Ein kleines Mädchen namens Bella, ihr Bruder und ihre Eltern aus „Fridolin – Die Geschichte des hässlichsten Weihnachtsbaum der Welt". Zu finden in „Alte Märchen – Neu erzählt"
Könnt ihr euch noch an Fridolin erinnern? Das war der Weihnachtsbaum, den niemand haben wollte, weil er angeblich so hässlich war. Ich habe euch erzählt, dass er doch noch eine Familie fand, die ihn so sehr mochte, dass aus dem hässlichen Baum ein wunderschöner Fridolin wurde, der noch einige Monate nach Weihnachten Schutz für andere Tiere bot.
Nun, Fridolin gibt es nicht mehr, doch er hatte etwas anderes, Wunderbares seiner kleinen Freundin Bella überlassen, dem kleinen Mädchen, dass ihn haben wollte. Und davon will ich euch heute erzählen.
Am Anfang war sie nur ein kleines Samenkorn, das von den Ästen des Tannenbaumes auf die Erde fiel. Sie wusste nichts darüber, dass sie durch einen Vogel auf den Weihnachtsbaum kam. Sie ahnte auch nicht, dass eine kleine Ritze in der Rindes des Baumes sie vor allem geschützt hatte, was ihr schaden könnte und dass die Tannennadeln sie umfingen, als ob sie liebende Arme wären. Keiner konnte sie finden. Nicht die Vögel, die hungrig nach Nahrung suchten und auch nicht die kleine Maus, die immer durch das trockene Geäst lief, um sich Material für das Nest zu suchen. Selbst als die Nadeln braun und dürr wurden, hielten sie sie fest.
Doch eines Tages fand der Vater von Bella, dass der Tannenbaum nun seinen letzten Dienst erweisen müsste, und er entfernte die Äste, um den Stamm für den Kamin vorzubereiten.
Erst durch die Erschütterung fiel sie auf die Erde und erwachte aus ihrem langen Traum.
Es war kalt um sie herum und dennoch hatte sie das Gefühl, dass sie sich strecken musste. Und das tat sie. Geschützt von dem Gras und dem Laub, dass auf sie fiel.
Jeder, der sie sah, warnte sie. Der Wurm, die Ameise und noch so einiges Getier, dass in der Erde lebte. Sie dürfe jetzt nicht wachsen. Der Winter würde kommen und sie würde sterben. Sie war nicht für den Winter gemacht, behaupteten alle, doch sie scherte sich nicht darum.
Sie streckte sich immer weiter, bis eine kleine Wurzel die Schale durchbrach und sich ihren Weg zur Erde bahnte. Noch eine Wurzel kam und noch eine, bis sie fest in der Erde verankert war.
Es gefiel ihr.
Sie spürte, dass es richtig war und sie nun den nächsten Schritt gehen konnte.
Wieder durchbrach etwas die Schale, aber es war keine Wurzel. Es war grün und wuchs und wuchs, bis es durch das Laub kam und sich den letzten Sonnenstrahlen aussetzen konnte, die noch schwach auf die Erde schien und sie wärmte.
So ging das tagelang und sie freute sich darüber, dass niemand sie störte. Schnell wuchs und gedieh sie und obwohl es wirklich sehr kalt war, hatte sich an einem grünen Stängel ein Knoten gebildet, der nach einer Weile aufbrach. Ein wunderschöner Kelch erschien, der mit seiner Farbe im braunen Laub gleich auffiel. Der Blütenkelch war weiß mit einem zartrosa Schimmer und er wiegte leicht im Wind.
Sie war wunderschön, was die Tiere, die sich jetzt noch hier befanden, wie zum Beispiel die Katze Rosalie, die ihr die Mäuse fernhielt, ihr immer wieder versicherten. Oder der kleine Spatz, der sich oft zu ihr setzte um ihr etwas Wärme zu schenken.
Sie beobachtete nun die Gegend um sich herum. Es war wunderschön. Der kleine Garten war voll mit Büschen, die im Moment noch schliefen, aber sie war sich sicher, dass im Frühling alles in den buntesten Farben erscheinen würde. Das Haus vor ihr, war hell beleuchtet und wirkte genauso einladend, wie der Garten. Ab und zu sah sie die Menschen, die auf der Terrasse saßen und sich lachend unterhielten. Dann sah sie die Kinder, die durch den Garten tollten und miteinander lachend spielten. Sie sahen schon lustig aus, in den dicken Jacken und den Mützen, die sie immer wieder versuchten vom Kopf zu ziehen, bis die Mutter sie ermahnte.
„Wollt ihr zu Weihnachten krank werden?"
Weihnachten?
Was war das denn?
Sie fragte Rosalie, die ihr von den letzten Weihnachten erzählte. Von dem guten Essen, den Geschenken und der Freude, welche die Menschen im Herzen trugen.
Das hörte sich wunderschön an und sie wollte das auch erleben.
Sie streckte sich jeden Tag noch mehr, doch sie kam nicht näher an das Haus. Immer mehr Blüten erschienen, doch das half ihr nichts.
Traurig ließ sie die Blüten hängen.
Nie würde sie ein Weihnachten miterleben.
„Mama, schau mal!"
Sie hatte das Mädchen gar nicht bemerkt, dass nun vor ihr hockte und mit ihren Fingern sanft die Blüten berührten.
„Ist sie nicht wunderschön? Aber warum blüht sie? Es ist doch kalt."
Die Mutter hockte sich neben das Mädchen und lächelte.
„Sie ist wirklich wunderschön, Bella. Da hat uns Fridolin ein wunderschönes Geschenk gemacht, oder?"
Bella schaute ihre Mutter an.
„Fridolin? Der Weihnachtsbaum? Aber wie kann ein Baum ein Geschenk machen?"
Die Mutter zeigte auf die Blüten.
„Nun, ich denke, dass ein Samenkorn in seinem Ast hängen blieb und als Papa ihn klein machte, fiel der Same auf die Erde. Heute ist Weihnachten und sie blüht wirklich herrlich."
Bella klatschte in die Hände.
„Oh ja. Ich will die Blüten pflücken und auf den Tisch stellen."
Gerade als sie ihre herrlichen Blüten abreißen wollte, hielt die Mutter Bella auf.
„Nein. Lass sie stehen. Wenn du sie pflückst, verwelken die Blüten bald. So haben wir länger was von ihr."
Einen Moment wart sie enttäuscht, dass sie nicht ins Haus konnte, doch Bella sah sie mit so leuchtenden Augen an, dass sie nicht lange traurig sein konnte. Sie würde noch mehr blühen. Und lange. Bis in den Frühling, wenn die anderen aufwachten.
Nach einer Weile lief Bella ins Haus, doch sie kam mit etwas Seltsamen zurück.
„Schau mal. Das haben wir noch übrig. Und das."
Bella legte eine Art Kette um ihre Blätter und stellte einen silbernen Hirsch neben sie.
„Jetzt hast du auch Weihnachten."
Die Mutter lachte leise.
„Eine sehr gute Idee, Bella."
Eine Weile betrachteten sie die Blüten, die nun wegen der leuchtenden Kette bunt waren.
„Mama? Wie heißt die Pflanze?"
Die Mutter nahm Bella in ihre Arme.
„Es ist eine Christrose, Bella. Eine wunderschöne Christrose."
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Advent mit Maike
RandomHerzlich Willkommen bei meinem fast schon traditionellen Adventskalender. Dieses Jahr gibt es ein Wiedersehen mit einigen Figuren aus meinen Romanen. Viel Spaß. Cover by Nancy Bieler Erwacheneninhalt