Der Widerstand

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Vollkommen in Gedanken versunken spazierte Clarissa zu Horts Wohnung. Es war bereits später Nachmittag und der glühende Feuerball am Himmel warf bereits lange Schatten. 

Fast schon beschämt von sich selbst dachte Clarissa daran zurück, als sie das Café mit Lesso verließ, ohne den anderen auch nur ein Wort zu sagen. Sie waren hier um den Fluch des Herrschers zu brechen und nicht um mit ihrer besten Freundin stundenlang auf dem Sofa in ihrer Wohnung zu sitzen und ihren Geschichten zu lauschen. So kannte sie sich gar nicht... Sie musste ihre Gedanken wieder hundertprozentig auf ihre Mission richten, sonst würde ihr das sicher irgendwann in den Rücken fallen.

Seufzend rieb sich die Wunschfee die Augen und zog Lessos Mantel enger um sich. Ihre Freundin hat ihn ihr beim Abschied gegeben, weil es doch um einige Grad abgekühlt hatte, und Lesso nicht wollte, dass sich Clarissa erkältete. Unwillkürlich musste sie lächeln und bemerkte nicht wie ihre Schützlinge ihr entgegenkamen.

Erst als Hort mit der Hand vor ihren Gesicht wedelte, riss es Clarissa aus ihren Gedanken.

,,Kommst du mit zur Anführerin?", fragte Hort und Hester schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. ,,Rede doch NOCH lauter!", zischte sie kopfschüttelnd.

,,Ja natürlich! Sie hat einem Treffen zugestimmt?", fragte Täubchen erfreut und schloss sich ihren Schützlingen an.

,,Ja, leider...", brummte Hester, die offenbar ganz und gar nicht zufrieden mit der Entscheidung war.

,,Wieso leider? Wir liefern Informationen - schon vergessen?" meinte Agatha an Hester gewandt.

Diese knirschte mit den Zähnen. ,,Ihr taucht plötzlich hier auf mit einer unglaubwürdigen Geschichte und plappert irgendwas von einer zweiten Dimension. Wer garantiert mir, dass ihr keine Spitzel von IHM seid, die in den Widerstand wollen? Ihr seid noch nicht lange hier, unvorsichtig und viel zu viele für den Widerstand..."

,,Also misstraust du uns?", hakte Agatha nach, doch ehe Hester etwas darauf antworten konnte, plapperte Sophie: ,,Aber euer Boss sagt was Sache ist und die ist nicht so blöd wie ihr!"

Hester ließ ihre Knöchel knacksen und wollte schon auf Sophie losgehen, aber Anadil hielt sie zurück. ,,Stimmt doch was sie sagt!", meinte Dot und zog damit Hesters Wut auf sich. Der Rest der Gruppe ignorierte die beiden Streithähne und Anadil führte sie in ein zerfallenes Haus im heruntergekommenen Teil der Stadt. 

Vor der Tür angekommen, klopfte Anadil schnell an unterschiedliche Stellen an der Tür, als sie fertig war, öffnete sie die Tür und sie traten in einen staubigen Gang. Die Luft roch modrig und die kaputten Fenster waren mir Decken verhangen. Spärlich fiel das Licht an den undichten Stellen vorbei und Staub tanzte in den Lichtkegeln. Die Wände waren hölzern und feucht. Der Boden knarrte bei jedem Schritt.

Mit ungutem Gefühl gingen sie hinter Anadil her in ein Zimmer. Umgekippte Bücherregale, zerstörte Schreibtische und vergilbte Karten an den Wänden ließen erahnen, dass dieser Raum wohl einmal ein Arbeitszimmer war.

Mit geschickten Fingern zog Anadil an einem Teppich und zog ihn ein Stück zu sich. Agatha kniff die Augen zusammen. Unter dem Teppich waren kaum erkennbar ein paar Dielen lose, welche Anadil zur Seite schob und eine hölzerne Treppe kam zum Vorschein.

Mit wackeligen Knien stiegen sie nacheinander hinab in einen stockdunklen Gang, welchen sie einige Zeit folgten, ehe sie eine ähnliche Treppe wieder hinaufgingen.

Gleißend helles Licht begrüßte sie und als sie sich daran gewöhnt hatten, trauten sie ihren Augen kaum.

Der Gang hatte sie in eine Hütte weit entfernt von der Stadt geführt und in dieser Hütte saß bei einen Holzofen jemanden, mit dem sie niemals gerechnet hätten.

Agatha klappte der Mund auf und auch Sophie musste zweimal hinsehen, um sich sicher zu sein, dass sie nicht träumte. 

,,Mum...", hauchte Agatha und sprang Callis voller Freude um den Hals.

Hort blickte verwirrt auf das Bild, welches ihm bot. ,,Mum? Die Anführerin des Widerstandes ist deine MUM?!"

Callis, die wie die Ruhe selbst wirkte, schaffte es schließlich sich aus Agathas Umklammerung zu befreien und sprach: ,,Es ist wohl so einiges komplizierter als ich dachte... Kommt! Setzt euch zu mir. Hester meinte ihr hättet eine Geschichte." Mit einem Blick auf Agatha fügte sie hinzu: ,,Eine erklärende Geschichte, hoffe ich."

Wie befohlen nahmen sie alle Platz und Clarissa begann zu erzählen: ,,Der Herrscher hat in unserer Welt alle Königreiche unterjocht und dann einen Fluch gesprochen, der alle in diese Welt verbannt hat und hat ihnen die Erinnerungen gelöscht. Wir sind auch in eure Welt gekommen und versuchen jetzt euch wieder "erinnern" zu lassen, damit wir hier gemeinsam rauskommen! In unsere Welt!"

Callis nickte langsam und starrte nachdenklich in die Flammen des Holzofens.

,,Und Sophie nennt mich manchmal Hort, weil sie mich in ihrer Welt liebt!", fügte Hort plötzlich hinzu. ,,Und das ist nicht dein Name?", fragte Callis seltsam interessiert.

,,Manche Menschen heißen plötzlich anders als bei uns...", erklärte Agatha.

,,Wer heißt anders?", hakte Callis nach.

Clarissa dachte nach und meinte dann: ,,Tedros heißt Cliff. Hort heißt Davis. Und die drei Hexen auch."

Callis sah zu ihren drei Mitgliedern des Widerstandes und nickte. ,,Wie heiße ich?"

,,Na Callis, wie denn sonst!", antwortete Sophie und die drei Hexen starrten sie verwundert an.

,,Ich glaube eurer Geschichte... Und ich denke nun weiß ich wie man den Herrscher stoppen kann", sagte Callis, ,,Ihr braucht dafür all jene, deren Namen er verändert hat und dann fügt sich das Schicksal ganz alleine zusammen..."

Verwirrt blickten alle in der Runde zu Callis und bemerkten dabei nicht die blauen Schmetterlinge am Fenstersims, die langsam ihre Flügel ausbreiteten und in die Dämmerung flatterten.

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So... Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Was passiert als nächstes? Habt ihr Theorien?

Seid gespannt!

LG und schönen Tag noch!

The school for good and Evil ff {Fire and Ice}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt