12. Dezember

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Liv ließ den Pelz von ihrem nackten Körper gleiten und stieg schnell in das von der Natur geformte Becken mit dem warmen Wasser. Eigentlich bevorzugte sie eine andere warme Quelle, aber Stijn hatte auf diese hier bestanden, weil es näher am Gut lag. Ob er wohl auf seine alten Tage vorsichtiger wurde?

Nun ja, daran glaubte sie eher nicht und sie liebte diesen Mann, der manchmal noch so unbeschwert war, wie sie ihn kennen gelernt hatte.

Stijn saß auch schon im Wasser und breitete seien Arme aus, als ob er kaum erwarten konnte, dass sie sich vor ihn setzte und sich an ihn kuschelte. Kaum berührte sie ihn, regte sich schon etwas, was sie leise kichern ließ.

So viel also dazu, dass er vorsichtiger oder beherrschter wurde wurde.

Sie legte ihre Wange an seine Brust, die immer noch breit und stark war. In der Zukunft wären die Männer bestimmt neidisch auf ihren Mann. Nun, das waren die Frauen auch in dieser Zeit. Liv bemerkte die Blicke, die man ihm zuwarf und sie kam sich dann noch älter vor, als sie es tatsächlich war.

„Stijn?"

Er brummte leise.

„Ja?"

Sie seufzte.

„Ach nichts. Nur dumme Gedanken."

Im Moment fragte sie sich, warum sie in jeder Situation etwas Trauriges entdeckte. Doch es kam immer öfters vor, dass sie sich fragte, ob sie nicht zu alt für ihn war. Sie betrachtete sich nun oft im Spiegel, den Stijn von einem Raubzug mitbrachte. Die Falten um ihre Augen, das Haar, das nicht mehr so voll war wie früher und die schlaffe Haut am Bauch...das musste ihn doch abstoßen.

Doch gerade jetzt fuhr er mit seien rauen Händen über ihren Körper und berührte ihre Brüste.

Sie schnappte nach Luft.

„Stijn?"

Er küsste ihre Schulter.

„Ich weiß genau, was du denkst, aber ich muss dich da leider enttäuschen. Ich finde dich immer noch so schön wie am ersten Tag, als ich dich in dieser dunklen Gasse vor dem stinkenden Kerl gerettet habe."

Er drehte sie zu sich um, so dass sie rittlings auf seinem Schoß saß.

„Du bist das Beste, was mir passieren konnte und ich werde dich lieben, selbst wenn wir in Walhalla sind. Denn ich werde dich da suchen und wehe dir, ich finde dich nicht gleich."

Sie lächelte ihn an und küsste ihn dann sanft, was ihm aber nicht genügte. Kichernd stellte sie fest, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Er zog sie noch näher an sich heran, als sie auf einmal eine Stimme nach ihnen rufen hörte.

„Stijn Gunnarsson. Wir benötigen deine Frau."

Stijn fluchte und stieg aus dem Becken. Er warf Liv den Pelz zu und bedeckte seine Lenden mit einem Tuch.

„Was ist denn los, verflucht. Ich habe darum gebeten, dass wir einige Tage Ruhe haben."

Der Bote kam in die Hütte und neigte seinen Kopf.

„Der Jarl ist auch untröstlich darüber, aber es gab ein Unglück auf der Jagd. Mehrere Männer sind schwer verletzt und er ruft nach seiner Mutter, die immer noch die beste Heilerin in seinem Stamm ist."

Stijn schnaubte böse, aber Liv meinte, dass er dem Boten zuzwinkerte.

Was war hier los?

Jagdunfall?

Warum schickte Thorge Männer aus? Vor ihrer Abreise waren die Speisekammern wegen dem Julfest doch gefüllt gewesen.

„Wir packen unsere Sachen und ziehen uns an."

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt