, dass die beiden eine Einheit bildeten. Die Götter hätten ihr etwas über die Zukunft der Mädchen verraten und Kjartan wurde es Angst und Bange, als sie ihm von einem Mann erzählte, der beide wohl zähmen konnte und der auch ein starker Verbündeter sein würde.

Aber wenn es wirklich eintreffen würde, dann erst in ferner Zukunft. Zuerst sollte er sich aber um die jetzigen Probleme kümmern und dazu gehörte dieses Boot, dass auf die Steilwand zuhielt.

Kjartan hielt seine Heimat immer noch versteckt. Nicht einmal der König wusste, wo Kjartan lebte und das war gut so. Nur ein paar auserwählte Krieger und seine Söhne wussten, wie sie sich zu nähern hatten, ohne dass ihnen ein Angriff drohte, den man erst so spät bemerkte, dass niemand lebend entkommen konnte. Und auch vom Meer her konnte man nicht erkennen, dass gekämpft wurde.

„Ist es ein verirrtes Boot? Oder ein Angriff?"

Er nahm immer das Schlimmste an und deswegen kam es bisher nur zum einen Angriff, der sein Leben veränderte.

Birger, seine rechte Hand, schaute zur Steilwand hinauf, wo ein Beobachter saß, um den Fjord vor der Steilwand zu beobachten.

„Ein einzelnes Boot. Keine Stammkennzeichen auf den Schilden, doch es kommt schnell näher."

Kjartan warf sich eine Tunika über und rannte zu einem Pferd, dass man ihm bereithielt. Aus den Augenwinkeln sah er Tarja, die ihm mit gewisser Sorge hinterherblickte, doch er wusste auch, dass seine Frau einen klaren Kopf behielt, wenn andere schon in Panik verfielen. Sie wusste, was sie tun musste, wenn es wirklich ein Angriff sein sollte.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt