1.Kapitel (Amaris)

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Gott, wie sehr ich Montage hasse! Wer hat sich den Mist nur ausgedacht?! Frustriert starre ich mein Müsli an, denn bedauerlicherweise habe ich mir auch noch das Falsche besorgt. Vor mich hin murmelnd, werfe ich den Löffel zurück in die Schale. Ha, nimm das! 

Dieser ganze Morgen hat schon mehr als nur schrecklich begonnen. Eigentlich habe ich heute meinen freien Tag, aber natürlich meinten mich die Vögel mit ihrem Singsang wecken zu müssen. Dementsprechend ist meine Stimmung. 

Gerade will ich abräumen, denn ich habe nun wirklich keinen Hunger mehr, als es klingelt. Huch, wer kann das um die Uhrzeit sein? Wir haben gerade einmal acht Uhr. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass heute nicht der Schornsteinfeger kommt... 

Also wer verirrt sich zu so früher Stunde vor meine Haustür? Vielleicht ignoriere ich das Klingeln einfach? Ich möchte im Moment wirklich niemanden meine Gesellschaft antun, denn dafür ist meine Stimmung viel zu sehr im Keller. 

Gerade würden wohl eher alle schreiend von mir davon laufen. An sich bin ich kein Morgenmuffel, aber heute scheine ich wahrlich mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden zu sein. 

Da mein Schicksal mich jedoch zu hassen scheint, ertönt das mir Nervenraubende Geräusch weiterhin. Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als aufzustehen. Seufz... 

Missmutig laufe ich meinen kleinen Flur entlang, an dessen Wänden zahlreiche Bilder von mir und meinen Liebsten hängen. Vielleicht hätte ich gestern Abend doch nicht so lange lesen sollen, aber wer hätte schon ahnen können, dass ich so früh aus dem Bett herausgeworfen werde? 

Trotzdem versuche ich, als ich die Tür öffne, ein Lächeln auf meine Lippen zu zwingen. Schließlich kann ja niemand etwas für meine heutige Laune und ich möchte sie auch an niemanden auslassen... Jedoch schlage ich diese nur wenige Sekunden später wieder zu.

Das...das...Wie?! Ich muss noch träumen! Das kann einfach nicht wahr sein... Er?! Aber wie?! Mein Herz pocht so wild, dass ich Angst habe, dass ich jeden Moment umkippen könnte und auch meine Atmung ist ungesund hektisch. 

 Aus Reflex stütze ich mich an der nächsten Wand ab, da meine Füße unter mir wegzuklappen drohen. Das kann doch nicht wahr sein... 

Bilder längst vergangener Zeiten, rauschen vor meinem inneren Auge vorbei. Nur mühsam dränge ich diese zurück und schlucke die aufkommenden Tränen hinunter. Ich werde sicherlich nicht jetzt anfangen mich in ein Häufchen Elend zu verwandeln!

Er kann nicht zurück sein! Nicht nach vier Jahren! Nein, nein, nein...Nicht, nachdem er einfach über Nacht verschwunden ist, ohne mir etwas davon zu sagen! Warum muss mir mein Leben eigentlich ausgerechnet jetzt eine hereinwürgen?! Was habe ich nur falsch gemacht, dass mich das Schicksal so sehr zu hassen scheint?!

Es war doch gerade alles so perfekt! Warum hätte nicht einfach alles so weiterlaufen können, wie es gewesen ist? Okay, es ist offiziell...Lieber nehme ich erneut den Kampf mit diesem miesen Wochentag und meinem Müsli auf, als dass ich ihm die Tür öffne! 

Niemals! Soll er doch gehen und irgendwo veroten! Vielleicht findet er ja noch einen Platz in der Hölle! Er soll einfach gehen! Wieso ist er denn genau jetzt wieder hier aufgetaucht?! 

Ich habe endlich einen Job gefunden, der mich wirklich erfüllt, denn mittlerweile arbeite ich in einem kleinen Buchgeschäft, in dem ich mir auch vorstellen könnte, noch mit Fünfundsechzig zu arbeiten. Die Besitzerin ist wirklich sehr freundlich und manchmal erinnert sie mich ein wenig an meine verstorbene Oma mit ihrer wirklich herzlichen Art. 

Dank einer kleinen Spende meiner Eltern und harter Arbeit meinerseits, habe ich mir zudem nun auch eine kleine, aber dafür wirklich schöne Wohnung leisten können, die einen wunderbaren Blick auf den riesigen Wald, welcher sich direkt neben dieser befindet, bietet. 

WolfsmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt