3.Kapitel (Amaris)

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Nachdem ich mich endlich aus meinen Gedanken habe losreißen können, bin ich ins Café gegangen. Ich habe es schon immer geliebt, da es sehr im Vintagestil gehalten worden ist und von innen einem alten Bauernhaus ähnelt.

Die Wände bestehen aus einem warmen, hellen Holzton, während an der Decke die jahrzehntealten Dachbalken zu erkennen sind. Zahlreiche Schlingpflanzen ergänzen das Ambiente perfekt und verleihen ihm seinen ganz speziellen Touch, den ich so sehr bewundere und insgeheim feiere.

Es gibt mehrere bequeme Sitzecken und Nischen, in welche man sich gerade im Winter wunderbar zurückziehen kann, um eine heiße Schokolade mit Marschmallows zu trinken und ein gutes Buch zu genießen.

Auch sind die Besitzer, ein junges Ehepaar, wirklich sehr nett und zuvorkommend. Daher ist es wohl nicht verwunderlich, dass dieses kleine Café eines meiner absoluten Lieblingsplätze ist. Oft ziehe ich mich hierhin zurück, wenn ich nachdenken, lesen oder auch einfach mal alleine sein möchte.

An einem der hinteren Tische, erkenne ich bereits Thorin. Scheinbar hat er sich heute für ein einfaches dunkelblaues Shirt mit einer Jeans, schwarzen Sneakers, sowie einer Lederjacke entschieden.

Und leider muss ich gestehen, dass es ihm unglaublich gut steht. Gerade auch weil seine haselnussbraunen Haare so verstrubbelt sind, dass es so wirkt, als ob er gerade erst aus dem Bett aufgestanden wäre.

Verdammt... Reiß dich zusammen, Amaris! Es ist nur Thorin, dein ehemaliger bester Freund aus Kindheitstagen, ein unglaublich gutaussehender Typ... Okay, stopp! Was ist nur in letzter Zeit mit mir los? Ich laufe doch sonst mit Scheuklappen auf dem Augen in der Welt herum.

Nicht, dass ich dies unbedingt will, aber erstens möchte ich mir Zeit lassen und zweitens hat sich bisher einfach noch nicht der Richtige gefunden.

Den Kopf über mich selbst schüttelnd, lasse ich mich gegenüber von ihm nieder, während sich meine Lippen erneut zu einem schmalen Strich verziehen. So oft ich früher auch in seiner Nähe gelächelt habe, so sehr habe ich jetzt das Bedürfnis, ihm die Augen auszukratzen.

Thorin hingegen schenkt mir eines seiner Lächeln, die mich noch vor wenigen Jahren fast in die Knie gezwungen haben. Wer hätte auch diesen unglaublich süßen Grübchen widerstehen können? ,,Du bist tatsächlich gekommen."

,,Hast du mit etwas anderem gerechnet? Ich halte mich an meine Versprechen." Vielsagend blicke ich ihn an und ich sehe genau, dass er weiß, was ich damit andeuten möchte. Ich habe unser damaliges Versprechen vor acht Jahren auf der Lichtung keinesfalls vergessen, auch wenn dies bei ihm möglicherweise der Fall sein mag. Wer weiß das schon?

Allerdings scheint er meinen Seitenhieb geflissentlich zu überhören. Oder aber er geht einfach nicht darauf ein. ,,Im Übrigen... Du hast zehn Minuten, um mir das, was du loswerden willst, zu erklären."

Thorin setzt sich gerader auf, scheint sich aber ansonsten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, denn sein Lächeln verrutscht nicht eine einzige Sekunde. Dieser Fakt bringt mich fast noch mehr auf die Palme und noch immer kann ich mir um ehrlich zu sein, nicht erklären, weshalb. Vielleicht sollte ich wirklich mit dem Gedanken spielen, ihn einen Kopf kürzer zu - Halt! ,,Willst du etwas trinken?"

,,Einen Kaffee. Mit Milch." ,,Du trinkst mittlerweile Kaffee? Früher hast du doch nichts davon herunterbekommen." ,,Es hat sich einiges verändert, Thorin. Aber dies ist auch völlig irrelevant, denn deine Zeit läuft. Also hättest du nun endlich die Güte anzufangen? Andernfalls ist das alles hier reine Zeitverschwendung."

Nachdem Thorin uns beiden einen Kaffee bestellt hat, atmet er einmal tief durch, bevor er leise meint: ,,Amaris..., was damals passiert ist, ich..., ich wollte nicht einfach so verschwinden. Ich wollte nicht gehen, vor allem nicht, ohne mich von dir zu verabschieden.

WolfsmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt