16. Dezember

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Okay.

Ich gebe es ja zu, dass ich mich wirklich daneben benommen habe. Und wahrscheinlich habe ich die Verbannung aus meinem Rudel wirklich verdient. Aber ich nehme mir vor, dass ich die Tage, die ich noch hier bleiben darf, mich auf jeden Fall benehme. Ich versuche es zumindest.

Gerade heute liege ich auf der Terrasse von Williams und Joshuas Haus und lasse die Sonne auf meinen Pelz scheinen. Es war eigentlich schon kälter und Nachts fror man heftig, wenn man im freien war, aber so ein wenig Sonne tut gut.

Dad fuhr hier her und nahm Libby mit, die wiederum mich mitnahm. Ihm war das nicht geheuer, aber was soll ich hier schon anstellen?

Es war ruhig um mich herum. Der Wald war noch jung, aber er hielt den Lärm der kleinen Stadt fern. Ich bin gerne hier. Na ja, nicht so gerne wie bei meinem Rudel, aber hier kann ich mich ausruhen, ohne dass Gefühl haben muss, alle beschützen zu müssen.

Libby läuft um das Haus herum und sucht Tannenzapfen, die sie zu Hause mit Bändern schmücken wollte. Ich habe keine Ahnung, was sie damit meinte, aber ich sah ihr ab und zu nach.

Hinter mir hörte ich die Menschenmänner reden und ab und zu lachen.

Alles war so friedlich.

Ich gab einen Hundeseufzer von mir und schließe kurz meine Augen.

Doch dann höre ich etwas, was mir gar nicht gefällt.

Ein leises Tapsen, das gefährlich wirkt.

Alarmiert setzte ich mich auf und hebe meine Nase in die Luft.

Das war nicht gut.

Ein Berglöwe.

Was macht dieses stinkende Mistvieh hier?

Ich fange an, zu bellen, was Libby verwirrt den Kopf heben lässt.

„Beast? Was ist denn los?"

Ich will sie warnen und renne zu ihr. Ich belle in Richtung dieses Mistviehs. Vorsichtig packe ich Libby an der Hose und zerre sie zum Haus. Ich muss sie unbedingt in Sicherheit bringen.

„Lass das. Wenn Dad das sieht, bringt er dich noch heute zum Tierheim."

Ich belle erneut, denn das Vieh war zu nahe. Verstand Libby denn nicht, dass sie in Gefahr war? Dass ich sie beschützen musste?

Man hört sogar schon das Knurren und Fauchen.

Libby stand nun erstarrt hinter mir.

Ich belle nun wie verrückt, um die Aufmerksamkeit des Berglöwen auf mich zu lenken. Ich renne sogar in eine andere Richtung, aber das Vieh wollte Libby.

Ich sehe, wie er zum Sprung ansetzt, und in dem Moment schnelle ich nach vorne, um ihn in den Hals zu beißen.

Ich höre Libby kreischen und deswegen verbeiße ich mich noch mehr in das Raubtier. Leider wehrt sich dieses Vieh heftig und beißt mich ebenfalls ins Bein. Am liebsten würde ich jaulen, aber dann müsste ich von dem Berglöwen ablassen. Das will ich nicht.

„Dad! Dad! Er tötet Beast. Hilf Beast!"

Ich spüre die Schmerzen gar nicht mehr, aber ich werde müde. Sehr müde. Doch ich muss durchhalten.

Muss Libby retten.

Noch ein Biss.

Und noch einen.

Meine Beine werden schwach, doch ich bleibe am Hals hängen, wie eine Zecke.

Ich höre einen Schuss, dann wird der Körper schlaff und ich kann endlich locker lassen.

„Beast!"

Ich spüre, wie Libby mein Fell streichelt.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt