𝟟. 𝕄𝕚𝕔𝕙𝕚

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Am Montag, kurz bevor unsere Schicht endete, wurden Maike und ich überrascht. Die Tür ging auf, die kleine Glocke klingelte und Michi und Toni stolzierten herein. Ich riss meine Augen auf. Dann suchte ich Maikes Blick.

»Sind sie das?«, fragte ich sie.

»Ja. Ich glaube es nicht.«

Wir stürmten beide los und umrannten Michi beinahe, als wir ihm umarmten. Da Maike kurz vor mir angekommen war, ich aber nicht warten konnte, wurde es zu einer Gruppenumarmung.

»Werde ich auch beachtet?«, fragte Toni.

»Niemand mochte dich«, neckte Michi, doch er streckte seinen Arm aus, um ihn in die Gruppenumarmung einzuladen. Ich war so überrascht und überwältigt, meinen besten Freund zu sehen, dass mir eine kleine Träne über die Wange kullerte.

»Ich glaube, du hast da was«, sagte Maike und wischte die Träne auf meiner warmen Haut weg. »Ein Stück Rührung.«

Ich beachtete sie nicht weiter, sondern musterte Michi. Ich hatte ihn und Toni, seinen Freund, den ganzen Sommer über nicht gesehen. Michi trug ein rotes Shirt und seine braunen Locken, die wild durcheinander fielen und wie Maikes Locken aussahen, wurden kürzlich geschnitten. Auf der Nase saß seine runde Brille.

»Ihr müsst uns so viel erzählen«, sagte ich.

»Arbeitet ihr nicht gerade?«, fragte Toni.

»Ja, aber deren Arbeit ist nicht so wichtig wie ich«, behauptete Michi. Ich grinste. Solche selbstsicheren Kommentare hatte ich vermisst.

»Bruderherz, willst du was trinken?« Michi schüttelte den Kopf. »Toni du?« Maike durchbohrte ihn mit einem Blick und er antwortete schließlich. »Ein Wasser für mich und für meinen Partner bitte auch.« Er zwinkerte Maike zu.

»Geht doch.«

»Ich kann mir das auch selbst holen. Ich bin hier aufgewachsen.« Michi hob das Kinn und ging Richtung Küche. Dabei griff er nach Tonis Hand. Niemand starrte uns an, nur ein paar neugierige Blicke wurden uns zugeworfen. Die Menschen, die hier herkamen, kannten die Lustigs und mochten sowohl Lena und Lorenzo als auch ihre zwei Kinder. Mich kannten sie nun schon als Bedienung. Und Toni mischte sich einfach unter uns. Er gehörte dazu.

»Michael!« Als Lena ihren Sohn erblickte, schloss sie ihn sofort in die Arme. »Ach Toni, komm her.« Auch er bekam eine herzliche Umarmung. »Nun erzählt doch mal, was habt ihr den ganzen Sommer getrieben? Maike, bitte vernachlässige die Kunden nicht.«

»Ich möchte daran erinnern, dass Levi auch noch hier ist«, beschwerte sie sich.

»Ich helfe dir.« Ich verdrehte die Augen, nahm ihre Hand und zog sie sanft aus der Küche.

»Ich fasse es nicht. Mom hat dich lieber als mich.« Maike reckte beleidigt das Kinn. Ich legte meinen Kopf schief und grinste.

»Dafür war all die Mühe wert. Jetzt bin ich wohl Lenas Liebling. Jetzt muss ich nur noch Michi von seinem Thron wegkicken«, scherzte ich.

»Na gut, ich muss zugeben, dass ich sehr lange ihr Liebling war. Besser gesagt ihr Schützling. Da hat Michi wohl ein bisschen Anerkennung verdient«, murmelte Maike.

Ich nickte.

»Ich hätte gerne einen Cappuccino«, sagte ein junger Mann, der mit seinen Fingern auf der Theke herumtrommelte.

»Kommt sofort«, versicherte ich ihm und wandte mich der Kaffeemaschine zu.

Nach diesem Kunden schaute ich mich im Café um und entdeckte ein paar Menschen, die etwas bestellen wollten. Ich lief zu einer jungen Frau. Vor ihr stand ein Laptop, neben und um diesen herum verteilt lagen Blätter mit Notizen sowie einige Stifte. Die Frau raufte sich die Haare.

𝔻𝔸𝕊 𝕃𝔼𝔹𝔼ℕ 𝕌ℕ𝔻 𝕀ℂℍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt