4.Kapitel (Amaris)

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Am Abend lasse ich mich erschöpft in mein Bett fallen. Und sogleich erwacht in mir der Wunsch hier einfach liegen zu bleiben. Ich kann nicht mehr. Nur mühsam unterdrücke ich ein Gähnen. Der Tag hat mehr an meinen Kräften gezerrt, als ich angenommen hatte.

Nachdem ich Thorin allein im Café zurück gelassen hatte, musste ich weiter zu meiner Arbeit in der kleinen Buchhandlung. So gern ich auch dort arbeite, heute ist irgendwie alles, was hätte schiefgehen können, schiefgelaufen.

Auch war Frau Grimm äußerst schlecht gelaunt. Wie oft dies bisher der Fall gewesen ist, kann ich an einer Hand abzählen. Ich bin fünf Minuten zu spät angekommen, da ich im Stau stand und so hat sie mich zu einem ganzen Tag im Lager verdonnert. Dort hinten bin ich halb verrückt geworden, denn die Lieferungen wollten und wollten nicht enden. Und da meine Chefin zu alt ist, lag es an mir, diese anzunehmen.

Natürlich meinte auch der Lieferant, dass ich es ohne Weiteres allein schaffen würde, die gesamte Ware hineinzutragen. Da ich aber auch keine Kraft mehr hatte, mich mit ihm anzulegen, habe ich es einfach still hingenommen. Hmpf! Vermutlich hat sich der Mistkerl auch noch darüber gefreut...

Immer noch genervt von diesen Geschehnissen, lege ich meinen Arm über meine Augen und seufze einmal leise. An sich stören mich all diese Aspekte nicht, aber heute ist es einfach zu viel gewesen! Mein Rücken tut mir weh und meine Nerven liegen komplett blank!

Umso dankbarer bin ich, dass ich nun endlich zuhause bin und nur noch schlafen darf. Zumindest hoffe ich das. Meine Gedanken scheinen es im Moment nämlich eher vorzuziehen, mir eintausend Gründe aufzuzählen, warum ich jetzt nicht ruhen sollte. Wobei ich wirklich nur allzu gern vor den Erinnerungen an die Ereignisse des Tages, zumindest für ein paar Stunden, flüchten möchte.


Seufz... Meine Wohnung ist klein, aber fein, wie ich immer zu sagen pflege. Mein Schlafzimmer bildet den größten Teil von dieser und ist mein persönliche Highlight. Im Gegensatz zu meiner sonst doch recht auffälligen Art, die ich durchaus an den Tag lege, habe ich mir meine persönlichen vier Wände doch eher ruhig gestaltet.

An der linken Wand befindet sich ein Bücherregal, der Ausgang zu meinem kleinen Balkon, sowie mein Kleiderschrank, als auch mein Schreibtisch. Gegenüber meines Schrankes auf der rechten Seite, befindet sich eine kleine Couch mit einem Beistelltisch, auf welcher ich mich gerne erhole, sowie der offene Eingang zu meinem Zimmer.

Auch hier ist wieder ein Bücherregal zu finden, sowie eine Sitzbank, auf der sich haufenweise Decken und Kissen stapeln. Der Raum selbst wird von einer großen Lampe sowie einem cremeweißen Teppich und meinem Hängesessel dominiert.

Schräg gegenüber von meiner Couch, steht mein wirklich viel zu gemütliches Himmelbett, zusammen mit dem dazugehörigen Nachttisch. Zusätzliche Lichterketten erzeugen eine angenehme und entspannende Atmosphäre, die zum Träumen einlädt. Generell ist alles in warmen Holztönen gehalten. Ausgenommen der weißen Teppiche natürlich.

Aber ich schweife schon wieder einmal vom eigentlichen Thema ab. So sehr mein Körper sich auch nach Schlaf verzehrt und alles in mir danach bettelt, endlich zu Ruhe zu kommen, so sehr bin ich innerlich aufgewühlt.

Und mir ist mehr als nur bewusst, dass ich erst ins Land der Träume verschwinden werde, wenn ich jemanden mein Herz ausgeschüttet habe. Ich brauche jetzt einfach meine beste Freundin Thea! Glücklicherweise weiß ich, dass ich sie auch jetzt noch erreichen werde, trotz der späten Zeit, denn wenn sie eines ist, dann verlässlich und zwar egal wann.

Fünf Minuten später habe ich mich umgezogen und in eine meiner Wolldecken gekuschelt, während ich mit einer heißen Tasse Kakao auf den dunkeln Wald und den dahinter versteckten Fjord hinaus starre, der nur vom Mondlicht selbst erstrahlt wird. Doch so beruhigend die Szenerie sonst auf mich wirkt, so sehr lässt sie mich heute kalt. Ach, verdammt.... ,,Thea?"

WolfsmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt