18. Dezember

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„Verfluchter Mist. Warum konnten wir nicht einfach ein Boot nehmen, um zu Vater und Mutter zu kommen? Erst müssen wir über diesen Berg und nun durch den Wald. Vater hat schon Recht, wenn er sagt, dass ihn keiner von der Landseite her angreift. Das würde nichts bringen."

Bendt schnaubte böse, als er Andos Gemecker hörte.

„Ganz einfach. Wir mussten diesen Weg wählen, weil du dich ja immer im Wald herumtreibst. So konnten wir kaum ein Gut erreichen, dass uns ein Boot geben würde, bevor die Winterstürme anbrachen. Außerdem musste ich ja noch Halvar suchen."

Halvar richtete sich auf.

„Suchen? Mich? Ich verstecke mich ja nicht, wie unser Wolfskrieger hier. Ich habe meine neue Heimat gefunden und bin ein angesehener Krieger."

Bendt seufzte leise.

„Ja, ich gebe zu, dass ich dich leicht fand. Jeder kennt Halvar Kjartansson."

Beide sahen zu Ando, der beide Hände hob.

„Ich bin wieder schuld. Hab es schon verstanden. Aber nun sollten wir uns beeilen."

Er hob sein Gesicht in die Höhe und holte tief Luft.

„Ich rieche schon das Fleisch, dass Mutter über dem Feuer brutzelt."

Halvar machte eine Handbewegung nach vorne.

„Dann los. Es wird so langsam wirklich kalt."





Tarja sah zum Tor des Langhauses, dass nun verschlossen war. Sie freute sich darüber, dass zwei ihrer Ziehkinder den Weg zu ihr fanden, dich irgendwie war sie unruhig. Nicht besorgt, aber etwas sagte ihr, dass heute noch etwas geschehen würde.

Zitternd atmete sie ein und zwang sich, zu den Kindern zu schauen.

Varg erzählte seinen älteren Brüdern gerade, was er in der letzten Zeit erleben durfte und gab auch mit seinem Jagdglück an.

Die Mädchen lagen zu ihren Füßen und rieben sich müde die Augen. Aber auch sie schienen nicht einschlafen zu wollen.

Tarja holte tief Luft und sie versuchte ein Lächeln.

„Was ist mit dir?"

Kjartan umarmte sie von hinten und küsste ihre Schläfe.

„Ich weiß nicht, Mann. Ich bin so seltsam unruhig, als heute noch etwas geschehen würde."

Kjartan grinste.

„Ich kann dir sagen, was gesehen wird. Eines der Kinder wird spucken. Ich weiß allerdings nicht, ob es die jüngeren oder die älteren Kinder sein werden. Bjarne verträgt keinen Wein, trinkt aber einen Becher nach dem anderen."

Tarja lachte leise.

„Das würde mich nicht wundern. Aber ich bin so glücklich, dass ich die beiden wieder sehe, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist."

Einen Moment schloss sie ihre Augen.

„Nur ein paar Tage. Das reicht einer Mutter nicht."

Kjartan umarmte sie wieder und legte sein Kinn auf ihrer Schulter ab.

„Sie sind Männer, Tarja. Finn ist Jarl und Bjarne gehört dem Berserkerstamm an. Vielleicht haben wir Glück und hören auch bald wieder etwas von den anderen. Wobei ich mich schon wundere, dass Bendt nicht hier ist. Immerhin ist er Finns Kundschafter und Berater. Wie ich hörte, sind die beiden immer zusammen zu sehen."

Wieder ein Seufzen.

„Er ist wohl unabkömmlich. Ach, Kjartan..."

Ihr Mann nickte.

Advent mit MaikeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt