25. Kapitel (Thorin, Lesenacht)

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,,Na, gefällt es dir?" Ich stehe dicht neben Amaris und zeige so jedem, der ihr auch nur einen Blick zu wirft, der etwas anderes als freundliche Neugierde ausdrückt, dass sie zu mir gehört. Jedem ist klar, was es heißt, wenn man es sich mit mir verscherzt. 

Ich bin zwar glücklicherweise weder der zukünftige Alpha oder Beta des dieses Rudels, aber ich bin der nächste Anführer der Krieger in unserem Rudel. Diese Ausbildung habe ich vor fast vier Jahren angefangen und auch wenn ich am Anfang wenig begeistert von dem Gedanken war, dass ich irgendwann das Amt von Lucas übernehmen würde, so habe ich mit der Zeit gemerkt, dass ich mich in dieser Rolle wohl fühle. 

Zudem war es zu Beginn eine gelungene Möglichkeit, um mich von dem Gedanken an Amaris und wie es ihr wohl mit meinem plötzlichen Fortgehen geht, abzulenken. Und das scheint auch er von Beginn an gewusst zu haben, denn dieses Amt wird von Generation zu Generation weitergegeben, allerdings nicht innerhalb der Familie, sondern es kann prinzipiell jeder aus dem Rudel sein. 

Außerdem hat dies den ungemein Vorteil, dass ich dadurch meine Mate auch besser schützen kann im Ernstfall. Eine Sache, die ich Amaris definitiv noch erzählen muss, denn den Job in der Buchhandlung habe ich nur ihretwegen angenommen, was auch Frau Grimm weiß. 

Nur sie noch nicht. Eine Tatsache, die mich ungemein stört, aber ich will ihr auch nicht zu viel auf einmal zu muten. Schließlich habe ich beim letzten Mal erkannt, was passiert, wenn ich es doch tue. Dennoch habe ich ihr absolute Ehrlichkeit versprochen. Und das ist ein Schwur, welchen ich nicht brechen will. Meine Mondfee weiß vermutlich gar nicht, wie froh ich bin, ihr endlich alles erzählen zu können. ,,Ja, es ist einfach wundervoll. Die Möbel, die Atmosphäre und -" 

,,Ach, na endlich! Du musst Amaris sein! Du glaubst nicht, wie sehr mir Thorin in den letzten Wochen in den Ohren wegen dir lag! Freut mich, dich nun endlich kennenzulernen! Der Depp hätte uns ja auch mal einander früher vorstellen können! Ich bin übrigens Alec! Und dass er eine so hübsche Mate hat, hätte er ja auch ruhig mal erwähnen können!" 

Ich werde ihn umbringen! Mir entfährt ein kurzes, dafür aber sehr bedrohliches Knurren. Alec hebt sofort beruhigend die Hände.,,Hey, Bro. Ich weiß, dass sie dir gehört!" Sofort legt er seinen Kopf leicht schief und demonstriert mir somit seine Unterwürfigkeit. Normalerweise würde dies vermutlich ausreichen, damit mein inneres Tier sich wieder beruhigt, da die Gefährtenbindung zwischen mir und meiner Mondfee allerdings noch nicht gefestigt ist, woran mich mein innerer Wolf immer wieder schmerzlich erinnert und ich zudem momentan nicht die leiseste Ahnung habe, wo ich genau bei ihr stehe, untermalen seine Worte lediglich den traurigen Fakt, dass sie eben nicht zu mir gehört. 

Das macht die ganze Sache irgendwie noch schlimmer und lässt den wölfischen Teil in mir fast durchdrehen. Alecs Worte sind somit wie Wassertropfen auf einem heißen Stein. Auch dass sich Amaris bei diesen Worten direkt neben mir versteift und sofort versucht ein Stück von mir abzurücken, ist gerade alles andere als hilfreich. 

Bedingt durch die unbedachten Worte meines besten Freundes stuft dieser ihn im Augenblick als potenziellen Konkurrenten ein, obgleich der rationale Teil in mir genau weiß, dass Alec niemals etwas von Amaris wollen würde. Dafür ist das Band, was ihn für mich zu meinem Bruder macht, zu eng. ,,Thorin, lass mich los! Auf der Stelle!" 

,,Amaris-" Ohne dass ich es verhindern kann, entweicht mir ungewollt ein weiteres Knurren, was diese endgültig ängstlich zusammenzucken lässt, woraufhin mein Wolf sofort anfängt zu winseln. Er würde ihr nie etwas tun und ich sowieso nicht, allerdings versucht dieser nun durch meine innere Mauern zu gelangen, um seine Gefährtin zu schützen, um sich um sie zu kümmern. Das er dabei aber der Grund für ihre Panik ist, sieht er nicht. Und sein Erscheinen würde die gesamte Situation gerade lediglich verschlimmern. 

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