5. Dezember

690 100 15
                                    

Tjark Gunnarsson, Tilda, Raik Tjarksson,  Leya, Sjard Stijnsson, Elsa aus: Sprung in die Vergangenheit und Raiks Offenbarung

„Ich bin zu alt für den Scheiß!"

Diesen Spruch hörte Tjark oft von seiner Frau Tilda und er musste zugeben: Er war wirklich zu alt für diese Scheiße hier.

Der Schnee lag mannshoch und eigentlich sollte er seine alten Knochen am Feuer wärmen, das zur jeder Tages- und Nachtzeit in der Feuerstelle seines Langhauses loderte, und nicht auf dem Weg zu seinem Jarl sein.

Das Yulfest näherte sich und es war wieder Zeit, den Treueschwur auf den Jarl zu erneuern.

Tjark schnaubte. Thorvald, sein Freund, Waffenbruder und Jarl, würde bestimmt auch lieber einen ruhigen Tag in der Nähe des Herdfeuers verbringen, als dass er einem jungen Krieger nach dem anderen den Treueschwur abnahm.

Missmutig schaute er zu seinen Söhnen, die noch voller Tatendrang zu sein schienen. Auch er war einmal ein junger Krieger gewesen, den nichts aufhalten konnte, doch nun...er war alt.

Sein Bart hatte sich schon grau verfärbt und Tilda schnitt sein Haar immer sehr kurz, damit niemand die kahle Stelle oben am Kopf bemerkte. Er war zwar immer noch stark wie ein Bär, das konnte man nicht leugnen, aber statt Abenteuer suchte er lieber die Nähe zu seiner Frau. In Tildas Armen fühlte er sich noch jung, doch ansonsten schlug das Alter gnadenlos zu.

Raik hob seine Hand und stieg vom Pferd. Wieder hatte eine Schneewehe den Weg versperrt und sein ältester Sohn grub mit seinen Brüdern eine Schneise, damit sie wieder weiter reiten konnte.

„So kommen wir nie an.", murrte Tjark.

Sjard, der Sohn seines Bruders Stijn nickte ernst. Er war nicht so pflichtbewusst wie Raik und blieb lieber in seinem Pelz gewickelt, der ihn wärmte, anstatt zu helfen.

„An so einem Tag hätte ich nichts dagegen, meinem eigenen Bruder die Treue zu schwören. Thorge lebt mit seinen ganzen Leuten wenigstens zusammen an einem Ort und man braucht nicht tagelang zu reisen, um ihm die Treue zu schwören."

Tjark nickte, auch wenn er nicht ganz von der Idee überzeugt war. Thorge hatte sein eigenes Gut auf dem Eisland aufgebaut.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Denkt ihr, ihr bleibt verschont? Neiiiiin.

KLUGSCHEIßERMODUS: Im 9. Jahrhundert segelte der Nordmann Flóki Vilgerðarson gen Island, um sich mit seiner Familie dort anzusiedeln (Ich weiß ehrlich nicht, ob es DER Floki aus der Serie Vikings war. Eher nicht.). Er entdeckte eines Tages einen Fjord (Ísafjörður), der noch voll mit Treibeis war, obwohl sie schon längst Frühling hatten. Gut, es war ein harter Winter gewesen, den sie erleben mussten, aber dennoch war Mister Flóki sehr erstaunt darüber, also nannte er das gesamte Land kurzerhand „Eisland". Die altnordische Übersetzung dafür ist Island.

Quelle: wiktionary.org

Die Wikinger-Entdecker und Eroberer von Jörn Staecker und Matthias Toplak

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Die Winter waren dort sehr hart und es gab einige Jahre, in der Thorge schon daran dachte, sich neues Land zu suchen, dass etwas weniger anstrengend war. Doch nun hatten sich seine Leute, seine Familie und er daran gewöhnt und sie hatten kaum noch menschliche Verluste. Auch deswegen war Tjarks Bruder Stijn zu seinem Sohn gesegelt. Eigentlich wollte er und seine Frau nur einige Wochen bei Thorge bleiben, doch inzwischen war Stijn schon seit zwei Jahren bei seiner Familie. Oder zumindest ein Teil davon, denn der andere fror sich gerade den Hintern hier ab.

Dennoch war es dort kalt und eisig. Tjark konnte sich nicht vorstellen, dort einen Winter zu verbringen. Oder doch?

Tjark vermisste seine beiden Brüder, denn auch Lasse war noch im Eisland. Es war ruhig auf dem Gut geworden, dass einmal so voller Menschen gewesen war, dass Tjark nicht einmal seine Ruhe hatte, wenn er ein Erdloch zum Scheißen aufsuchte. Doch nun waren die meisten Hütten verwaist und wenn Raik nicht immer so darauf achten würde, wären sie alle schon verfallen. Aber Raik war noch jung genug, um den Söhnen von Thorvald auf die Raubzüge zu folgen, und auch Sjard war einer der Krieger, auf den keiner verzichten wollte. Doch auch ihnen merkte man an, dass sie es lieber ruhiger angehen würden. Jeder hatte Frau und Familie.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt