13. Kapitel (Amaris)

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Es sind jetzt zwei Monate vergangen, seitdem Thorin angefangen hat, in Frau Grimms Laden zu arbeiten.

Inzwischen hat der Herbst Einzug gehalten und die Luft ist merklich kälter geworden, weswegen sich auch die Touren auf meinem Baby verkürzt haben. Auch die Blätter haben ihr grünes Gewand abgeworfen und sich in rote, orangene oder gelbe Kleider gehüllt.

Die Wanderungen der Sonne sind bereits kürzer geworden und machen früher dem Tanz des Mondes und seinen Gefährten Platz. Zudem hat die Zeit der Polarlichter wieder begonnen.

Neben dem Winter, gehört der Herbst definitiv zu einer meiner liebsten Jahreszeiten! Aber ich schweife wieder zu sehr ab...

In dieser Zeit, hat sich zwischen uns nicht viel verändert, was mitunter auch daran liegen mag, dass mein ehemaliger bester Freund in den letzten Wochen nicht selten mit Abwesenheit geglänzt hat. Das soll nicht heißen, dass er nie da gewesen ist, doch für meine Verhältnisse stand ich oft alleine im Laden.

Eigentlich verwundert es mich, dass Frau Grimm ihn noch nicht gefeuert hat... Gestört hätte es mich sicherlich nicht... Aber was hat es mich schon zu interessieren...?

Wenn er allerdings nicht durch Abwesenheit glänzte, fand ich jeden Morgen neben meiner Tasche meinen Lieblingskaffee: Einen Latte Macchiato.

Am Anfang habe ich mir wirklich die Frage gestellt, ob er nicht vielleicht vergiftet sein könnte. Im Grunde ist mir bewusst, dass dieser Gedanke vollkommener Blödsinn ist, aber ja... Anyways... Zu Beginn habe ich ihn auch noch nicht getrunken, auch weil ich mich gefragt habe, woher er weiß, was meine Lieblingssorte ist, aber irgendwann erlag ich der Versuchung.

Ich meine..., es ist sein Geld. Soll er damit machen, was er will... Seine Versuche, ein richtiges Gespräch mit mir anzufangen, habe ich allerdings, so gut es ging, ignoriert.

Er will mit mir arbeiten? Okay. Aber das heißt nicht, dass ich mich sonst irgendwie mit ihm auseinandersetzen müsste! Vielleicht ist das Verhalten kindisch, doch ich kann nun einmal nicht anders. So wurde auch über unseren Fastkuss bisher nicht ein Wort verloren und ich habe nicht vor, etwas an diesem Umstand zu ändern...

,,Amaris? Weißt du zufällig, wo ich meinen Lockenstab abgelegt habe? Das verflixte Ding hat sich schon wieder vor mir versteckt! Und ohne Locken, verlasse ich heute nicht das Haus!"

Lachend schüttle ich den Kopf über meine beste Freundin. Sie hat die unverbesserliche Eigenschaft sämtliche Sachen zu verlegen und diese dann nicht wiederzufinden. Selbst wenn sie direkt vor ihr liegen!

Es ist wahrlich ein Phänomen, doch es ist gleichzeitig eines der Dinge, die ich so sehr an ihr schätze, auch wenn es von Zeit zu Zeit nervenaufreibend sein kann. Ganz zu schweigen, dass es doch sehr verwunderlich ist, wenn man bedenkt, wie organisiert und strukturiert sie sonst durchs Leben geht. Daher meine ich lachend:

,,Hast du ihn nicht vorhin auf den Schreibtisch in meinem Zimmer gelegt?"

,,Ach, ja. Stimmt. Da war ja was!" Über sich selbst die Augen verdrehend, schlägt sie sich die Hand gegen die Stirn und eilt in mein Zimmer. Dabei streicht sie sich einige der rotbraunen Haarsträhnen, die ihr bis knapp unter ihr Kinn gehen, hinter ihr Ohr zurück.

Aktuell befinden wir uns beide im Stress, da heute Abend Halloween ist und wir unbedingt feiern gehen wollen. Das ist in den letzten Jahren zu einer festen Tradition zwischen uns geworden. Auch wenn ich am Anfang nicht wirklich sicher war, was ich davon halten soll, will ich es nun nicht mehr missen!

Allein schon, weil der gesamte Prozess davor, das Schminken, das Umziehen, sowie der gemeinsame Weg zur Party, einfach jedes Mal aufs Neue wahnsinnig Spaß machen!

WolfsmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt