19. Kapitel (Amaris)

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Oh.mein.Gott! HILFE! Mir entfährt ein entsetzter Schrei, als ich sehe, dass anstatt Thorin ein grau-brauner Wolf hinter den Bäumen hervor tritt. Vollkommen geschockt, reiße ich entsetzt meine Augen auf und schlage mir die Hand vor den Mund. Was zur...?!

Träume ich etwa? Das... Das muss ein... EIN ABSOLUTER ALBTRAUM SEIN! Das...- also...- Aber wie...- ?! Nein! Andernfalls... Ich versuche so schnell wie möglich aufzustehen, was allerdings, wie so oft in meinem Leben, in einem reinen Desaster endet. Was habe ich eigentlich in meinem vorherigen Leben falsch gemacht? Meine Tollpatschigkeit ist doch nicht mehr normal!

Vor lauter Panik falle ich rückwärts vom Baumstamm hinunter, auf dem ich bis eben noch gesessen habe. Ein erstickter Laut entfährt meinen Lippen, denn durch meinen Schwung war der Aufprall doch härter als erwartet. Mein Puls rast so schnell, dass ich das Gefühl habe, das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören und auch meine Atmung ist ungesund hektisch.

Woher kommt dieser Wolf nur?! Was will dieses Tier von mir? Warum ist es hier?! Und wo ist Thorin, verdammt nochmal?! Er war doch eben noch da! Warum ist man in solchen Momenten nur immer allein?! Mein ehemaliger bester Freund hat ja sicherlich viele Talente, aber er kann sich nicht unsichtbar machen! ALSO WO ZUR HÖLLE IST ER?!

All diese Gedanken werden jedoch je verdrängt, als sich auf einmal ein großer Wolfskopf in mein Blickfeld schiebt und über mir aufragt. ,,AHHHHHHHHHHH! Bleib ja von mir weg, du Ungetüm!" Ich greife nach dem Erstbesten, was ich finden kann, in meinem Fall ist es ein Stock, und schlage damit wild um mich.

In diesem Moment herrscht einzig und allein die Angst über meinen Körper und mein Drang zu überleben. War meine Handlung daher vielleicht dumm? Habe ich möglicherweise somit gerade mein Todesurteil unterschrieben? WAR DAS GERADE EXTREM IDIOTISCH? JA! JA, VERDAMMT! ABER HIER STEHT JA AUCH EIN RIESIGER WOLF ÜBER MIR!!!

Mein Schlag war jedoch offenbar recht präzise, sehr zu meiner eigenen Verwunderung, denn von diesem Monster über mir erklingt ein gequältes Jaulen, was sich allerdings innerhalb weniger Sekunden in ein wütendes Knurren verwandelt. Oh, shit! Bitte, irgendwer! Ich will noch nicht sterben!

Mein Leben hat mir doch sicherlich noch einiges zu bieten! Und mein Schicksal erst recht! Es spielt doch sonst so gerne mit mir! Meine Freunde, mein Familie, Th-... Ich kann sie noch nicht verlassen! Bitte nicht!

Wider Erwarten beißt der Wolf vor mir, mir jedoch nicht meine Kehle durch, was man von den traurigen Überbleibseln meiner improvisierten Waffe jedoch nicht behaupten kann. Stattdessen beugt er sich über mich und beginnt an meiner Halsbeuge zu schnuppern, bevor er sich einfach auf mich fallen lässt und mir tief in die Augen schaut.

Ein sanftes Summen, was mich an das Schnurren einer Katze erinnert, erklingt von ihm. Was zur...?! Was soll das alles hier?! Unerklärlicherweise kommt mir dieser Blick..., diese Irden... so unglaublich bekannt vor... Und sie wirken irgendwie auch so gar nicht tierisch... Aber wie...?

Aufgrund meiner Situation erstarrt jedoch alles in mir und meine Atmung droht sich endgültig zu verabschieden. Mein Herz schlägt so schnell, dass es beinahe wehtut und ich bin ernsthaft am Überlegen, ob es nicht besser wäre, einfach in eine tiefe Ohnmacht zu fallen. Immerhin würde ich dann nicht mitbekommen, wie er mich umbringt.

Dieses Ding auf mir..., es will mich doch nicht etwa extra quälen? Eigentlich spielen doch nur Katzen mit ihrer Beute... Soll das wirklich mein Ende sein? Viel wichtiger ist aber... wo kommt er überhaupt her? Warum ist dieser Wolf nur so groß?! Die normale Schulterhöhe liegt normalerweise zwischen siebzig bis neunzig Zentimetern.

Dieses Exemplar ist jedoch mindestens einen Meter groß, wenn nicht mehr. Ich liebe Wölfe normalerweise wirklich, aber ich hätte nie gedacht, dass ich durch ein solch majestätisches Tier mein Ende finden würde. Welche Ironie..

WolfsmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt